Straßenbahn zur Multifunktionshalle
Scharfe Kritik an fehlendem Verkehrskonzept für Millionenprojekt
Frankfurt – Vor dem Grundsatzbeschluss der Stadtverordneten für die Multifunktionshalle am Waldstadion wird erneut Kritik an dem mindestens 250 Millionen Euro teuren Bau laut.
Nicht nur aus der Opposition gibt es Unmut über das fehlende Verkehrskonzept und Eingriffe in den Stadtwald.
So mahnt SPD-Verkehrspolitikerin Kristina Luxen an, die Verkehrsprobleme am Stadion rechtzeitig vor dem Bau der Halle zu lösen: „Was heute jetzt schon nicht funktioniert, muss bis dahin funktionieren.“ Die Situation in Niederrad bei Veranstaltungen sei niemandem zuzumuten. „Die Anwohner im Süden können nicht jedes zweite Wochenende mit Blechlawinen überrollt werden.“
Für die Besucher benötige es viel mehr Angebote von Bahnen und Bussen. „Ich kann mir auch eine Straßenbahn in der Mörfelder Landstraße vorstellen“, sagt Luxen.
Die neue Strecke durch die Mörfelder lehnt das Konzept von Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) aber ab, da der Bau zu lange dauere.
Stattdessen soll es neue Fuß- und Radwege aus Niederrad zum Stadion geben, neue Parkhäuser und ein Vorausbuchungssystem für Parkplätze.
Während der Fußball-Europameisterschaft 2024 habe sich gezeigt, dass das gut funktioniere, sagt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne).
Mehr Fahrten von Bahnen und Bussen sieht das Konzept vor. Doch sind der Stadionbahnhof wie auch die Straßenbahnstrecke schon ausgelastet. Es sei ein Umbau des Bahnhofs nötig, sagt Siefert.
Auch den Ausbau der Tram-Strecke in der Mörfelder solle man „perspektivisch verfolgen“.
Diese Forderung hatte voriges Jahr schon der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Nagel, genannt. „Wir brauchen eine Resilienz des Straßenbahnnetzes“, der Ausbau in der Mörfelder sei „mit Priorität“ nötig.
Allerdings ist vom Ausbau von Straßen und Gleisen im Beschluss nichts zu lesen. Und die Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt will nur eine „Maßgabe“ beschließen, wonach der neue Parkplatz für Gästebusse so zu planen sei, dass der Eingriff in den Stadtwald so gering wie möglich ausfällt.
Opposition will den Wald schützen
Während Falko Görres (Fraktion) den geplanten Auto-Anteil für 37 Prozent der Anreisen als zu hoch kritisiert, sagt Thomas Schlimme (Grüne): „Das ist ein Mittelweg, wir wollen das Auto als Verkehrsmittel nicht verdammen.“ Bisher kommen 47 Prozent der Besucher per Auto.
Es würden vor allem die Fahrradparkplätze massiv ausgebaut, sagt Schlimme. Das sei nötig, da die Anreise per Auto, Bahn und Bus die Besuchermengen nicht bewältigen könne.
„Die Frage, ob das der richtige Standort ist, muss gestellt werden“, sagt Daniela Mehler-Würzbach (Linke) und kritisiert die Eingriffe in den Stadtwald. Die Linke lehnt die Halle ab.
Ebenso Manfred Zieran (Ökolinx-ELF): Die Verkehrsproblematik „ist unlösbar“, es gehe nur um „Geschäftsinteressen der Baulobby“ und Tourismus. Dem widerspricht Thomas Schlimme: „Es geht nicht in erster Linie um Geldverdienen, sondern um Sport.“ Die Bundesligavereine in Eishockey und Basketball bräuchten die Halle dringend.
Volt-Fraktionschef Martin Huber erinnert daran, dass die Konzerte für die Wirtschaftlichkeit nötig seien. Es sei eines seiner „liebsten Großprojekte“, weil es langfristig durchfinanziert sei.
Zustimmen will auch die AfD, so Fraktionschef Markus Fuchs. Die verkehrliche Situation sei aber „das größte Hindernis“. Es müsse geklärt werden, wie der Verkehr bei Vollauslastung von Stadion und Halle laufen soll.