Campus-Anbindung hat „wirklich starke Qualität“
Römer-Koalition und CDU unterstützen Vorzugsvarianten für U4-Lückenschluss
Frankfurt – Den U4-Lückenschluss per Tunnel und einer Station unter dem Campus Westend der Goethe-Universität entlang zu führen: Das stößt im Römer auf breite Zustimmung. Nicht nur die Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt unterstützt diese Lösung, auch die CDU.
„Die Uni-Campus-Variante muss jetzt gebaut werden“, fordert der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Römer, Frank Nagel. Das kommt wenig überraschend: Der CDU-Politiker hatte die „Nagel-Kurve“ ins Spiel gebracht, nachdem sich die von der Bürgerinitiative „Rettet die U5“ vorgeschlagene „Ginnheimer Kurve“ mit einer östlichen Umfahrung der Bundesbank als technisch nicht machbar herausgestellt hatte.
Die Campus-Lösung wurde nun auf der Basis von neun Gutachten und Expertisen als nachhaltigste bewertet. Die „hohe Erschließungswirkung“ mit Uni und Bundesbank sprächen für sie, auch sei sie günstiger als die „Ginnheimer Kurve“, sagt Nagel. Sie sei umweltfreundlich, Palmen-, Botanischer Garten und Grüneburgpark blieben unangetastet, der Baumbestand werde „maximal geschont“. Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) „hat jetzt alle Fakten, die er braucht, um das Projekt weiter voranzutreiben“, sagt Nagel und drängt zur Eile. „Die Untersuchung zu den Auswirkungen hat schon viel zu lange gedauert.“ Die Campus-Anbindung nicht zu bauen „wäre verkehrspolitischer Irrsinn“.
Grüne: Ziemlich eindeutige Entscheidung
Drängen lässt sich zumindest die Linke nicht: „Wir werden uns nun die Zeit nehmen, uns mit der Machbarkeitsstudie und den Gutachten auseinanderzusetzen“, kündigt Kreisvorsitzender Luca Hemmerich an. In der Vergangenheit hatte sich die Linke zum Uni-Anschluss für den Campus bekannt. Das vermeiden Hemmerich und Linken-Verkehrspolitikerin Daniela Mehler-Würzbach aktuell. Einige Linke-Mitglieder engagieren sich gegen den Campus-Tunnel.
Zustimmung kommt aus der Römer-Koalition. Der Vergleich ergebe eine „ziemlich eindeutige Entscheidung“ pro Campus-Variante, sagt Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Knacker. Sie habe „eine wirklich starke Qualität“, schneide bei Grundwasser, Bäumen und Nachhaltigkeit am besten ab, auch wenn sie die teuerste sei und am meisten CO2 verursache. Wichtig sei auch, dass die Campus-Variante die A-Strecke von U1, U2, U3 und U8 am stärksten entlaste. „In der Gesamtabwägung können wir mit der Variante gut leben.“
Dass die Campus-Anschluss nun Favorit sei, darüber sei sie froh, sagt Kristina Luxen, die mobilitätspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Mit der Studie liege nun „eine objektive Bewertung“ vor. „Künftig können Studierende ohne Umstieg vom Hauptbahnhof zur Uni pendeln und die A-Linie wird deutlich entlastet.“
Die FDP wolle die Campus-Anbindung befürworten, sagt FDP-Verkehrspolitiker Uwe Schulz. Die unterirdische Haltestelle am Theodor-Adorno-Platz sei „eminent wichtig“ für die 40 000 Studenten. Die anderen Varianten hätten neben den vielen Baumfällungen auch den Nachteil, dass die Uni nur über eine abseits gelegene Haltestelle erreichbar sei. „Wenn jeden Tag tausende Studenten durch den Botanischen Garten laufen, fürchte ich, dass von dem Garten nicht viel übrig bleibt.“
„Reicht nicht, nur spazieren zu gehen“
Das Ergebnis sei „sehr eindeutig“, sagt Volt-Fraktionschef Martin Huber. Seine Partei spricht sich seit Jahren für die Campus-Lösung aus. Bedenken dagegen „können mit den Gutachten ausgeräumt werden“. Dass der lange Tunnel am meisten CO2 verursache, sei zwar nachteilig, das sei aber „ein wichtiges Kriterium neben den anderen Kriterien“. Die Campus-Lösung spare langfristig CO2 ein, „wenn wir Menschen aus dem Auto in die U-Bahn bekommen“.
Die „ganzheitliche Betrachtung“ aller drei Varianten lobt Huber, ebenso wie die Grünen-Fraktionschefin die Erkenntnisse aus den vielen Studien hervorhebt. Die Erkenntnisse zu Grundwasser und Bäumen zeigten, „wie wichtig es ist, fundierte fachliche Gutachten zu haben“, sagt Knacker. „Es reicht nicht, wenn man nur einmal spazieren geht.“ Dpg
Stadt informiert umfassend
Die Stadt stellt die Ergebnisse der U4-Untersuchungen am 26. September, 18.30 Uhr, in den Mainarcaden, Kurt-Schumacher-Straße 8, vor. Der Ergebnisbericht ist unter sbev-frankfurt.de bereits abrufbar, auch die Gutachten will die Stadt dort in einigen Tagen bereitstellen.