Fahrradfreundlicher Oeder Weg: “Wir können es nicht allen recht machen”

Neuer Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) betont temporären Charakter der Umgestaltung der Straße – CDU fordert “Planung statt Experimente”

Frankfurt – Die Umgestaltung des Oeder Wegs im Nordend zu einer fahrradfreundlichen Straße geschehe “nur mit temporären Maßnahmen” und sei “kein millionenteurer Umbau”. Das bekräftigte der neue Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne). Dass die Umgestaltung jemals rückgängig gemacht werden könnte, scheint aber äußerst unwahrscheinlich.

Breite Radwege, weniger Parkplätze: Zu reichlich Kontroversen führt die Umgestaltung des Oeder Wegs. Einige Gewerbetreibende und Anwohner wenden sich gegen die anders aufgeteilte Straße, Läden fürchten um Kunden. Diese Furcht, sagte Stadtrat Majer, sei unbegründet. “Radfahrer, Fußgänger und ÖPNV-Nutzer sind genau so gute Kunden wie Autofahrer.” Zudem sei die Straße ja nicht autofrei geworden, es gebe weiterhin Parkplätze, erinnerte Falko Görres (Die Fraktion) in der Aktuellen Stunde der Stadtverordneten. Auch die Zeil sei ja nicht ohne Umsätze, obwohl dort gar keine Autos fahren.

Dennoch kritisierte Anna Nguyen (AfD), dass der Wegfall von einem Drittel der Parkplätze für die Läden “zur Unzeit” direkt nach Corona komme. Viele Gewerbebetriebe seien auf die zahlungskräftigen älteren Kunden, die per Auto aus dem Umland kämen, angewiesen. Falko Görres lässt ihr das Argument nicht durchgehen: Die Proteste kämen vor allem von Läden, die der Nahversorgung dienten, etwa eine Apotheke. Die Erreichbarkeit per Auto sieht Manfred Zieran (Ökolinx) nicht als Grund für die Probleme an. “Im Oeder Weg gehen alte Geschäfte kaputt, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten können.”

Mit den “schnellen, kurzfristigen Maßnahmen” komme die Stadt “Wünschen aus den Stadtteilen entgegen”, betonte Majer. Dabei vernachlässige die Stadt aber wichtige Kriterien wie Aufenthaltsqualität und Barrierefreiheit, geißelte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Nagel. Auch fehle ein konkreter Auftrag der Stadtverordneten für die Umgestaltung. Der Beschluss zum Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur von 2019 sehe nur eine Prüfung des Umbaus vor.

Umbau mit “reinem Blick auf Radverkehr”

Dieser erfolge nun mit einem “reinen Blick auf den Radverkehr”, schimpfte Nagel. Es fehle eine ganzheitliche Planung, etwa um Verkehr über Schleichwege zu vermeiden. Die fehlende Kommunikation der Stadt sei “gelebte Geringschätzung” der Betroffenen. Der CDU-Politiker forderte daher von der Koalition: “Bitte Planung und keine Experimente.”

“Die Abstimmungen” habe noch sein Vorgänger vorgenommen, dazu könne er nichts sagen, erklärte der Verkehrsdezernent. Die Umgestaltung werde wissenschaftlich begleitet. Auf Basis dieser Informationen könne die Politik entscheiden. Stefan Majer räumt aber ein: “Wir werden es nicht allen recht machen können.”

Dennis Pfeiffer-Goldmann