FRANKFURTER OSTEN – Kunden sind zufrieden mit dem Rufbussystem Knut – Kinderkrankheit wurde ausgemerzt
Vor 100 Tagen ist das Rufbussystem Knut mit großem Tamtam an den Start gegangen. Der Streit darüber, wie der Bestell-Bus – neudeutsch das On-Demand-Angebot – ausgestaltet werden sollte, ist noch älter. Nachtfahrten an den Wochenenden wurden in Nieder-Erlenbach gefordert, damit auch Partyschwärmer um drei Uhr früh den Rufbus nutzen können. Oder dass die drei Mercedes E-Vito Busse auch in die Nachbargemeinden nach Bad Vilbel oder Bad Homburg fahren sollten. Immer gehörte zu diesen Forderungen die Argumentation: Wenn das Angebot nicht attraktiv ist, wird es erst nicht angenommen, und dann wegen Unwirtschaftlichkeit nicht verlängert.
Wie wurde das Rufbussystem also bisher in den ersten 100 Tagen angenommen? Seit dem Start Anfang Oktober seien rund 1500 Fahrgäste mit Knut gefahren, teilt die Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft Traffiq mit. Manche dieser Fahrgäste haben auch mehr als einmal das Angebot genutzt. Um die Zahl einzuordnen: Die drei Rufbusse steuern Nieder-Erlenbach, Harheim, Bonames und Nieder-Eschbach an. In diesen Stadtteilen leben insgesamt rund 28 000 Menschen.
Kosten: Eine halbe Million Euro
Die Kosten für Knut beliefen sich in den knapp dreieinhalb Monaten auf fast eine halbe Million Euro. 485 000 Euro fielen an Personal-, Fahrzeug- und anderen Betriebskosten und für Werbung an. Und Knut soll weiter beworben werden, um mehr Bewohner für das System zu gewinnen. Derzeit läuft eine Rabattaktion, für die mit Plakaten und im Internet geworben wird. Im Februar soll eine weitere Plakataktion starten. Weitere Werbe- und Informationskampagnen stehen wegen der Corona-Pandemie auf der Kippe.
Aus Sicht von Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU im Römer, sind 1500 Fahrgäste mehr als er erwartet hat. Dennoch plädiert er dafür, die Zeiten und das Einsatzgebiet auszuweiten. “Der Versuch ist auch eine Chance, neue Verbindungen, etwa nach Bad Vilbel auszuprobieren.” Nur wenn mit Knut neue Verbindungen angeboten würden, ließen sich auch neue Kunden gewinnen.
Die bisherigen Fahrgäste mochten das Angebot. “Knapp jeder zweite Fahrgast bewertete die Fahrt und das im Schnitt mit 4,9 von 5 möglichen Punkten für die Kriterien: Fahrer, Fahrt und Fahrzeug”, teilt Traffiq mit.
Ein Umweg und Ärger an der Ladesäule
In den ersten 100 Tagen haben Traffiq und der RMV auch verschiedene Kinderkrankheiten ausgemerzt. So fuhr der Rufbus ursprünglich nicht über die Niddabrücke zwischen Harheim und Berkersheim. Wer von der Berkersheimer S-Bahnstation etwa nach Harheim fahren wollte, fuhr eine längere – und teurere – Route. Auch gab es Beschwerden aus Nieder-Eschbach, weil Knut dort eine Ladesäule an einem Discounter für andere E-Autos blockiere. Ursprünglich sollten die Kleinbusse auf einem Gelände am Bad Vilbeler Bahnhof geladen werden. Traffiq und die Betreiberfirma Clevershuttle haben die Fahrer inzwischen angewiesen, die Säulen zu räumen, sobald eine Privatperson laden möchte.
Für die Frage, ob sich das Rufbussystem nun etablieren oder der Versuch scheitern wird, ist die 100-Tage-Bilanz nur bedingt aussagekräftig. “Man sagt, es dauert zwei Jahre, ehe eine neue Bus- oder Bahnverbindung angenommen wird”, sagt Nagel. Da bleibt Knut noch Zeit, sich beliebt zu machen. Friedrich Reinhardt
Chance vertan: Statt 30 Fahrzeugen nur 3 – doch die sollen auch nachts fahren
Der Ortsbeirat 14 (Harheim) möchte den On-Demand-Shuttle-Service stärken. Dafür haben die Ortsbeiratsmitglieder verschiedene Ideen. Ein Antrag der SPD forderte in der vergangenen Sitzung, dass mehr Geld in Werbung und Marketing für die Knut-Busse fließen sollte. “Wir bitten den Magistrat zu prüfen und zu berichten, welche Maßnahmen in Planung sind, um die Auslastung und Attraktivität von Knut zu steigern und gleichzeitig beizubehalten”, las Sebastian Menges aus dem Antrag seiner Fraktion vor. “Gleichzeitig bitten wir um Informationen darüber, wie das Angebot bisher angenommen wurde und welche Rückmeldungen der Nutzer dazu bisher eingegangen sind.” Marcus Kapust (BFF) meldete sich als erster zu Wort: “Es gibt viele Statistiken, die belegen, dass sich dieses Modell für die Verkehrsgesellschaften sehr lohnt. In Duisburg beispielsweise fahren die Busse durch 14 Stadtteile ergänzend zum ÖPNV, denn sie fahren eben auch nachts, wenn die jungen Leute zurück nach Hause wollen und Bus und Bahn nicht mehr unterwegs sind.” Die Ausweitung des Angebots sowie Nachtfahrten wären auch für die Knut-Busse ein wichtiger nächster Schritt, führte Kapust aus, deshalb könnte das direkt mitbeantragt werden, fand er. Stadtverordnete Kristina Luxen (SPD) meldete sich daraufhin: “Frankfurt hat mit den Bussen wegen Sparmaßnahmen eine große Chance vertan. Wir hätten 30 Busse haben können, jetzt sind es nur drei.” Der SPD-Antrag gehe aber in die richtige Richtung, erläuterte sie, denn wenn in wenigen Jahren Bilanz gezogen wird, komme es darauf an, wie viele Menschen die Busse tatsächlich genutzt haben. “Wenn wir das also erstmal erreichen, können wir dafür sorgen, dass die Busse in Zukunft stärker finanziert werden und das Angebot ausgeweitet werden kann”, so Luxen. Ortsvorsteher Frank Immel (CDU) sah das ähnlich: “Ich finde es richtig, im ersten Schritt die Busse bekannter zu machen. Denn daran schließt sich alles weitere an.” Der Antrag wurde einstimmig angenommen. nm