„Wir sind verzweifelt“: Nächste anonyme VGF-Straßenbahnfahrerin meldet sich
Die Kritik an den Arbeitsbedingungen bei der VGF ebbt nicht ab. CDU fordert Mobilitätsdezernent zum Handeln auf.
Frankfurt – Nach der Kritik eines anonymen Straßenbahnfahrers an den Arbeitsbedingungen im Fahrdienst der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) hat sich eine weitere Person aus dem Fahrdienst bei der FR gemeldet, um ihrem Kollegen beizuspringen. Der Name der Straßenbahnfahrerin ist der Redaktion bekannt.
Sie kritisiert ebenfalls, dass die VGF die Urlaubstage bei einer 31-Stunden-Woche von 25 auf 24 Tage reduziert habe – das war Teil der Tarifverhandlungen. Die Fahrerin sieht allerdings ein „Gewohnheitsrecht“, auf das Fahrerinnen und Fahrer pochen sollten.
Sie wehrt sich auch dagegen, dass die VGF in der Regel nur noch Vollzeitverträge vergibt. „Es ist nahezu unmöglich, sich aus einem 31-Stunden-Vertrag innerhalb der VGF weiter zu bewerben“, sagt sie. Die VGF sei als Arbeitgeberin außerdem verpflichtet, auch Teilzeitarbeitsplätze anzubieten.
Kritik an Arbeitsbedingungen der VGF – Angestellte melden sich anonym
Das Teilzeitangebot stellt aus ihrer Sicht für die VGF ein Problem dar, „da viele Beschäftigte aufgrund der hohen Belastung auf Teilzeit gewechselt sind“. Sie fordert die VGF auf, die Ursachen für die hohe Belastung zu analysieren und anzugehen.
Die rein rechnerische Erhöhung der Arbeitszeit von 31 Stunden auf 31,06 Stunden führt aus ihrer Sicht dazu, dass „Beschäftigte in einer 31-Stunden-Woche meistens 8,5 Stunden pro Tag arbeiten müssen“. Viele Beschäftigte glichen die anfallende Mehrarbeit nicht in vollem Umfang aus.
Der Dienstplan werde zwar zwei Wochen im Vorlauf erstellt, sagt sie weiter, aber angekündigt gewesen seien nun einmal drei Wochen Vorschau, was private Planungen erleichtern würde. „Das wurde jedoch nur kurzfristig umgesetzt und es gab häufig Entschuldigungen, warum das aktuell nicht möglich sei.“ Betriebsbedingt seien nur fünf, zehn oder 14 Tage Vorschau machbar, habe es geheißen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte sich ein Fahrer mit einem „Hilferuf“ an die Frankfurter Rundschau gewandt. Er gab vor, für viele der etwa 900 Menschen im Fahrdienst zu sprechen. „Wir sind verzweifelt“, sagte er.
VGF verweist lediglich auf Gesprächsangebote
Aus dem Frankfurter Römer griff lediglich der CDU-Stadtverordnete Frank Nagel das Thema auf. Der neue Tarifvertrag habe zu Verbesserungen der Arbeitszeiten und der Entlohnung geführt, sagte er. Kontinuierliche Verstöße gegen Betriebsvereinbarungen könne er sich nur schwer vorstellen. Die Beschäftigten im Fahrdienst hätten jederzeit die Möglichkeit zu Gesprächen, etwa bei den jährlich vier Betriebsversammlungen.
Nach den Unruhen im städtischen Busbetrieb, als wochenlang Busse im Frankfurter Osten nicht regelmäßig fuhren, forderte Nagel Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) auf, sich auch „um die Belange der Arbeitnehmer bei der VGF zu kümmern“. Siefert soll demnach darauf einwirken, dass die Führungskräfte des Verkehrsunternehmens umfangreicher kommunizieren, „damit Konflikte und Missverständnisse bei der Belegschaft vermieden werden können“.
Die VGF hatte in einer ersten Stellungnahme auf Gesprächsangebote verwiesen. In Frankfurt gilt noch bis Jahresende ein Notfahrplan, weil es zu wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fahrdienst der VGF gibt.