Verkehrswege reichen nicht aus
Experte kritisiert bisherige Planung zur Multifunktionsarena am Waldstadion
Vor einem nicht ausreichenden Ausbau der Verkehrswege rund ums Waldstadion für die dort geplante Multifunktionsarena warnt ein bekannter Experte für Mobilität in Stadien und bei Veranstaltungen: Michael Schreckenberg. „Von Anfang an müssen Entscheidungen getroffen werden, sonst ist das praktisch nicht mehr zu reparieren“, sagt der Professor für Physik von Transport und Verkehr an der Universität Essen-Duisburg. „Schlimm“ wäre es, wenn Veranstaltungen gleichzeitig beginnen oder enden, „dann entsteht sonst Chaos“, warnt er.
Gutachten der Stadt, die bisher nicht öffentlich vorgestellt wurden, haben ergeben, dass die Kapazität von Straßen, Parkplätzen, Straßenbahn- und Bahnstrecken nicht für den Parallelbetrieb in Arena und Stadion ausreichen. Um den zusätzlichen Verkehr abzuwickeln, genügen laut den Gutachtern aber beispielsweise zusätzliche Halte von Regionalbahnen und Bussen, mehr S-Bahnen und Busse, längere Trams, zwei neue Parkhäuser, mehr Fahrradparkplätze sowie der Bau einer einzigen Fahrspur am Nordkreisel der A3-Anschlussstelle Süd. Auf mehr Ausbau, etwa den Wiederaufbau der Tram-Strecke in der Mörfelder Landstraße, will die Stadt verzichten, weil der Bau zu lange dauere.
Vor zu wenig Ausbau warnt allerdings Schreckenberg. „Das muss man gleich machen.“ Andere Städte wie Mönchengladbach hätten den Fehler begangen, nicht ausreichend in Infrastruktur zu investieren und damit die Probleme beim Transport der Zuschauer:innen über Jahre und Jahrzehnte zementiert.
Politik erkennt die Probleme
Die Sorge teilt Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU im Römer: „Die Notwendigkeit des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur für das Waldstadion ist seit Jahren bekannt.“
Das gelte auch für die in Bau befindliche Regionaltangente West (RTW) nach Höchst, Neu-Isenburg, Dreieich, Bad Soden und Bad Homburg, warnt Eisenbahnexperte Georg Speck. 1100 Stadionbesucher:innen pro Stunde sollen sie laut Gutachter nutzen. „Für Großereignisse im Waldstadion eignet sich die RTW mangels Verstärkungsmöglichkeit und zu geringer Taktfrequenz von nur 30 Minuten je Linie überhaupt nicht“, sagt Speck.
„Es ist wichtig, dass wir im Gebiet rund ums Stadion etwas tun“, räumt die Fraktionschefin der größten Fraktion der Koalition mit SPD, FDP und Volt im Römer, Katharina Knacker von den Grünen, ein. „Wir müssen so viele Menschen wie möglich in großen Gefäßen hinbringen“, also in Bahnen und Bussen. „Die Masse an Pkw wird zukünftig nicht mehr funktionieren“, warnt sie. Sie sagt auch: „Wir können die Arena erst bauen, wenn das Verkehrliche geklärt ist.“