Die drei hessische Verkehrsverbünde RMV, NVV und VRN organisieren den Regionalverkehr auf den Eisenbahnstrecken und mit Überlandbussen. Für die Organisation der innerstädtischen und lokalen Verkehre mit Bussen und Straßenbahnen sind die Lokalen Nahverkehrsorganisationen (LNOs) zuständig. Allein im RMV gibt es 27 lokale Aufgabenträgerorganisationen, deren Landkreise oder kreisfreien Städte in den Gremien vertreten sind. Im Auftrag ihrer kommunalen Gesellschafter vergeben die Regieorganisationen die Verkehrsdienstleistungen mit Ausschreibungen und Vergaben und kommen so dem Gebot zur Trennung von Besteller und Ersteller nach. Zentrale Aufgaben wie Vertrieb von verbundweiten Tickets, auch Digitalisierung und Informationsplattformen werden vom RMV und den anderen Verbünden ebenfalls im Rahmen von Ausschreibungen und Vergaben organisiert.Entscheidend für das Volumen und die Qualität der Verkehrsleistungen ist damit einerseits der politische Wille der Aufgabenträger im ÖPNV. Andererseits bestimmen Bund und Land die finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Zusammenarbeit ist geboten, Zielstrebigkeit aber mindestens ebenso entscheidend. Die CDU in Hessen sollte den ÖPNV als Handlungsfeld intensiver entwickeln und gestalten und dabei als wichtigen Schwerpunkt die Pendlerströme – auch jene, die die Landesgrenzen überschreiten – gezielt in den Blick nehmen. Parallel dazu müssen die innerstädtischen Verkehre entlastet und entzerrt sowie mit zukunftsfähigen Plandaten hinterlegt werden. Die Lebensqualität in den Städten und die Prosperität der dortigen Wirtschaftsräume leiden unter einer nicht mehr zeitgemäßen Verkehrsgestaltung. Eine optimale Mobilität bedarf der kontinuierlichen Betrachtung und Anpassung der Nutzung der öffentlichen Flächen. Die individuelle Fortbewegung in den Städten wie auch der Warentransport haben sich gewandelt und beides muss noch weit umweltverträglicher werden. Die Verkehrspolitik nimmt dabei immer weiter an Bedeutung zu. Der Vielfalt der Verkehrsmittel und den unterschiedlichen Interessen muss selbstverständlich Rechnung getragen werden. Protagonist eines rücksichtsvollen Miteinanders ist ein leiser und emissionsarmer ÖPNV, dessen Ausbau stärker vorangetrieben werden muss.

Hier ist politischer Gestaltungswille mit Langfristperspektive und Weitblick über die Grenzen der eigenen Gebietskörperschaft hinaus gefordert.

Größere Räume und Zusammenhänge denken

Das Projekt Fernbahntunnel Frankfurt ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass ÖPNV und Mobilität in größeren Räumen und Zusammenhängen gedacht, geplant und umgesetzt werden sollte. Der Fernbahntunnel bietet einerseits die Chance, mit einer Untertunnelung des Frankfurter Hauptbahnhofes eine große Verbesserung für die nationalen Durchgangverkehre auf der Schiene zu erreichen. Viel wichtiger für Hessen ist jedoch, dass auf der anderen Seite mehr Kapazitäten für die S-Bahn und Regionalen Verkehre geschaffen werden und somit der ÖPNV für Pendler täglich deutlich attraktiver, zuverlässiger und zielgenauer werden kann.

Förderprogramme einfacher gestalten

Ähnliche Ziele verfolgt der Ausbau von P+R-Angeboten für Pendler, die größere Entfernungen zurücklegen, und auch die Ertüchtigung oder Reaktivierung von ehemaligen Schienenstrecken. Hessen ist in den Ballungsräumen mit einem starken, im ländlichen Raum zum Teil nur über ein dünnes ÖPNV- Angebot angebunden. Es gibt Programme für die Reaktivierung alter Schienenverbindungen, für die Elektrifizierung von Strecken und für Lückenschlüsse. Der Bund fördert mit langfristig angelegten Programmen diese Bestrebungen, die im Land schnell aufgegriffen und umgesetzt werden müssen. Lange Planungszeiträume, aufwendige Prozesse und Verfahren behindern jedoch den raschen Ausbau. Die politischen Bestrebungen, hier eine Verschlankung zu erreichen, müssen unterstützt werden. Außerdem sollten mit Blick auf die Nachhaltigkeit ökologische Aspekte als wichtiger Faktor in die Nutzen-Kosten Untersuchungen integriert werden, statt im Wesentlichen auf betriebliche und verkehrsimmanente Effekte abzustellen. Der hessenweite Ausbau von Infrastruktur kann Wirtschaftlichkeit und Prosperität für das ganze Land bewirken. Sichtbar wird dies am Erfolg von neuen Bahnstrecken und einer integrierten Taktgestaltung in den vergangenen 25 Jahren. Diese Entwicklung muss weitergeführt werden und auch dieländlichen Gebiete erreichen.

Gleichzeitig ist der Ausbau von Querverbindungen wichtig, denn Pendlerströme werden bidirektionaler und auch tangentiale Verbindungen werden immer wichtiger. Ein gutes Beispiel dafür ist die Regionaltangente West (RTW), wobei die vorgelegten Zeitpläne und derzeit erforderlichen langen Planungszeiträume tatsächlich eher nicht vorbildlich sind. Die RTW ist somit nur erst der Beginn einer neuen Entwicklung beim Schienenausbau, die jedoch noch mehr Schub und Nachdruck erfordert.

Mobilität ändert sich – Innovationen sind gefragt

Die Mobilität der jungen Generationen ist vielerorts schon sehr flexibel. Dies nimmt auch die mittleren und älteren Bürger mit und sollte breit gefördert werden. Das Fahrrad als tägliches Verkehrsmittel zu nutzen und mit Bus- und Schienenverkehr zu kombinieren ist eine starke Triebfeder für die Weiterentwicklung multimodaler Angebotskonzepte und ihrer digitalen Hintergrundsysteme für Information, Buchung und Abrechnung. Der Druck auf die Anbieter im Öffentlichen Nahverkehr und die Akteure in der Region, in Städten und Gemeinden steigt. Auch hier kann und muss Politik gestaltend einwirken, um für den Übergang an den Schnittstellen zwischen den Verkehrsträgern und zwischen den Systemen eine möglichst komfortable Handhabung für Anbieter und Nutzer zu schaffen. Konkret betrifft dies die Planung, Finanzierung und rasche Umsetzung von Maßnahmen wie zum Beispiel beim Bike + Ride, aber auch tarifliche Themen wie die Lancierung attraktiver Pendler-Tarife zur flexiblen Nutzung der Öffentlichen Angebote und das elektronische Fahrgeldmanagement bis hin zur Einnahmenverteilung.

Freie Anbieter in ÖPNV integrieren

Für flexible Mobilität ist ein zuverlässiges Informationsmanagement erforderlich, die Digitalisierung und hohe Verfügbarkeit mobiler Endgeräte bietet dazu vielfältige Chancen und Möglichkeiten. Die Politik muss ermöglichen, auffordern und sicherstellen, dass der rechtliche Rahmen passt. Mobilitätsangebote werden zunehmend komfortabler und richten sich mit niedrigen Einstiegshürden an den Fahrgast. Freie Anbieter von E-Mobilen, Rollern, e-Bikes und Car-Sharing- Angeboten stehen dabei dem ÖPNV oft als Wettbewerber gegenüber. Sofern es der Politik gelingt, Anbieter zu identifizieren und zu integrieren, kann ein Wildwuchs auf dem Rücken von Beschäftigten und zum Nachteil der Öffentlichen Verkehre mit ihrer guten Öko-Bilanz verhindert werden. Projekte wie zum Beispiel On-Demand-Shuttles (OnDeMo) sind dafür ein aktuelles Beispiel. Viele Städte, Gemeinden und Landkreise suchen gemeinsam nach Lösungen für die sogenannte letzte Meile in der Mobilitätskette, für ein Angebot auch in Zeiten schwacher Nachfrage am Abend, in der Nacht oder am Wochenende. Mit OnDeMo kann es gelingen, ein innovatives, emissionsfreies und komfortables Angebot zu machen, das den ÖPNV ergänzt und nicht konkurrenziert. Dabei sind die Kosten für einen attraktiven ÖPNV hoch. Der Kostendeckungsbeitrag aus Ticketeinnahmen liegt heute beispielweise im Rhein-Main-Verkehrsverbund vergleichsweise hoch dennoch nur bei knapp 50 Prozent. Eine Zunahme an attraktiven öffentlichen Angeboten ist mit entsprechend mit Kostensteigerungen für alle verbunden. Dennoch: Um Wirtschaftskraft und Lebensqualität für ganz Hessen zu sichern, muss in öffentliche Alternativen zum motorisierten Individualverkehr investiert werden. Diese müssen komfortabel und chic, am besten sogar „Hip“ sein, damit sie breit und flächendeckend angenommen werden.