NAHVERKEHR – VGF will 35 ältere Wagen verkaufen – Flotte danach zu klein für Bedarf

Frankfurt – Einen Teil ihrer Straßenbahnflotte will die Frankfurter Verkehrsgesellschaft (VGF) nach Ungarn verkaufen. Dabei geht es um 35 Wagen der Baureihe R aus den 90er Jahren. Man stehe “in konstruktiven und freundlichen Gesprächen” darüber, bestätigt VGF-Sprecher Bernd Conrads. Mit dem Verkauf würden in Frankfurt zusätzliche Bestellungen neuer Fahrzeuge nötig, damit die Stadt ihre geplanten Ausweitungen des Straßenbahnangebots umsetzen könnte.

35 der derzeit 38 R-Wagen aus Frankfurt habe die Stadt Budapest gekauft, schreibt eine ungarische Internet-Nachrichtenseite und beruft sich auf Angaben der Budapester Verkehrsgesellschaft BKK. Demnach sollten die Fahrzeuge aus Frankfurt neu lackiert, mit einer Klimaanlage versehen und von 2022 bis 2026 nach und nach geliefert werden.

Das Geschäft sei noch nicht abgeschlossen, dementiert VGF-Sprecher Conrads, und man stehe noch in Verhandlungen. “Details zum Verkauf der R-Wagen werden erst nach Abschluss eines Vertrags genannt.” Er betont allerdings, dass der Verkauf koordiniert werde mit der Auslieferung der neuen Straßenbahnwagen vom Typ T. Genau 45 von diesen hat die VGF bestellt, die Lieferung des ersten Fahrzeugs verzögert sich seit vorigem Herbst wegen Corona-Einschränkungen im Werk von Hersteller Alstom immer weiter.

In den kommenden Jahren sollen die 45 neuen Fahrzeuge die 38 alten Bahnen vom Typ R ersetzen. Fahrgäste erkennen diese daran, dass sie unklimatisiert sind und nur über drei Sitzplätze je Reihe verfügen. Zudem ersetzen diese T-Wagen sieben noch ältere P-Wagen aus den 1970er Jahren. Diese wurden in den Tram-Betrieb zurückgeholt, da die Stadt Frankfurt das Angebot wegen der großen Nachfrage ausweiten musste. Erst im März hatten die Stadtverordneten mit dem Straßenbahnkonzept von Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) einen noch weiteren Ausbau des Straßenbahnangebots bis 2025 beschlossen. Unter anderem soll bis dahin auf vielen Strecken der Takt verdichtet werden.

Dafür werden zusätzliche Linien eingerichtet, die neue Direktverbindungen zwischen Stadtteilen bieten, etwa von Höchst nach Oberrad. Um das Angebot derart ausweiten zu können, hat die städtische Nahverkehrsorganisation Traffiq einen Bedarf von 137 Straßenbahnfahrzeugen für das Jahr 2025 ermittelt. Sobald die Ringstraßenbahn in der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre hinzu kommt, seien sogar 146 Wagen nötig. Ohne die R-Wagen kann die VGF diesen Bedarf aber nicht decken. 74 Wagen vom Typ S hat sie in Betrieb. Rechnet man die 45 T-Wagen hinzu, liegt der Bestand zur Mitte des Jahrzehnts dennoch bei nur 119 Fahrzeugen. Das sind aber 18 Trams zu wenig, um das Straßenbahnkonzept umzusetzen, und 27 zu wenig, wenn die Ringstraßenbahn in Betrieb geht. Immerhin: Die VGF habe eine Option, 13 weitere T-Wagen zu bestellen, erklärt Bernd Conrads.

Muss die Super-Tram schon 2025 rollen?

Daher könnte für die übrigen Fahrzeuge womöglich schon bald die Bestellung einer weiteren Baureihe notwendig werden, deren erste Fahrzeuge ja bereits etwa im Jahr 2025 benötigt werden. Dass die Bestellung einer solchen weiteren Baureihe nötig würde, hatte Oesterling bereits im vorigen Jahr in dieser Zeitung angekündigt. Diese Super-Tram soll dann mit 2,65 Metern so breit wie die U-Bahn-Fahrzeuge sein – und damit 20 Zentimeter breiter als die bisherigen Straßenbahnen.

Dadurch entsteht mehr Kapazität für Passagiere und der Fahrgastwechsel kann schneller erfolgen. Große Teile des Straßenbahnnetzes sind laut Oesterling bereits auf den Einsatz von breiteren Fahrzeuge vorbereitet. Einige zentrale Stellen wie Hauptbahnhof und Galluswarte müssen dafür jedoch noch umgebaut werden.