NORDEND – Neuer Vorschlag könnte Gefahrenstelle am Friedberger Platz schnell entschärfen

180 000 Euro hat es gekostet, die Radstreifen von der Alten Brücke bis zum Friedberger Platz anzulegen, die gestern unter anderem Verkehrsdezernent Klaus Oesterling gleich einmal abradelte. Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) vertritt den Standpunkt, dass Radfahrer auf dem kürzesten Weg von A nach B kommen und deshalb Radwege entlang der Hauptverkehrsachsen führen sollen. Wohl deshalb weigert er sich, die von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Umfahrung auf einem Teilstück der Friedberger Landstraße umzusetzen. Die Strecke soll auf dem Abschnitt zwischen Friedberger Platz und Matthias Beltz-Platz über Bornheimer Landstraße, Rotlint- und Egenolffstraße führen. “Ich zweifle, ob sie angenommen wird”, sagte er gestern bei der offiziellen Eröffnung der neuen Fahrradwege in beide Richtungen zwischen Friedberger Tor und Friedberger Warte.

Oesterling will lieber über die vom Radentscheid genannten Alternativen diskutieren. Allerdings hält auch er eine schnelle Lösung für angebracht, um die Gefahrenstelle unmittelbar am Friedberger Platz zu entschärfen. Stadtauswärts endet dort der 2,30 Meter breite, rot markierte Radstreifen und mündet direkt in die Spur für Autofahrer. Weil die aber abrupt nach rechts scheren, um Zusammenstöße mit der Straßenbahn zu vermeiden, ist es dort gefährlich für Radfahrer.

Unabhängig davon sprach Oesterling von einem guten Tag. Radfahrer seien hier nun sicherer unterwegs. Der 1,7 Kilometer lange Streifen sei aber einer der am meisten umstrittenen Radwegeplanungen der vergangenen Jahrzehnte gewesen, führte Oesterling aus. Pro Fahrtrichtung wurde je eine der beiden Fahrbahnen als Radstreifen markiert. “IHK und Handwerkskammer befürchten, dass der Verkehr zusammenbricht. Ich sehe aber nichts davon”, betonte Oesterling.

Längs- statt Schrägparkplätze

Das Vorhaben in der Friedberger ist eines auf einer Liste von Ausbauprojekten, die das Stadtparlament 2019 beschlossen hatte – als Reaktion darauf, dass Aktivisten rund 40 000 Unterschriften für einen Bürgerentscheid zum Radverkehr vorgelegt hatten. Heiko Nicklas vom Radentscheid erklärte, dass “etwas geheilt” werde. Denn jetzt sei die nach dem Zweiten Weltkrieg exklusiv für Autos gezogene Trasse für Radler nutzbar. Auch er forderte einen schnellen Lückenschluss. Sein Vorschlag: Längs- statt Schrägparken auf dem Abschnitt zwischen Friedberger Platz und Beltz-Platz und auf dem so entstehenden Platz einen Radweg anlegen.

Das unterstützt Bertram Giebler vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Die Maßnahme sei schnell umsetzbar, ohnehin habe es hier schon mal einen Radweg gegeben. Die schlechte Nachricht für Autobesitzer: 25 Parkplätze würden entfallen. Der Kritik, dass die Radwege in der Friedberger wenig genutzt werden, widerspricht Giebeler: “Erfahrungsgemäß dauert das etwas, jetzt sind viele unterwegs.”

Wolfgang Siefert, Vorsitzender des Verkehrsausschusses, sprach von einem “großen Lichtblick” und einem Zeichen, dass “wir vorankommen und der öffentliche Raum gerecht aufgeteilt wird”. Oesterling untermauerte das mit Zahlen: Radfahrer machten einen Anteil von 20 Prozent am  Gesamtverkehrsaufkommen aus. Der motorisierte Verkehr könne nicht mehr so viel Raum beanspruchen. “Radfahrer haben ein Recht auf mehr Platz.” Und in der Friedberger Straße geht es weiter, so Oesterling. Ziel sei ein durchgängiger Radweg zwischen Sachsenhäuser und Friedberger Warte.

Der durch die geänderte Verkehrsführung verursachte Lärm sei Anwohnern in der Friedberger nicht zumutbar, findet Frank Nagel (CDU). Den verursachen Autos, die auf dem Kopfsteinpflaster zwischen den Gleisen fahren. Die CDU im Ortsbeirat 3 hat das Thema auf dem Schirm. Laut der Fraktionsvorsitzenden Claudia Ehrhardt fordert die CDU, das Pflaster gegen Flüsterasphalt auszutauschen.

Matthias Bittner

KOMMENTAR

Zweifeln heißt nicht wissen

MATTHIAS BITTNER

Als einen guten Tag bezeichnete Verkehrsdezernent Klaus Oesterling gestern die offizielle Eröffnung der 1,7 Kilometer langen Radspuren von der Alten Brücke bis zum Friedberger Platz. Das stimmt. Die Strecke war bislang für Radler viel zu gefährlich und folglich nicht nutzbar. Noch besser wäre der Tag gewesen, wenn zugleich das Teilstück zwischen Friedberger Platz und Matthias-Beltz-Platz freigegeben worden wäre. Auf diesem Abschnitt fehlt der Radstreifen. An der Fußgängerampel am Friedberger Platz geht der rot markierte Streifen stattdessen abrupt direkt in die Spur für Autofahrer über – das ist eine tückische Gefahrenstelle. Diese hätte vermieden werden können, wenn die von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Umfahrung über Bornheimer Landstraße, Rotlintstraße und Egenolffstraße zeitgleich umgesetzt worden wäre. Doch Oesterling weigert sich, die Pläne umzusetzen. Er zweifelt, ob die Umfahrung angenommen wird. Zweifeln heißt aber nicht wissen. Ganz sicher aber droht Oesterling jetzt Krach mit der CDU. Die hatte dem Radstreifen nur zugestimmt, wenn die Umfahrung kommt, und fühlt sich nun hinters Licht geführt.