Das Duell der Giganten

Bei der Wahl des IHK-Präsidenten am 18. April zeichnet sich ein Duell der Giganten ab. Gegen den amtierenden IHK-Präsident Ulrich Caspar kandidiert der Unternehmer und dreifache Olympia-Sieger „Albatros“ Michael Groß.


Frankfurt –
Die IHK-Vollversammlung, auch Parlament der Wirtschaft genannt, ist gewählt. Ihre 89 Mitglieder wiederum bestimmen am Donnerstag, 18. April, den Präsidenten aus ihrer Mitte. Schon die Wahl im Januar und Februar brachte Überraschungen: Allein 36 Mitglieder, das sind rund 40 Prozent, zogen neu in die Vollversammlung ein. Unter den Abgewählten befand sich beispielsweise auch der IHK-Vizepräsident Frank Nagel, der die CDU als Stadtverordneter im Römer vertritt.

Die Mitglieder der Vollversammlung haben nun die Wahl zwischen mindestens zwei Kandidaten. Weitere könnten sich während der Versammlung melden, was wenig wahrscheinlich ist. Denn bei den bisherigen Bewerbern handelt es sich um den amtierenden IHK-Präsidenten Ulrich Caspar sowie den ehemaligen Olympiasieger Michael Groß, der bereits IHK-Vizepräsident ist.

Caspar ist seit 2019 IHK-Präsident. Der Immobilienunternehmer gehörte von 2003 bis 2019 als Mitglied der CDU-Fraktion dem hessischen Landtag an und ist politisch bestens vernetzt. Er kennt den Ministerpräsidenten Boris Rhein seit Jahrzehnten. Der 68-jährige Caspar gilt als Mann der leisen, aber entschiedenen Töne. Er schreibt es sich als sein Verdienst zu, in seiner Amtszeit bestehende Gegensätze in der Vollversammlung ausgeglichen zu haben.

Der 2,01 Meter große Michael Groß ist dreifacher Goldmedaillengewinner im Schwimmen. Der 59-Jährige trägt des Deutschen liebsten Vornamen, den Doktortitel. Ein Professorentitel kommt noch obendrauf, denn seit 2016 unterrichtet er an der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften zum Thema „Organisation und Führung im digitalen Zeitalter“. Dort wurde er im vergangenen Jahr zum Honorarprofessor ernannt. Er ist Autor von Fachbüchern wie das „Handbuch Change-Manager“ und „Digital Leader Gamebook“.

Hört man sich in Kreisen von Politik und Wirtschaft um, gilt das Rennen zwischen beiden Kandidaten als völlig offen. In CDU-Kreisen gibt es einige, die fürchten, das einflussreiche Amt des IHK-Präsidenten zu verlieren. Als Menetekel gilt den Konservativen die Abwahl von Frank Nagel aus der IHK-Vollversammlung. Im Römer fungiert Nagel als verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Es gibt einige IHK-Mitglieder, welche die umstrittene Verkehrspolitik der Frankfurter Grünen unterstützen, während beispielsweise die Vertreter des Einzelhandels nach wie vor die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Auto für richtig halten. Eine Position, die der IHK-Präsident unterstützt hat.

Über Michael Groß’ politische Präferenzen ist nichts bekannt. Seine Bewerbung begründete er damit, dass er Dinge hinterfragen und nicht nur Bestehendes verwalten wolle. Schon in seiner Zeit als Leistungssportler zeigte er sich in seiner Trainingsgestaltung für neue Wege und Ideen offen.

Wie vor allem die neuen Mitglieder in der IHK-Vollversammlung ticken, ist nicht bekannt. Setzen Sie auf Bewährtes oder wollen sie Veränderung?

Der überragende Einfluss der Immobilienbranche in der Frankfurter Wirtschaft könnte für Caspar sprechen. Doch auch die Fachgruppe Immobilien hat nur acht Sitze im Parlament der Wirtschaft. Die Gruppe Medien, Information und Kommunikation, zu der Michael Groß’ Unternehmen, die Groß & Cie. GmbH in Königstein gehört, hat acht.

Der Wahlkampf zwischen beiden Kandidaten hat schon begonnen. Während Caspar auf das persönliche Gespräch setzt, versucht Groß dem Vernehmen nach die Wahlberechtigen auf digitalen Kanälen zu erreichen.