Neuer Nahverkehr im Norden – CDU sauer über OB-Werbung

Wer an diesem Montag von Nieder-Erlenbach und Harheim nach Bonames fährt, kommt zwangsläufig an Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) vorbei. Er lächelt überlebensgroß vom Plakat, daneben der Spruch: “Frankfurt knutet jetzt”. Werben soll das Plakat für den neuen On-Demand-Shuttle-Bus “Knut”, den sich Fahrgäste in vier nördlichen Stadtteilen per Handy-App oder Telefon bestellen können.

Doch die Einführung des Shuttles wird vom Ärger über die Werbeplakate überschattet. Auf diesen ist Peter Feldmannriesengroß zu sehen, der neue Elektrobus aber nur klein. Amtsmissbrauch wirft die CDU daher dem Rathauschef vor. “Das ist reine Personenwerbung”, schimpft Parteivize Uwe Becker. “Es hat nichts mehr mit Werbung für ein Produkt zu tun, wenn das halbe

Plakat den OB zeigt.” Feldmann missbrauche mit dieser Werbung in eigener Sache sein Amt, da er auch Aufsichtsratschef der diversen Verkehrsgesellschaften sei. Feldmann “wirbt mit seinem guten Namen” Es sei wichtig, “dieses tolle neue Angebot schnell bekanntzumachen”, erklärt Peter Feldmann seinen Auftritt auf dem Plakat. “Gerne habe ich hierzu auch ganz persönlich einen Beitrag geleistet.” Der OB trete in seiner Funktion als Aufsichtsratschef des Rhein-Main-Verkehrverbundes (RMV) auf, erklärt sein Sprecher Olaf Schiel. “Er wirbt mit seinem guten Namen für eine gute Sache.” Der Riesen-OB helfe aber nicht, warnt Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Römer. “Die Bildsprache steht in völligem Missverhältnis zu dem Projekt.” Da das On-Demand-Shuttle und dessen Nutzung der Bevölkerung völlig unbekannt seien, sei zunächst Information nötig. “Es ist jetzt wichtig, das Projekt bekannt zu machen und nicht den Oberbürgermeister”, findet Nagel. Die städtische Nahverkehrsorganisation Traffiq, die inzwischen teils als “RMV Frankfurt” auftritt, lässt 37 Großplakate aufhängen. In ihrem Auftrag habe eine Agentur die Motive gestaltet, erklärt Traffiq-Sprecher Klaus Linek. “Kriterium war die Etablierung des Begriffs ,knuten’ in Verbindung mit der Einführung von ,Knut’.” Ziel sei es, “das neue Angebot schnell bekannt zu machen”.

Das OB-Motiv sei eines von vieren, sagt Linek. Bisher hänge aber nur das OB-Motiv, die anderen folgten von Dienstag an. Das koste “einen niedrigen fünfstelligen Betrag”, sagt Linek. Die Feldmann-Plakate hätten “einen Kostenanteil von etwa einem Drittel am Gesamtbudget”, lägen “im vierstelligen Euro-Bereich”. In jüngster Zeit tauchte der OB vielfach in städtischer Werbung auf. So war er Motiv bei der städtischen Verkehrsgesellschaft und zweimal bei Traffiq. Vorigen Sommer erschien Feldmann auf Werbeplakaten fürs Kultur- und Freizeitticket für Kinder, Anfang 2019 für die Bäderbetriebe und den kostenfreien Eintritt für Kinder. Traffiq verteidigt den jüngsten Plakatauftritt: “Dass der Oberbürgermeister mit seinem Namen und seinem Gesicht für ,Knut’ wirbt, ist gut für das Projekt”, sagt Linek. Feldmann sei “der bekannteste Frankfurter”, betont Traffiq-Geschäftsführer Tom Reinhold. “Wenn ich ihn als kostenloses Model bekomme, freue ich mich.” Der OB ist auch bei Traffiq der Aufsichtsratsvorsitzende. SPD-Dezernent wollte Shuttle verhindern Das On-Demand-Shuttle war in Frankfurt für 30 Fahrzeuge projektiert, es sollte auch im Westen der Stadt verkehren. Das sagte der damalige Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) aber ab, da die Stadt wegen hoher Corona-Ausgaben sparen müsse.

CDU Verkehrspolitiker Nagel organisierte dann im Hintergrund in der Koalition mit SPD und Grünen, mit Traffiq, Kämmerer Uwe Becker und RMV-Geschäftsführer Knut Ringat die Minimallösung. Immerhin rollen nun drei On-Demand-Shuttlebusse in Frankfurt. Dass aber just Peter Feldmann für “Knut” werbe, obwohl er nichts dazu beigetragen habe und sein Parteifreund Oesterling das Projekt sogar verhindern wollte, ärgert Frank Nagel: “Ein erstklassiges Produkt mit einem zweitklassigen Oberbürgermeister.” Dennis Pfeiffer-Goldmann

KOMMENTAR

Mit aller Kraft für die Peterbahn

VON DENNIS PFEIFFER-GOLDMANN

Peter Feldmann wirbt für sich statt für den On-Demand-Bus. Solche Selbstverliebtheit des Rathauschefs sind Fahrgäste längst gewohnt. Er blickt ihnen immer wieder von RMV-Plakaten entgegen. Mal gibt er als Model den Schienenbahnfahrer und steuert nächtens die UBahn selbst. Mal modelt er als Senior, der nun günstig durch ganz Hessen fahren kann. Klar: Kann man so machen. Aber wie würde es auf Sie wirken, wenn Volker Bouffier auf Werbeplakaten die Luftreiniger für Schulen als persönliche Gabe darböte? Oder Angela Merkel lächelte uns großformatig entgegen und behauptete, sie persönlich habe den Soli weitgehend abgeschafft? Ja, das wäre merkwürdig.

Was den Frankfurter OB nicht bremst: Alle sollen verstehen, dass er Vorkämpfer für den Nahverkehr ist. Nun, dann sollten ihn die Fahrgäste beim Wort nehmen. Und Taten einfordern: Herr Feldmann, realisieren Sie den U4-Lückenschluss sofort! Bauen Sie umgehend die Ringstraßenbahn, die RTW und die Tram-Strecken zum Höchster Bahnhof, zum Industriehof, zum Südfriedhof! Herr Oberbürgermeister, sorgen Sie dafür, dass in vier Jahren die U4 zum Atzelberg und die U5 zum Frankfurter Berg fahren! Realisiert Feldmann das, darf er von so vielen Plakaten herunterlächeln, wie er mag. Und die U-Bahn benennen wir dann um in P-Bahn, die Peterbahn.

Den Bus mit der App oder einem Anruf bestellen

Es soll es nicht länger als 20 Minuten dauern. Dann ist der Elektrokleinbus da, wohin ihn der Fahrgast bestellt hat und bringt ihn an das Ziel, das dieser bestimmt hat. 574 virtuelle Haltepunkte fährt der Rufbus “Knut” zwischen 5 Uhr und 1 Uhr an, also Orte, die keine regulären Bushaltestellen sind, in der “RMV On-Demand”-App aber ausgewählt werden können. Da die drei Rufbusse nur in Nieder-Erlenbach, Harheim, Bonames und Nieder-Eschbach verkehren und die S-Bahnhaltestellen in Berkersheim und am Frankfurter Berg anfahren, bringe der Rufbus in diesen Stadtteilen einen “praktisch überall hin”, sagt Traffiq-Chef Tom Reinhold. Zwei Möglichkeiten haben Fahrgäste Eine Fahrt mit dem Rufbus zu buchen. Erstens mit der “RMV On-Demand”-App: Nachdem man sich die App heruntergeladen und sich mit Handynummer, Namen und E-Mail-Adresse registriert hat, gibt man Zeitpunkt der Fahrt und den gewünschten Abfahrts- und Zielort ein. Die App fragt, ob man ein RMV-Ticket hat, dann entfällt der Grundpreis von zwei Euro. Hinzu kommt so oder so ein “Komfortzuschlag” von einem Euro und 0,30 Euro pro Kilometer. Eine Fahrt vom Berkersheimer S-Bahnhof nach Nieder-Erlenbach, Im Fuchsloch 1, kostet so beispielsweise 6.30 Euro. Zwischen 20 und 30 Minuten würde diese Fahrt dauern.

Ziel sei es, dass die Fahrzeit maximal 15 Minuten länger ist als für die Strecke mindestens notwendig, sagt Reinhold. Eine zweite Möglichkeit, sich eine Fahrt zu buchen, besteht per Telefon. Unter der RMV-Servicenummer (069) 24 24 80 24 kann die individuelle Fahrt bestellt werden. Dafür müssen sich Fahrgäste zuvor persönlich in der RMV-Mobilitätszentrale (Zeil 129) für das On-Demand-Angebot registriert haben. Zusätzliche Kosten entstehen bei einer Buchung per Telefon nicht. msr