Frankfurt -Nach acht Wochen Sperrung wird der Mainkai am Montagmorgen wieder für Autos, Lastwagen, Motorräder und Busse freigegeben. Die innerstädtische Uferstraße war auf Antrag der Römerkoalition von Grünen, SPD, FDP und Volt gesperrt worden, vor allem um für die dauerhafte Schließung zu werben.
Zum Ende der Sperrung bereits eine erste Bilanz zu ziehen, lehnt man im Mobilitätsdezernat von Stadtrat Stefan Majer (Grüne) ab. „Dafür ist es noch zu früh“, sagt Majers Referent für Mobilität, Wolfgang Siefert. „Wir starten gerade erst das Abschlusswochenende“ und Online-Befragungen der Bürger seien erst angelaufen.
Mainkai in Frankfurt für Autos gesperrt: „Durch die Nutzung ist die Straße bunt geworden“
„Super“ sei die Öffnung des Mainkais für Fußgänger und Radfahrer gewesen, findet Katharina Knacker, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Es sei toll gewesen, wie Schulklassen, Sportvereine und Museen eingebunden waren. Die Stadt hatte ein Programm „Sommer am Main“ organisiert mit Sportangeboten, Diskussionen, Kinderspaß, Konzerten und Kunst. „Durch die Nutzung ist die Straße bunt geworden“, sagt Knacker. Sie habe „nur Positives wahrgenommen“.
Gegenüber in Sachsenhausen ein anderes Bild: „Die Verkehrsbelastung war sehr stark und in den zwei Wochen vor den Ferien und jetzt kurz vor Ende der Ferien auch wieder extrem“, sagt Herbert Schmoll von der Bürgerinitiative „Sachsenhausen wehrt sich“. Viele Mitglieder hätten sich über mehr Lärm und Abgase sehr geärgert. Vor allem den Schaumainkai und die Schweizer Straße hätten viele Autos und Lastwagen als kurze Ausweichstrecke genutzt. „Das waren fast wieder Zustände wie 2019“, als der Verkehr in der Rush-hour im Bereich Untermainbrücke zeitweise zusammengebrochen war.
Mainkai-Sperrung in Frankfurt: „Deutliche Verlagerung des Verkehrs nach Sachsenhausen“
Anders als bei der ersten testweisen Sperrung von Juli 2019 an für 13 Monate habe es diesmal aber „keine chaotischen Zustände“ gegeben, räumt Frank Nagel ein, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. „Es gab aber erneut eine sehr deutliche Verlagerung des Verkehrs nach Sachsenhausen.“ Der Mainkai sei eine wichtige Ost-West-Verbindung und die diesjährige Sperrung zeige, „dass sie nicht ohne ein ganzheitliches Konzept entfallen kann“.
Dabei hatte die Stadt Umleitungen beschildert, die Autos über Alleen-, Anlagen- und Cityring sowie Lastwagen via Mörfelder Landstraße weiträumig um die Sperrung führten. „Das konnte nicht aufgehen“, sagt Nagel. Mit Schildern gebe man vorwiegend Ortsfremden Orientierung. Den Mainkai nutzten aber fast nur Ortskundige, wie die Stadt ja selbst wisse seit der Auswertung der ersten Sperrung. „Wer sich auskennt, fährt nicht nach Schildern, sondern nutzt die nächstgelegene Alternative.“
Mainkai in Frankfurt: Asphaltfläche über lange Zeiträume menschenleer
Die Auswertungen der diesjährigen Verkehrsdaten werde man für Verbesserungen im nächsten Jahr nutzen, kündigt Grünen-Politikerin Knacker an. Die Beschwerden über mehr Verkehr seien „subjektive Wahrnehmungen“. Es gebe dort „auch Anwohner, die das nicht merken“. Beschwerden würden befördert „durch vorgeprägte Meinungen durch frühere Erfahrungen“.
Trotz der Veranstaltungen war der Mainkai in der übrigen Zeit wieder meist menschenleer. Er sei ja auch noch eine Asphaltfläche und die Nutzung nur temporär, räumt Katharina Knacker ein. „Ich habe den Mainkai nicht als leer wahrgenommen.“ Werde die Straße entwidmet, könne der Mainkai umgestaltet und anschließend dauerhaft genutzt werden.
Frankfurt: Forderung nach Ausbau des Nahverkehrs erneuert
Eine grundlegend falsche Herangehensweise wirft BI-Sprecher Schmoll der Stadt vor. Bevor sie den Mainkai sperre, müsse sie die Voraussetzungen schaffen, damit die Menschen anders als per Auto zu ihrem Ziel kommen. „Vor allem muss der Nahverkehr ausgebaut werden.“ Ebenso könnte der Theatertunnel unter der Berliner Straße entlang verlängert werden, um den zusätzlichen Verkehr aufzunehmen. „Ein paar Poller aufzustellen und die Straße zu bemalen ist halt einfacher“, sagt Schmoll.
Frankfurt habe bereits einen sehr guten Nahverkehr, hält Katharina Knacker dagegen. Außerdem verbessere die Stadt das Angebot für Radfahrer erheblich, etwa aktuell im Grüneburgweg. Viel stärker müsste bei Bahn und Bus ausgebaut werden, und das auch kurzfristig gezielt auf den Routen jener Autofahrer, die noch durch die Innenstadt fahren müssen, fordert hingegen CDU-Politiker Nagel. „Viele Menschen wollen etwas für die Umwelt tun, das müssen wir nutzen.“ Das gelte umso mehr „gerade jetzt, wo der Sprit so teuer ist“.
Von: Dennis Pfeiffer-Goldmann