Bei der Tauschbörse der VGF nutzen viele die Gelegenheit, ihr Panini-Sammelheft zu füllen

Wenn die hellbeige Straßenbahn Typ „O” mit ihren mit grünem Plastik bezogenen Sitzbänken stoppt, staunen alle. Sie fuhr zwischen 1955 und 1972 die Strecke Oberrad-Offenbach, hat an beiden Enden ein Führerhaus und muss somit nicht wenden. Wenn vor ihr noch Bistrotische mit schwarzen Decken aufgebaut werden, damit Panini-Sticker getauscht werden können, ist die Begeisterung groß.

Reiner Bothur (59) hat die „O”-Bahn von 1969 an den Zoo gefahren und strahlt. „Das ist eine richtige Straßenbahn, die richtig Spaß macht“, sagt er. „Mit der alten Technik braucht man sehr viel Fingerspitzengefühl.“ Er muss es wissen, denn er fährt seit 36 Jahren Straßenbahn in Frankfurt. „Schade, dass wir in den 1990er Jahren aus Offenbach verjagt wurden, weil wir angeblich Schaufenster zugestellt haben“, erinnert er sich. „Die haben uns allen Ernstes geblitzt, wenn wir schneller als 7 km/h gefahren sind.“ Die Geschäfte existieren nicht mehr, wohl aber die historische Bahn. Das Modell „O” bezeichnet alphabetisch das 14. elektrische Straßenbahnmodell seit 1904. Die nächste neue Bahn wird den Buchstaben „T” bekommen.

Es klingt wie beim Bingo rund um die Tische, an denen Kinder, Jugendliche und Erwachsene stehen. „12, 21, 109, 143“ ist zu hören. Wie Kartenspiele halten Leute die kleinen Sticker in der Hand und ziehen die passenden raus. Es geht nicht um Asse oder Stiche, sondern um Bilder mit Pferdewagen, Bahnen, Tunneln, Plakaten oder Fahrplänen.

Joshua (23) fährt gerne Bahn, ist aber kein Experte. „Das Sammeln ist so schön, das Heft ist einfach ganz viel Frankfurt und ein Teil der Stadtgeschichte. Da musste ich einfach mitmachen“, sagt er und bekommt ganz viele Sticker, die ihm noch fehlen. „Auf Ebay ist die Hölle los. Da werden die Sticker einzeln für bis zu 25 Cent gehandelt. Hier sind die Leute einfach goldig und jeder hilft jedem helfen, wo es geht.“ Eigentlich werden die Päckchen mit je fünf Stickern für 70 Cent verkauft – wenn man sie bekommt. „Wir haben schon aus vielen der insgesamt mehr als 100 Kioske die Rückmeldung erhalten, dass die Sticker vergriffen sind und müssen nachliefern“, sagt Frank Nagel, der Leiter des Verkehrsmuseums der VGF. Seit 56 Jahren ist er dabei, seit 31 Jahren hat er die Fahrberechtigung für Straßenbahnen.

Angefangen hat er als studentische Aushilfe bei den Stadtwerken, die früher die Bahnen betrieben haben, auf der Strecke der U6 und U7. „Es hat mich einfach nicht mehr losgelassen“, sagt er und schwärmt ebenfalls von der „O” als „Lieblingsstraßenbahn, weil die Wagen völlig flexibel sind“. An einem Tisch wird gejubelt. „Mein Heft ist jetzt voll!“, ruft Stefan Biegel begeistert. „Die letzten drei Sticker habe ich einfach nirgends bekommen, jetzt habe ich sie“, freut sich der Straßenbahn- und U-Bahn-Fahrer wie Bolle. Er will sogar ein zweites Heft anfangen, „weil es so schön ist und die Kinder so viel Spaß beim Kleben haben – und ich auch“, sagt Biegel, der am liebsten den Straßenbahn-Typ „R” fährt, „obwohl sie im Osten nicht mehr unterwegs ist. Dann freue ich mich, wenn ich im Gutleut eingeteilt werde.“

Museumsleiter Nagels Handy klingelt inzwischen ohne Unterbrechung. Er grinst. „Ich mache das ehrenamtlich und jetzt – nach Corona – wird ganz viel nachgeholt an Veranstaltungen. Dazu noch alles weitere im Jubiläumsjahr“, erzählt er. Eine nächste Tauschbörse kommt auch wieder und wird rechtzeitig bekanntgegeben. Übrigens: Wer einen der zehn Goldsticker in seinem Kartenpäckchen hat, bekommt einen Direktgewinn, nämlich ein HO-Modell der U5.

Wer ein Heft voll hat, muss nur bis zum 31. August eine E-Mail an ed.mff-fgv@esserp mit dem Betreff „Panini“ schreiben und hat die Chance, eine von je zehn VGF-Brixie-Bahnen, Bildbände zu 150 Jahren Nahverkehr in Frankfurt oder ein Überraschungspaket zu gewinnen. Das Sammeln lohnt sich also doppelt.