Erst die Bahn und dann das Wohn-Vergnügen
Der Mobilitätsausschuss des Stadtparlaments hat für den weiteren Ausbau der Frankfurter U-Bahnlinie 5 bis zum Römerhof gestimmt. Es wäre der Anschluss für ein neues Wohngebiet.
Eine Verlängerung der U-Bahnlinie 5 bis zum Römerhof findet bei den Fraktionen im Frankfurter Römer breite Zustimmung. Zusammen mit der gerade entstehenden Neubaustrecke, die nach den bisherigen Plänen an der Haltestelle Europaviertel West endet, soll sie 2027 fertig werden.
Im Mobilitätsausschuss stimmten am Montag fast alle zu, die Vorplanungen und das nötige Geld dafür freizugeben. Die Baukosten der zusätzlichen 1,5 Kilometer langen Strecke mit den beiden neuen Stationen Schmidtstraße und Römerhof werden derzeit auf 84,3 Millionen Euro geschätzt. Nach Abzug der Zuschüsse müsste die Stadt davon 26 Millionen Euro übernehmen.
Vorgesehen ist eine zweigleisige Trasse mit Rasengleis, die eine Fortsetzung Richtung Westen nach Höchst und Nied möglich macht. Geprüft wird, ob die Abstellanlage mit einer Park-and-Ride-Anlage in Form eines Parkhauses kombiniert werden kann. Gebaut werden soll die Verlängerung von der Projektgesellschaft, die von der Stadt und der Verkehrsgesellschaft Frankfurt für die Stadtbahn Europaviertel gegründet worden ist.
„Leistungsfähiges Verkehrsmittel“ notwendig
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Knacker sagte, mit der Planung werde aus der Not eine Tugend gemacht. Damit spielte sie darauf an, dass die U-Bahn-Linie vom Hauptbahnhof ins Europaviertel zwei Jahre später als geplant erst 2027 fertig werden soll.
Wenn die Verlängerung zum Römerhof dann ebenfalls in Betrieb gehen könne, sei sie vor den Menschen dort, die in das geplante Wohngebiet zögen – auf dem Gelände des heutigen Bus-Betriebshofs sowie der angrenzenden Flächen soll ein gemischt genutztes Quartier mit 2000 Wohnungen und einer weiterführenden Schule entstehen. Auch für eine Park-and-Ride-Anlage sei es ein idealer Standort, so Knacker.
Frank Nagel (CDU) begrüßte ebenfalls, dass es an dieser Stelle mit der Stadtbahn weitergehe. Er wies aber darauf hin, dass es noch keinen Satzungsbeschluss für das Baugebiet gebe. Auch bei der FDP finde die Verlängerung Zustimmung, sagte Uwe Schulz. „Wenn man die Leute zum Umsteigen vom Auto in den öffentlichen Nahverkehr bewegen will, ist ein leistungsfähiges Verkehrsmittel wie U- oder S-Bahn nötig.“Einzig Manfred Zieran (Ökolinx) lehnte den Magistratsvortrag ab und nannte ihn „deplatziert“. Wer da wohne, brauche keine U-Bahn. Außerdem entstehe durch die Möglichkeit einer Verlängerung nach Nied abermals eine Konkurrenz zur Straßenbahn. „Wir sollten aufhören mit dem U-Bahnbau und dafür die Straßenbahn beschleunigen.“ Das für „überkandidelte Projekte“ vorgesehene Geld solle lieber in den Bestand gesteckt werden.
Damit stieß Zieran auf deutlichen Widerspruch. „Dieses Konkurrenzdenken zwischen U-Bahn und Straßenbahn gab es vor 20 oder 30 Jahren“, sagte Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Die Grünen). „Wir werden auch in Zukunft beides brauchen.“ Auch Knacker sah darin einen Rückgriff auf die Historie. Die Stadtbahn verlaufe hier ohnehin oberirdisch. „Sie hat nur den Vorteil einer eigenen Trasse.“ Zudem finde der Ausbau des Nahverkehrs auf einer versiegelten Fläche statt.
Nagel sagte, man dürfe auf keinen Fall Verkehrsträger des Nahverkehrs gegeneinander ausspielen. Daniela Mehler-Würzbach (Die Linke) zeigte zwar Verständnis für eine gewisse Grundskepsis. „Aber dass hier zuerst die Bahn gebaut wird und dann das Wohngebiet, ist eine gute Sache.“
Der Ausschuss hat auch die Mehrkostenvorlage für den bisherigen Neubau-Abschnitt der U5 durch das Europaviertel beschlossen. Vorigen Herbst war bekannt geworden, dass die Kosten nach jetzigem Stand gegenüber 2019 um 141,5 Millionen Euro auf insgesamt 515 Millionen Euro steigen werden.