Baumgutachten zu U4-Tunnel Mitte ’22 fertig
Umweltdezernentin Rosemarie Heilig präzisiert Angaben.
Frankfurt -Das Baumgutachten für Grüneburgpark und Palmengarten zum U4-Lückenschluss soll voraussichtlich im Sommer 2022 vorliegen. Das kündigt Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) an. Mit dem Gutachten will die Stadt den Kritikern entgegenkommen, die sich gegen den Bau eines U4-Tunnels unter den Grünanlagen zu einer Haltestelle unter dem Universitätscampus Westend stemmen. Sie befürchten Schäden fürs Grün durch den Tunnel.
Das Gutachten soll unter anderem rund 700 Bäume entlang der möglichen Tunneltrasse bewerten, erläutert Heilig. Für das Gutachten sei ein Untersuchungskorridor vorgegeben worden, der sich zusammensetzt aus der variablen Breite der geplanten Trasse – der Variante 3a – mit rund zehn bis 30 Metern sowie jeweils 30 Metern seitlich der Trasse. “Daraus resultiert eine Korridorbreite von 70 bis 90 Metern”, erklärt die Umweltdezernentin.
Vermitteln, dass das Problem erkannt ist
Ziel des Gutachtens sei, “sowohl den quantitativen als auch qualitativen Wert der betroffenen Anlagen so präzise wie möglich deutlich zu machen”. Der Bevölkerung solle zudem “vermittelt werden, dass die Problematik, die mit der Untertunnelung verbunden ist, erkannt wurde und dementsprechend untersucht und dargestellt wurde”, erklärt Heilig.
Initiativen, die sich gegen den U-Bahn-Tunnel unter den Parks und damit gegen den U-Bahn-Anschluss für die Universität aussprechen, hatten zuletzt das Vorgehen der Stadt bei der Auswahl des Gutachters für ein zweites Gutachten kritisiert: die Grundwasseruntersuchung. Dafür hat die Stadt über das Verkehrsdezernat ein Bielefelder Fachbüro ausgewählt. Es sei ausgewählt worden, “da es bereits ein großes umfangreiches Wissen über die hydrologischen und geotechnischen Gegebenheiten in Frankfurt besitzt”. So erklärte es der Magistrat auf eine Anfrage auf dem Ortsbeirat 2 (Westend, Bockenheim). “Das Fachbüro hat in den letzten 30 Jahren für einige andere ähnliche Projekte in Frankfurt Untersuchungen durchgeführt, die dazu geführt haben, dass durch diese Maßnahmen keine dauerhaften gravierenden negativen Auswirkungen auf die Hydrologie und die Botanik entstanden sind.”
Die Direktvergabe kritisieren die Tunnelgegner als “Gefälligkeitsgutachten”. Nach dieser Reaktion hatte eine Sprecherin von Rosemarie Heilig auf Anfrage dieser Zeitung erklärt, dass es ein Interessenbekundungsverfahren gegeben habe, bei dem sich fünf Büros beworben hätten und zwei in die engere Wahl gekommen seien. Diese Aussagen bezögen sich allerdings auf das Baumgutachten und nicht auf die Grundwasseruntersuchung, stellt die Umweltdezernentin nun klar. Das sei in der Berichterstattung durcheinander gebracht worden.
Oesterling schweigt zur Direktvergabe
Beim Grundwassergutachten des Verkehrsdezernats sollen rund ein Jahr nach Beauftragung erste Ergebnisse vorliegen, erklärt Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD). Wann es beauftragt wurde und ob die direkte Vergabe ein übliches Verfahren ist, dazu äußerte er sich auf Nachfrage bislang nicht. Das Grundwassergutachten ist auch als formeller Teil für das Genehmigungsverfahren für den U4-Lückenschluss zwischen Bockenheimer Warte und Ginnheim notwendig.
Die neue U-Bahn-Strecke könnte – je nach Variante – 164 bis 243 Millionen Euro kosten und soll bis Ende des Jahrzehnts Realität werden. Dann soll die U4 den Nordwesten der Stadt mit dem Hauptbahnhof verbinden. Der Schlenker, der eine Haltestelle unterm Uni-Campus ermöglicht, geht auf eine Idee von CDU-Verkehrsexperte Frank Nagel zurück.
Beim Baumgutachten des Umweltdezernats werde der Bestand entlang der möglichen Trasse untersucht, erläutert Umweltdezernentin Heilig: sowohl im Grüneburgpark, Botanischen Garten und Palmengarten als auch in Zeppelinallee, August-Siebert-Straße und der Miquelanlage. Dabei würden zum einen die Werte der Bäume ermittelt.
Auch würden die Grünanlagen als Gesamtheit bewertet, ihre artenschutzrechtliche Bedeutung, ihr Nutzen für Klima, Luftreinhaltung und Erholung sowie die kulturelle und kulturhistorische Bedeutung samt des gartendenkmalpflegerischen und gestalterischen Werts. Erstellt werde das Gutachten vom Frankfurter Büro “grün3”, erklärt Dezernentin Heilig. Es koste knapp 62 000 Euro.