Römerbriefe: Fehlende Stimmen
Hoffentlich geht es den Dezernentinnen und Dezernenten nach der Wahl nicht wie Friedrich Merz.
Busch: Wenn wir die Römerbriefe so schreiben, behaupten wir ja, dass die CDU die Kommunalwahl gewinnt.
Leppert: Kann doch sein.
Busch: Und wenn nicht?
Leppert: Ich glaube, der Vergleich mit Friedrich Merz funktioniert nur so.
Es war ja schon ein Wahlkrimi am Dienstag in Berlin, liebe Freundinnen und Freunde der Kommunalpolitik. Da stolperte Friedrich Merz (CDU) regelrecht ins Bundeskanzleramt, 18 Leute aus der schwarz-roten Koalition hatten ihn zunächst im ersten Wahlgang nicht gewählt. Da war was los. Das mag historisch auf Bundesebene gewesen sein, auf Kommunalebene natürlich nicht.
Wir wollen nur mal an die „vier Schweine“ in Frankfurt erinnern. In den 90er Jahren war das, das war noch viel dramatischer als das, was am Dienstag im Bundestag abging. Da sollte Lutz Sikorski, Fraktionschef der Grünen, von der rot-grünen Koalition unter Andreas von Schoeler (SPD) zum Umweltdezernenten gewählt werden.
Doch Sikorski scheiterte. In zwei Wahlgängen fehlten ihm am Ende jeweils vier Stimmen zur nötigen Mehrheit. Vor einem möglichen dritten Wahlgang warf Sikorski resigniert das Handtuch. Der Oberbürgermeister sprach damals von den „vier Schweinen in den eigenen Reihen“. Sie hatten damit dafür gesorgt, dass die seit 1989 existente rot-grüne Koalition platzte.
Auch Jahrzehnte später ist nicht klar, wer die vier waren. Ältere Römer-Reporter behaupten natürlich, sie wüssten es, würden es aber nie verraten. Egal, das ist alles Schnee von gestern, aber es sollte sich natürlich nicht wiederholen. Deshalb haben wir ein paar Tipps für die CDU, wie sie ihr Personal nach der Kommunalwahl 2026 durchbringen könnte:
Stephan Siegler soll Ordnungsdezernent werden. Als Polizist braucht er sich wahrlich keine Sorgen um Abweichler und Abweichlerinnen machen. Es würde sich niemand trauen, gegen die Ordnungsmacht zu stimmen. Außer Ökolinx. Jutta Ditfurth und Manfred Zieran haben nicht den allergrößten Respekt vor der Polizei im Allgemeinen und Stephan Siegler im Besonderen. Aber die sind Opposition.
Für Sara Steinhardt, die zur Bildungsdezernentin gewählt werden soll, gilt ähnliches. Sie ist offenbar eine strenge Lehrerin, niemand würde es wagen, ihr nicht die Stimme zu geben. Und wenn sie in ihrem üblichen Tempo redet (etwa 300 Wörter pro Minute), dann finden sowieso alle etwa in igs-süd-muss-ins-rosengärtchen-ziehen-es-ist-eine-schande-wie-verkommen-die-schulen-in-unserer-stadt-sind-alle-müssen-schnell-saniert-werden-und-ich-will-eine-prioritätenliste-erstellen-die-auch-wirklich-prioritäte-nsetzt irgendein Stichwort, dem sie zustimmen können.
Für Yannick Schwander (CDU) kann es schon schwieriger werden, Planungsdezernent zu werden. Im Zweifel verspricht er einfach allen, die ihn wählen, Freikarten für die Olympischen Spiele in Nieder-Erlenbach.
Auch für Frank Nagel könnte es nicht so einfach werden, alle Stimmen bei der Wahl zum Verkehrsdezernenten zu bekommen. Er organisiert deshalb flugs eine Fahrraddemo auf der Eschersheimer Landstraße für den Verbleib der dortigen Radstreifen und schwupps, hat er die Stimmen der Grünen in der Opposition.
Und dann ist da noch Nils Kößler, der will unbedingt Kämmerer werden. Er wirbt natürlich für sich vor der Wahl. Keine Schulden solle Frankfurt machen, es solle einen stabilen Haushalt geben. Und dann wird er gewählt und er stellt fest, dass doch alles ganz schön teuer ist und viel Geld gebraucht wird in der Stadt und dann… ach so, es geht ja gar nicht mehr um Friedrich Merz.
Von: Georg Leppert und Sandra Busch