Im Tramrestaurant gibt‘s ein Top-Menü

Essen auf Rädern mal anders – nämlich während sich diese drehen. Das gibt’s anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV). Eine Straßenbahn des Typs „0“, Baujahr 1969, die bis 2006 von der Stadtwerke Verkehrsgesellschaft im Linienbetrieb eingesetzt wurde, wurde zu einem fahrenden Restaurant umgebaut.

Frank Nagel vom Verkehrsmuseum, auch CDU-Stadtverordneter, chauffiert die Gäste, die im Rahmen eines Online-Gewinnspiels eine Fahrt mit dem „Tramrestaurant“ gewinnen konnten, bei fast jeder Fahrt. Während der 90-minütigen kulinarischen Reise durch die Innenstadt Frankfurts gibt’s ein Drei-Gänge-Menü des Restaurants „Margarete“.

Ungefähr 400 glückliche Gewinner können sich freuen, weil sie Plätze für das „Tramrestaurant“ ergattert haben – für 13 exklusive Rundfahrten zwischen Ende Juni und Anfang August.

Die Idee dazu wurde vor zehn Jahren entwickelt, sagt Simon Horn, Chef des Restaurants „Margarete“. „Damals gab es eine Testfahrt“, erinnert er sich. Nun wurde das Ganze umgesetzt. Zu essen erhalten die Gäste bei jeder Tour als Vorspeise Grüne-Soße-Törtchen mit Spessartforelle aus dem Rauch sowie eingeweckte Knoblauchsrauke aus dem Vilbeler Wald oder eine vegetarische Alternative. Geschmortes vom Höhenvieh mit Senfperlen und lila Kartoffelchips, Feldgemüse sowie Wetterauer Kartoffelnage gibt’s als Hauptspeise – auch hier kann man auf Vegetarisches ausweichen. Und als Dessert wartet auf die Mitfahrer eine Hessische Apfeltarte mit Schmandmousse, dazu gehobelte schwarze Nuss. Verdursten wird auch niemand, denn es werden Weine aus Rheinhessen, auch alkoholfreie, Wasser und weitere alkoholfreie Getränke serviert.

„Die Besonderheit bei dem Menu ist, dass es sich um ein Regio-Menü handelt. Das heißt, dass alle Zutaten, die wir verwenden, mit dem RMV erreichbar sind“, sagt Simon Horn. „Es ist so konzipiert, dass wir vier Restaurant-Erlebnisse in einer Straßenbahn hinbekommen. Das sind beengte Verhältnisse, fast so wie im Flugzeug. Das bedeutet, wir haben viel vorbereitet“, schildert der Gastronomiefachmann die Vorgehensweise.

Selbst die Tische wurden mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) sachdienlich bearbeitet – sie haben Löcher, in die die Gläser kommen. „Das war eine Herausforderung, und es gab Betriebsprüfungen, denn es musste nachgewiesen werden, dass bei einer Vollbremsung alles hält“, erklärt Horn.

Die Straßenbahn kann künftig auch gemietet werden. „Im Moment ist es so, dass du es als Gruppe buchen kannst, weil das Verkaufen einzelner Tickets komplexer ist“, sagt Horn. Das Angebot soll einen Kontrapunkt bilden. „Wenn ich in der Bahn sitze, will ich sonst von A nach B gefahren werden.“ Im Tramrestaurant allerdings wird’s nicht hektisch, „und das hat einen super Strahleffekt auf dieses Fortbewegungsmittel.“

Zu den ersten fahrenden Mitessern zählte Peter Wirth aka „Der Bahnbabo“, der selbst einige Jahrzehnte lang Straßenbahnfahrer war und nicht erst seit seiner OB-Kandidatur zur Lokalprominenz gehört. „Essen in so einer Straßenbahn in so einem Kreis ist sehr schön. Im Normalbetrieb wäre das wohl nicht gegangen, da sie wohl nach zwei Runden eine Grundreinigung gebraucht hätte“, so der Bahnbabo, der diese Bahn bestens kennt. „Ich habe dieses Teil von 1988 bis in die 2000er hinein Tausende von Kilometer gefahren“, sagt er.