Uwe Becker siegt dank seines Netzwerks

Beim CDU-Parteitag in Frankfurt-Zeilsheim wählt die Partei Bettina Wiesmann nicht einmal in den Vorstand

Ein paar Stunden lief der Parteitag der CDU am Samstag im Saalbau Zeilsheim schon, Uwe Becker und Bettina Wiesmann hatten ihre Reden gehalten, da kamen die Fürsprecher und Fürsprecherinnen der beiden zu Wort. Und plötzlich wurde klar, dass Bettina Wiesmann es geschafft haben musste, den CDU-Teil des Magistrats gegen sich aufzubringen, und deswegen wenig Chancen hatte auf die Parteiführung. Nicht einmal auf die Position als Stellvertreterin.

Daniela Birkenfeld, die frühere Sozialdezernentin und heutige ehrenamtliche Stadträtin, trat für Uwe Becker ein. Man könne sich auf ihn verlassen, in guten wie in schlechten Zeiten. Er höre zu, wäge ab, und könne auch entscheiden. Seine silberne Amtskette habe er nie zur Schau gestellt.

Der ehrenamtliche Stadtrat Bernd Heidenreich, der eigentlich der Mittelstandsvereinigung MIT nahesteht, bekannte sich zu Becker. „Er hat sich eine unglaubliche Anerkennung erworben durch seinen Anstand. Er ist kein Mann des Zeitgeists, sondern der Grundsätze.“ Auch der ehrenamtliche Stadtrat Stephan Siegler, vormals Stadtverordnetenvorsteher, sprach sich wortstark für Becker aus. Markus Frank, vormals Wirtschaftsdezernent, blieb sitzen und schwieg, aber jeder wusste, dass er zu Beckers Kreis zählt, wie auch Jan Schneider, der frühere Parteivorsitzende, der zum Beisitzer gewählt wurde.

Gegen den früheren und amtierenden Magistrat und dessen Netzwerk kam Wiesmann nicht an, auch wenn Frank Immel (CDU Harheim), Mark Pawlytta (CDU Niederrad), Inge Cromm (CDU Eschersheim) und Philipp Schuller (CDU Dornbusch) für sie sprachen.

Mit 83 zu 180 Stimmen verlor Wiesmann die Wahl. Der Kulturpolitiker Thomas Dürbeck nominierte sie zur Wahl als Stellvertreterin. Dort fiel sie bei den Delegierten durch. Gewählt wurden die Kandidierenden von der Personalliste, die der CDU-Ehrenvorsitzende Udo Corts auf Beschluss des Kreisvorstands erstellt hatte: die Stadtverordneten Martin-Benedikt Schäfer, Yannick Schwander, Susanne Serke, Sara Steinhardt.

Die kleine Rebellion von sieben Stadtbezirksverbänden der „AG Nordwest“, die sich gegen das Verfahren beim Erstellen der Personalliste ausgesprochen hatten und eigene Kandidierende platzierten, hat eine kleine Wirkung. Zwei Kandidierende aus den Reihen der Jungen Union, Maximilian Kucera und Ann-Kathrin Hörster, wurden als Besitzende in den Vorstand gewählt – Albrecht Kochsiek und Pavlos Tsachidis erreichten die nötige Zahl der Stimmen nicht.

Ebenfalls im Vorstand vertreten sind die Beisitzer:innen Kevin Bornath, Verena David, Carolin Friedrich, Jan Gehre, Ulf Hohmeyer, Esra Kahraman-Yarkin, Claudia Korenke, Christiane Loizides, Frank Nagel, Apolline Reimers, Jan Schneider und Birgit Weckler. Leopold Born ist Schriftführer, Stefan Knoll Schatzmeister, Veronica Fabricius Mitgliederbeauftragte.

Sie wolle die Mitgliederzahl der CDU in der Stadt wieder auf 3000 erhöhen, kündigte Fabricius an und versprach Essenstermine mit Boris Rhein, dem designierten Ministerpräsidenten in Hessen, und Michael Boddenberg, dem Hessischen Finanzminister, als Preise für diejenigen, die die meisten neuen Mitglieder werben würden. Sara Steinhardt hatte zuvor ausgeführt, dass es 18 Mitglieder weniger gebe als vor einem Jahr, exakt 2627 Ende Februar, und dass das nicht an den Eintritten liege, denn es habe 335 Eintritte gegeben, sondern an der noch höheren Zahl der Verstorbenen.

Boris Rhein führte die Sitzung als Versammlungsleiter mit fester Stimme und war auch nach mehr als sechs Stunden guter Dinge bei schönstem Sonnenschein in der abgedunkelten Halle, die er konsequent Alfons-Gerling-Halle nannte, nach dem früheren Landtagsabgeordneten.

Norbert Altenkamp, zuletzt Bürgermeister von Bad Soden, nun Bundestagsabgeordneter, kündigte an, sich ab jetzt für die CDU um die westlichen Stadtteile Frankfurts kümmern zu wollen.

Jan Schneider, bis dato Parteichef, erklärte, warum er den Weg für einen Neustart frei machte, teilte gegen die Koalition aus und las später Kfz-Kennzeichen von Falschparkenden rund um die Halle vor, auf dass diese zu ihren Autos gehen mochten vor dem Abschleppen. Claudia Korenke, bis zuletzt Schatzmeisterin, legte die klamme Kassenlage offen. 2021 habe die CDU Frankfurt ein Minus von etwa 237 000 Euro erwirtschaftet, das mit Mitteln aus dem Vorjahr weitgehend ausgeglichen werden musste. Schmerzlich fehlten 45 000 Euro im Jahr an Mandatsabgaben.

Matthias Zimmer, der frühere Bundestagsabgeordnete, der nun auch keine Mandatsabgaben mehr leistet, gab als Ziel vor, im kommenden Jahr alle sechs Landtagswahlkreise gewinnen zu wollen und Boris Rhein im Amt zu halten. Udo Corts regte an, die Partei solle sich mehr um Menschen mit Migrationserfahrung kümmern.