Stadt sieht Verkehrskonzept dennoch auf dem richtigen Weg

Frankfurt – Die Berliner Straße hat das Reduzieren von zwei auf eine Fahrspur für Autos, Laster und Busse je Fahrtrichtung gut verkraftet. Davon ist die Stadtregierung überzeugt. Im Alltag zeigt sich: Problemlos fließt der Verkehr auf der wichtigen Ost-West-Achse in der Innenstadt allerdings beileibe nicht.

In den Osterferien war es der Fahrzeugmagistrale an der Paulskirche vorbei an den Kragen gegangen: Ohnehin hatte die Fahrbahndecke erneuert werden müssen, anschließend ließ die Stadt die wichtige Ost-West-Straße zwischen Willy-Brandt-Platz und Allerheiligentor gleich noch neu markieren. Statt zuvor vier normale Fahrspuren gibt es nun nur noch derer zwei sowie jeweils ein breiter, rot markierter Fahrradstreifen.

Nichts so richtig Neues in der Stadt: Auch zum Beispiel auf der Friedberger Landstraße, der Konrad-Adenauer-, Konrad-Schumacher-, Mainzer Landstraße, Hanauer Landstraße, Gutleutstraße entstanden solche Fahrradspuren, nachdem das Parlament 2019 den Ausbau der Rad-Infrastruktur beschlossen hatten.

Die Folge: Es komme nun regelmäßig zu Stau und Behinderungen an der Kreuzung der Berliner Straße mit dem Kornmarkt, erklärt CDU-Verkehrsexperte Frank Nagel. Nur noch auf eine Spur reduziert reiche die Kapazität der Berliner Straße nicht aus. “Als Verkehrsachse in Ost-West-Richtung hat diese Straße jedoch eine wichtige Funktion im Frankfurter Verkehrsnetz und ist entsprechend ausgelastet”, erinnert Nagel. Das Mobilitätsdezernat habe die Umgestaltung “ohne flankierende Maßnahmen” vorgenommen, also ohne für Autos, Laster und Busse Alternativen zu bieten. Das führe nun zu Staus.

Nagel hat das zum Anlass genommen, in der jüngsten Sitzung der Stadtverordneten nachzuhaken, wie der Magistrat darauf reagiere. Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne) räumt in seiner schriftlichen Antwort auch ein, dass es “nach der Neuaufteilung des Straßenraumes” auf der Ost-West-Achse “im Zulauf auf den Kornmarkt zu höheren Verlustzeiten für den motorisierten Individualverkehr” gekommen sei.

Allerdings weist er die Schilderung Nagels indirekt zurück, wonach es noch immer zu einem Stau-Problem an der Kreuzung Kornmarkt komme. Die Daten der Verkehrsleitzentrale hätten zwar “einen Anstieg der Verlustzeiten mit einigen deutlichen Peaks im Tagesverlauf im Monat Mai” gezeigt. “Erfreulich aber ist, dass bereits im Juni die Messdaten wie erwartet, wenn auch recht früh, auf dem Niveau wie vor Umsetzung der Maßnahme lagen”, schildert Majer.

Rückstau bis zum Kornmarkt

Allein: Die Staus an der Kreuzung Kornmarkt gibt es nach wie vor an vielen Tagen, nicht selten schon ab Mittag. Auch die Ursache zeigt sich sehr klar für den Beobachter: Da auf eine Fahrspur reduziert, können wesentlich weniger Fahrzeuge die hochfrequentierte Fußgängerampel im Verlauf der Neuen Kräme passieren. Das führt zum Rückstau bis zur Kreuzung Kornmarkt. Auf dieser Kreuzung wiederum kommt es zu Problemen, da Autos unzulässig oder wegen fehlender Einsehbarkeit in die Kreuzung einfahren, obschon die Straße Richtung Osten durch den Stau blockiert ist.

Nochmals verschärft wird die Situation seit 11. Juli und bis Ende der Sommerferien. Seither ist der parallel verlaufende Mainkai gesperrt, weshalb weitere Laster, Autos und Busse in die Berliner Straße als die nördlich nächstgelegene Alternative ausweichen. Als offizielle Umfahrungen verweist die Stadt allerdings auf den City-/Anlagenring und den Alleenring sowie – für Lastwagen – auf eine südmainische Umfahrung via Osthafenbrücke, Mörfelder Landstraße und Friedensbrücke.

In seiner Antwort auf Nagels Frage geht Majer übrigens nicht auf den Hinweis des CDU-Politikers ein, wonach die Umgestaltung zugunsten des Fahrrad- und Lieferverkehrs erfolgt sei. Im Gegenteil: Ohne es direkt auszusprechen, widerspricht Majer Nagel. Er führt nämlich an, dass etwas weiter östlich – schon in der Battonstraße – in Höhe der Straßenbahnhaltestelle Börneplatz eine Fahrspur entfallen müssen, wenn der Bahnsteig für den Einsatz längerer Trams verlängert wird.

Dann soll, in der Tat, hier eine der zwei Geradeausfahrspuren in Richtung Allerheiligentor wegfallen. Allerdings ist die rechte davon ohnehin häufig durch wartende Rechtsabbieger blockiert, für die künftig eine eigene Spur vorhanden sein soll. Den Umbau hier hat das Dezernat für diesen November angekündigt.

Die Darstellung, dass der Verkehr in der Berliner Straße wieder wie vor der Fahrradspur-Markierung rollt, ist für den Mobilitätsdezernent Anlass fürs Frohlocken. “Wir sehen uns auf unserem Weg bestätigt, kontinuierlich und mit Augenmaß den Verkehrsraum in Frankfurt zugunsten des Umweltverbundes neu zu denken”, schreibt Stefan Majer, “und die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung mutig umzusetzen.”