Comeback der O-Busse
Sie sind leise und stoßen keine Schadstoffe aus. Der CDU-Verkehrspolitiker Frank Nagel schlägt Oberleitungsbusse auch für Frankfurt vor.
Durch Frankfurt sollen wieder Oberleitungsbusse fahren wie einst in den 1940er und 1950er Jahren. Das fordert der CDU-Verkehrsfachmann Frank Nagel und schlägt denkbare Linien vor.
An die Oberleitungsbusse werden sich die über 60-Jährigen vielleicht noch erinnern: Sie fuhren in der Zeit von 1944 bis 1959 auf der damals für den Berufsverkehr wichtigen Linie 60 zwischen Heddernheim und Praunheim. Eingeführt wurden die O-Busse, die ihren Fahrstrom per Stromabnehmer über Oberleitungen beziehen, weil der Treibstoff während des Krieges knapp war.
Auch in anderen Städten in Deutschland und der Welt hatten O-Busse damals Konjunktur. Noch heute fahren sie in 47 Ländern, unter anderem in Osteuropa, Russland, China, Italien und der Schweiz. In Deutschland sind sie in Solingen, Esslingen am Neckar und Eberswalde unterwegs.
In Frankfurt wurden die O-Busse 1959 angesichts der anstehender Investitionen in die Infrastruktur eingestellt – das Geld wurde gebraucht, um die Kriegsschäden zu beheben.
Heute könnten die O-Busse infolge der Luftverschmutzung mit Stickoxiden und der ausstehenden Gerichtsentscheide zu Fahrverboten ein Comeback feiern, meint Frank Nagel. Der Kommunikationsberater leitet den Fachausschuss Verkehr der Frankfurter CDU sowie den Trägerverein für das Verkehrsmuseum in Schwanheim.
O-Busse sollen auf einigen Linien Dieselbusse ersetzen
Frank Nagel schlägt vor, dass die O-Busse auf einigen Linien Dieselbusse ersetzen könnten. Möglich wäre das auf der Linie 43 zwischen Bornheim und Bergen, im Abschnitt Seckbacher Landstraße bis Eschweger Straße, wo täglich bis zu 10 000 Fahrgäste unterwegs seien. Wenn man die Linie 38 zum Atzelberg einbeziehe, würden derzeit an der Seckbacher Landstraße 36 Busse pro Stunde abfahren, sagte Nagel. „O-Busse könnten Lärm und Emissionen für die Anwohner reduzieren und die Kapazitäten steigern.“ Weitere Möglichkeiten für O-Busse wären auf der Linie 34 zwischen Mönchhofstraße und Bornheim sowie im Abschnitt von Rödelheim zum Industriehof, ebenso auf der Linie 32 vom Ostbahnhof zum Westbahnhof im Abschnitt des Alleenrings.
„Vor langfristigen Investitionsentscheidungen für neue Antriebe und Modelle sollte es keine Denkverbote geben“, sagte er. Die Plangenehmigungen bei O-Bussen fielen kürzer aus als bei Straßenbahnen und U-Bahnen. Die O-Busse, die auch Trolleybusse oder Trolleys genannt werden, seien am Markt gut verfügbar.
Es gibt aber auch Nachteile. So fallen die betriebswirtschaftlichen Kosten um bis zu einem Viertel höher aus als bei Dieselbusse: wegen der teuren Anschaffung, zusätzlicher Infrastruktur, der Schulung des Personals. Außerdem sind O-Busse unflexibel bei Umleitungen, sie fahren immer nur den regulären Linienweg. Als umweltfreundlich gelten sie dann, wenn sie den Strom aus erneuerbaren Energien beziehen – also nicht aus dem städtischen Heizkraftwerk West, das immer noch Kohle verbrennt. Im Vergleich zur Straßenbahn nehmen O-Busse allerdings deutlich weniger Fahrgäste auf.
„In der Gesamtbetrachtung schneidet der O-Bus aber besser ab als der Dieselbus“, sagte Nagel – da er leise sei und keine Schadstoffe produziere. Möglich sei eine Mischform, die mit Batterie und Oberleitungsstrom fahren könne. In städtebaulich sensiblen Gebieten könnte so auf Oberleitungen, die einige als unästhetisch empfänden, verzichtet werden.
Auch in Berlin könnte der O-Bus groß herauskommen. Etwa die Hälfte des Streckennetzes soll laut Nahverkehrsplan 2019-2023 dafür ausgestattet werden.