Mehrheit der Römerfraktionen kritisiert die Entscheidung Bad Vilbels
Frankfurt/Bad Vilbel – Auf die Entscheidung Bad Vilbels gegen eine Straßenbahnstrecke nach Frankfurt reagiert die Römerkoalition uneinheitlich. Die Entscheidung sei “nicht nachvollziehbar”, sagt Katharina Knacker, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Römer. Ihr FDP-Pendant Uwe Schulz hingegen begrüßt das Nein.
Die Straßenbahn sei “nicht mehr das modernste Verkehrsmittel”, sie sei zu laut und zu langsam und brauche viel Platz, erklärt der verkehrspolitische Sprecher der Liberalen im Römer. Der Nahverkehr sei aber nur dann eine Alternative zu Auto, wenn er schnell und zeitsparend sei. Deshalb “respektiert” Schulz die Bad Vilbeler Entscheidung.
Katharina Knacker sieht es ganz anders: Sie sei traurig über das Nein. Das Ziel Frankfurts sei, für die Pendler bessere Verbindungen anzubieten, damit diese nicht mehr mit dem Auto in die Großstadt fahren. “Uns ist es wichtig, die Umlandkommunen besser anzubinden”, so Knacker. Über die Konsequenzen für die Frankfurter Nahverkehrsplanung wolle die Koalition von Grünen, SPD, FDP und Volt nun sprechen.
Kürzlich hatte sich die Bad Vilbeler Koalition aus CDU und SPD dagegen ausgesprochen, die Straßenbahnstrecke von der Friedberger Warte in Frankfurt aus via Unfallklinik, Heiligenstock und Siedlung Heilsberg nach Bad Vilbel zum Südbahnhof und weiter ins Neubaugebiet Krebsschere zu verlängern. Die Nachbarstädte hatten in einer Potenzialanalyse ermittelt, dass diese Streckenführung volkswirtschaftlich lohnenswert wäre. Schwarz und Rot lehnen den Bau ab, da die Eingriffe in die Straßen zu groß seien.
“Es war ein Fehler, dass nur eine Straßenbahnstrecke geprüft wurde, aber nicht systemunabhängig eine bessere Nahverkehrslösung”, kritisiert Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der Römer-CDU. Dafür sei der vorige Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) verantwortlich. Lösungen per Oberleitungsbus oder eine Verlängerung der U4 von Bornheim via Seckbach in Richtung Bad Vilbel seien ebenfalls denkbar. “Da fehlte ein ganzheitlicher Blick”, findet Nagel.
Schnelle Vorschläge für Alternativen
Ebenso habe Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann die Pflicht gehabt, für das Projekt intensiv zu werben, führe er doch gleich drei zuständige Aufsichtsräte: von Rhein-Main-Verkehrverbund (RMV), Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) und städtischer Nahverkehrsorganisation Traffiq. Positive Nachrichten zum ÖPNV verkaufe der OB gerne, erinnert Nagel, “aber wenn es um Arbeit geht, ist er nicht dabei”. Vom grün geführten Mobilitätsdezernat erwartet der CDU-Politiker nun schnelle Vorschläge für Alternativen. “Es muss eine Perspektive für eine bessere Anbindung der Unfallklinik geben”, sagt Nagel. Kombiniert werden müsse diese mit einer Mobilitätsstation im Bereich Unfallklinik/Heiligenstock, an der per Auto kommende Pendler in Straßenbahn oder U-Bahn sowie aufs Fahrrad umsteigen könnten.
Die Prüfung von Alternativen – ein Verlängern der Straßenbahnstrecke nur bis zur Unfallklinik und ein Park+Ride-Angebot – hat Wolfgang Siefert, persönlicher Referent von Dezernent Stefan Majer (Grüne), bereits angekündigt. Er ist enttäuscht über die Bad Vilbeler Absage. “Wir waren ja noch weit entfernt von einer konkreten Planung.” Aktuell sei es nur darum gegangen, die Idee in einer Machbarkeitsstudie konkret zu prüfen, erinnert Siefert.
Die Entscheidung in Bad Vilbel widerspreche auch den jüngsten kommunalen Wahlergebnissen, betont Grünen-Politikerin Knacker. Schließlich habe der grüne Bürgermeisterkandidat Clemens Breest im Februar “sehr gut abgeschnitten”, und sich klar für die Straßenbahn ausgesprochen. In der Stichwahl hatte Breest 47 Prozent geholt, CDU-Kandidat Sebastian Wysocki gewann in der CDU-Hochburg mit 53 Prozent recht knapp. Auch Wysocki hatte sich für die Tram-Strecke ausgesprochen. Dennis Pfeiffer-Goldmann