Die CDU-Fraktion soll jünger werden

KOMMUNALWAHL Parteitag der Christdemokraten entscheidet am Sonntag über die Listenplätze

Frankfurt — Voraussichtlich deutlich jünger dürfte die nächste Fraktion der CDU im Römer ausfallen. Das zumindest sieht der Vorschlag für die Liste für die Kommunalwahl im kommenden März vor. Bei einem Kreisparteitag am kommenden Sonntag (23. August) werden die Delegierten der Stadtbezirksverbände über die Aufstellung der Partei entscheiden – an sehr ungewöhnlicher Stelle. Parteitagsatmosphäre wie gewohnt werden die rund 300 Delegierten und Gäste an diesem Tag nicht erleben. Statt in einem Saal tagt die CDU im Freien – im FSVStadion am Bornheimer Hang. „Am schwierigsten war es diesmal, eine Location zu finden, die alle Vorgaben zum Gesundheitsschutz vereinigt“, erklärt Kreisgeschäftsführerin Ann-Kristin Müller. Im offenen Stadion, mit Maskenpflicht und 1,5 Metern Mindestabstand gebe es keine große Ansteckungsgefahr über Aerosole. „Lüften klappt da super.“ Die Delegierten werden im Stadion stadtbezirksweise in den Blöcken auf der Tribüne sitzen, alle mit Mindestabstand zu einander. Wer sitzt, muss keine Maske mehr tragen, ansonsten aber ist der Mund-Nasen-Schutz auf dem gesamten Gelände Pflicht. Zum Anpfiff des Kommunalwahlrennens wird das Parteitagspräsidium am Mittelkreis residieren bei schlechtem Wetter auch mit Zelt, kündigt Müller an. „So, dass das Geschehen von überall her gut sichtbarist.“ Das dürfte durchaus spannend werden. CDU-Kreischef Jan Schneider hat eine Kandidatenliste vorgelegt, die diesmal deutlich anders als bei vorigen Wahlen aussieht. Die strenge Aufteilung der Listenplätze wechselweise nach Wirtschafts- und Arbeitnehmerflügel ist teils durchbrochen Auchsind die Stadtteile gleichmäRiger als aktuell in der 23 Köpfe zählenden Fraktion vertreten. Beispielsweise vertritt bisher nur ein einziger Stadtverordneter den ganzen Westen. Auf den 23 vorderen Plätzen hat die Parteispitze neun Frauen vorgesehen. Der Listenvorschlag setzt viele jüngere Kandidaten auf sichere Plätze, die bei der vorigen Kommunalwahl noch – teils knapp gescheitert waren, etwa der Nieder-Erlenbacher Ortsvorsteher Yannick Schwander von der Jungen Union (JU) oder deren Kreisvorsitzender Martin-Benedikt Schäfer. Aus Reihen der JU dürften auch Sara Steinhardt mit Platz sieben sicher und Leopold Born auf 23 höchstwahrscheinlich ein Römer-Mandat erringen können. Zugleich sind es Fachleute, dieauf der Liste weit vorn stehen, etwa Wirtschaftspolitikerin Christiane Loizides – direkt hinter dem designierten Spitzenkandidaten, Fraktionschef Nils Kößler, und Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler – auf Platz drei und Bildungsexpertin Sabine Fischer auf vier. Den Verkehrsexperten und IHK-Vizepräsidenten Frank Nagel will die Parteispitze auf dem sicheren Platz elf sehen, als Ersatz für den bisherigen verkehrspolitischen Sprecher Martin Daum, der nicht wieder antritt. Ebenso beenden unter anderem der frühere Fraktionschef Michael zu Löwenstein und Sozialpolitikerin Christiane Schubring ihre Stadtverordnetenarbeit. Allein durch solche frei werdenden Sitze allerdings gelingt der Umbau der Fraktion nicht. Aufder Liste rücken deshalb Thomas Dürbeck und Christoph Schmitt auf zwar noch recht sicherer, aber weiter hinter liegende Plätze. Beide könnten über Kampfkandidaturen versuchen, weiter noch vorne zu kommen. Nicht sonderlich glücklich dürfte beispielsweise auch Ömer Zengin sein, der als Stadtverordneter farblos blieb und womöglich deshalb nun auf einem eigentlich aussichtslosen Platz 36 antreten soll. Allerdings wird ihm zugetraut, dass ihn die Wähler durch Häufeln von Stimmen wie 2016 wieder in den Römer wählen.

Drei Stunden sind angesetzt

Ob den Delegierten diese Vorschläge passen, werden sie ihrer Führungsspitze von der Tribüne aus kund tun können. Rund drei Stunden hat die CDU für den ungewöhnlichen Parteitag angesetzt, schließlich muss auch die geheime Wahl unter Wahrung der Sicherheitsabstände ablaufen. „Es wird längere Wartezeiten geben“, kündigt Ann-Kristin Müller an. Zahlreiche Ordner sollen den Parteimitgliedern die Wege zeigen und auf Abstand und Einhalten der Maskenpflicht achten. Die Nationalhymne, normalerweise klassischer Schlusspunktjedes CDU-Parteitags, werde diesmal nur gesummt, sagt die Kreisgeschäftsführerin. Anschließend dürften die Delegierten das Stadion nur blockweisezeitlich gestaffelt wieder verlassen. „Ich habe den Eindruck, alle haben Verständnis dafür“, sagt Müller. „Aber die Gesundheit geht vor.“ Es sei aber auch etwas ganz Besonderes, vielleicht sogar Einmaliges, einen CDU-Parteitag in einem Fußballstadion abzuhalten, betont Ann-Kristin Müller. „Das find’ ich cool.“ DENNIS PFEIFFER-GOLDMAN