Frankfurt in vollen Zügen

In der U4 ist es seit dem Fahrplanwechsel deutlich enger geworden – aber nur in einzelnen Waggons, sagt die Traffiq / Von Georg Leppert

Die U4 kriegt die Tür nicht zu. Zumindest nicht am Willy-Brandt-Platz und zumindest nicht im ersten Waggon. Dicht an dicht stehen die Menschen, und offenbar ragen Rucksäcke in die Lichtschranke. Und je länger die Bahn steht, desto mehr Menschen kommen auf den Bahnsteig und versuchen, noch zuzusteigen. Endlich schließen alle Türen, die Fahrt geht weiter. An der Station Dom/Römer steigen einige Fahrgäste aus, vermutlich wollen sie zum Weihnachtsmarkt. Dafür wird es an der Konstablerwache umso voller. Etwas ruckhaft fährt der Fahrer an, viele Leute im ersten Waggon verlieren den Halt, es kommt zu ungewolltem Körperkontakt. Immerhin: Umfallen kann bei der Enge wirklich niemand.

Die beschriebene Szene ereignete sich am Donnerstagabend gegen 18.30 Uhr in der U4 in Richtung Enkheim. Sie ist in ähnlicher Form seit Montag aber täglich im Berufsverkehr zu beobachten. Es ist proppenvoll geworden auf der am meisten genutzten U-Bahn-Linie in Frankfurt (rund 100 000 Fahrgäste pro Tag). Und das liegt vor allem am neuen Fahrplan, der seit Sonntag gilt.

War die U4, die Enkheim und die Bockenheimer Warte verbindet, bisher in der Hauptverkehrszeit im Fünf-Minuten-Takt unterwegs, kommt seit Sonntag nur alle siebeneinhalb Minuten ein Zug. Ein minimaler Unterschied, der sich in den Waggons aber deutlich bemerkbar macht.

Aber nicht in allen Waggons, wie die Nahverkehrsgesellschaft Traffiq jetzt mitteilt. Eine Fahrgastzählung habe ergeben, dass auch nach dem Fahrplanwechsel genug Platz in der U4 sei. Allerdings seien einige Wagen deutlich stärker belegt als andere. Wie Traffiq festgestellt hat, sind in Richtung Enkheim die vorderen Waggons besonders voll und in Richtung Bockenheimer Warte die hinteren. Das dürfte an Umsteigemöglichkeiten liegen. Wer etwa an der Seckbacher Landstraße aussteigt und in den Bus der Linie 43 umsteigen will, sucht sich häufig einen Platz möglichst weit vorne. Dann ist der Ausgang auf die Straße nah – und dort wartet oft schon der Bus.

Traffiq bittet die Fahrgäste jedenfalls darum, sich auf der U4 einigermaßen gleichmäßig auf die Waggons zu verteilen. Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU im Römer, fordert, dass an den Bahnsteigen der viel genutzten Stationen wie Konstablerwache oder Bornheim-Mitte Personal eingesetzt wird, das auf die Belegung der Wagen achtet. Auch Lautsprecherdurchsagen und große Aufkleber auf dem Boden der Bahnsteige seien wichtig, sagte Nagel im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau.

Vom neuen Takt für die U4 hält der CDU-Politiker dennoch nichts. In den Wagen sei es zu voll, das lasse sich schon jetzt sagen. Und bis Ostern sei kaum Besserung zu erwarten. Erst dann stiegen viele Fahrgäste aufs Fahrrad um.

Nagel fordert deshalb die Rückkehr zum Fünf-Minuten-Takt auf der U4. Doch das wird schwierig. Die Reduzierung des Angebots erfolgte aufgrund des anhaltenden Personalmangels.

Frank Nagel will das Argument nicht gelten lassen. Das Thema sei komplex. Wenn man die Fahrerinnen und Fahrer aber geschickt einsetze, sei ein Fünf-Minuten-Takt für die U4 weiterhin machbar.