Jetzt wird der Wettbewerb ausgeschrieben

SACHSENHAUSEN – Nach der Bürgerbeteiligung: Wie es mit dem Schweizer Platz weitergeht

Winterlich verschneit zeigte sich der Schweizer Platz gestern. Nach den Ideen der städtischen Planer soll die Trambahnhaltestelle einmal in das Zentrum des Knotenpunktes verlegt werden.

„Sehr zufrieden“ ist das Mobilitätsdezernat mit der Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung der Schweizer Straße. Während der Aktionswoche vom 7. bis 12. November konnten Bürger mündlich ihre Meinung zu den Plänen vortragen und Vorschläge einbringen, auch schriftlich mittels Fragebogen. Während des restlichen Monats November waren eine E-Mail-Adresse und ein Formular auf der städtischen Internetseite ffm.de freigeschaltet.

Weit über 500 Vorschläge

„Es war beeindruckend. Sehr viele Leute haben sich eingebracht, es wurde gut diskutiert und miteinander kommuniziert“, sagt Ulrike Gaube, Stadtplanerin und Referentin im Dezernat. Das Ergebnis: 434 Anregungen über ffm.de, 35 Einsendungen per E-Mail, 31 per Fragebogen am Abend der Info-Veranstaltung. Weitere 42 ausgefüllte Fragebögen kamen bei der Ausstellung in der Volksbank zusammen. Nicht gezählt wurde, wie viele Menschen in die Ausstellung kamen und einfach nur mit den anwesenden Mitarbeitern des Mobilitätsinstituts oder der beauftragten Kommunikationsagentur diskutierten und ihre Bedenken mündlich vortrugen.

Schriftlich kamen viele kurze Einzelhinweise, aber auch „semi-professionelle, sehr umfassende Ideen“, so Gaube. Die Anwohner sähen die Umgestaltung zum größten Teil positiv, weil endlich etwas geschehen solle, um die Aufenthaltsqualität auf der Einkaufsmeile zu verbessern.

Den umfassendsten Zukunftsausblick hätten die Schulkinder und Jugendlichen als Input eingegeben: „Sie wollen dauerhaft eine für Fußgänger sichere und schöne Straße und einen begrünten Platz“, so Gaube. Die Geschäftsleute, die sich geäußert hätten, seien mehr im Hier und Jetzt verankert, wollten, dass vieles so bleibe, wie es ist: Parkplätze sollten nicht wegfallen, die Wegeverbindung am Kreisel so bleiben, wie sie ist. Noch liegen aber keine vollständigen, qualitativen Ergebnisse vor. Diese werden erst im Januar als Ergebnisprotokoll zusammengefasst, erläutert die Referentin. Dieses wird den Bewerbern für den städtebaulichen Wettbewerb mitgegeben, der ab nächster Woche öffentlich ausgeschrieben wird. Die Büros können sich innerhalb von vier Wochen bewerben. Wer angenommen ist, bekommt dann erst die Aufgabenstellung geschickt.

In Kürze soll auch feststehen, wer genau in der Jury sitzt, die die Wettbewerbsbeiträge bewertet. Außer dem Mobilitätsdezernenten Stefan Majer (Grüne) und Mitarbeitern der beteiligten Ämter, des ASE und des Stadtplanungsamts, soll die Jury aus Architekten, Städteplanern und Verkehrsplanern unter anderem vom Städtebaubeirat sowie einigen Stadtverordneten und Ortsbeiräten bestehen.

Die Jury soll ihre Entscheidung im Juli fällen. Der Sieger-Entwurf werde dann zur Umsetzung empfohlen. Wie auch die zweitplatzierten Entwürfe wird er öffentlich vorgestellt und diskutiert, vermutlich im Herbst. „Die Büros sollen auch erklären, wie sie mit dem Ergebnisdokument aus der Bürgerbeteiligung umgegangen sind“, so Gaube.

Planungen beginnen

Bis auf Grundlage des Entwurfs eine Vorplanung entsteht, die den Stadtverordneten vorgelegt wird, gehen nochmals mehrere Monate ins Land. Erst wenn das Parlament zugestimmt hat, ist die Planung gesetzt. Die Machbarkeitsstudie gelte weiterhin als Richtlinie. Der Wettbewerb sei jedoch offen und kein reiner Realisierungswettbewerb mehr wie ursprünglich vorgesehen: Ein Planungsbüro, das eine andere, bessere Lösung vorschlägt, die es überzeugend begründen kann, kann ebenfalls auf Platz 1 landen, so Ulrike Gaube.

Die Bürgerbeteiligung habe gezeigt, dass manches noch kritisch betrachtet werden und weiterhin ergebnisoffen diskutiert werden muss, sagen Beobachter wie der verkehrspolitische Sprecher der Frankfurter CDU, Frank Nagel. „Der Schweizer Platz würde nach der jetzigen Planung an Grünfläche verlieren, wenn die Haltestelle auf die Mitte des Platzes kommt. Mit allen Wegebeziehungen für Fußgänger, Radfahrer und Autos würde nur noch eine große Betonfläche übrigbleiben.“

Es solle vielmehr geprüft werden, ob es möglich ist, „sie in Richtung Süden zwischen Schwanthalerstraße und Schweizer Platz zu belassen, Richtung Norden möglicherweise an anderer Stelle, wo es keine Einfahrten gibt.“

Denn direkt gegenüber könnten die Haltestellen an der Schweizer Straße nicht liegen, da kämen Feuerwehr und Rettungswagen im Notfall mit ihren Wagen nicht vorbei.

Ähnliches hatte der Ortsbeirat 5 gefordert: Die Stadt soll eine Alternativplanung vorlegen, in der die neue barrierefreie Tramhaltestelle nicht in die Kreismitte verlegt wird, sondern zwischen Schwanthalerstraße und Schweizer Platz, und die den Kreisverkehr so belässt wie er ist – und trotzdem die Radwege verbessert und den Verkehr beruhigt.

Stefanie Wehr