Kaum Kritik an Plänen für U4-Ausbau
Stadtparlament will Campus-Lösung für Lückenschluss auf den Weg bringen
Frankfurt – Ohne neue Kritik hat der Mobilitätsausschuss der Stadtverordneten die Zustimmung zu den Plänen für den U4-Lückenschluss empfohlen. Sämtliche Fraktionen außer Ökolinx sprechen sich für die Lösung mit Anbindung des Campus Westend der Goethe-Universität aus. Die Fraktion BFF-BIG will ihr Votum erst übernächste Woche abgeben.
Mit der Entscheidung Ende Februar wollen die Stadtverordneten aus zuletzt drei Varianten eine aussuchen. Aus dem Rennen sind demnach zwei Lösungen, die westlich in recht geradliniger Führung zwischen Bockenheimer Warte und Europaturm verlaufen würden.
BI: „Wir müssen die Kritik fortsetzen“
Diese hätten massive Eingriffe in Botanischem Garten und Grüneburgpark zur Folge, etwa müssten bis zu 80Jahre alte Mammutbäume gefällt werden. Daher hat sich in sehr ausführlichen Gutachten der Stadt die Campus-Variante als nachhaltigste Lösung herauskristallisiert.
Diese sieht einen 2,2Kilometer langen Tunnel vor. Sie führt in einem weiten Bogen unter Palmengarten und Grüneburgpark entlang zu einer Station mitten auf dem Campus unterm Adorno-Platz, dann weiter bis zur Bundesbank. Sie ist mit 404Millionen Euro auch die teuerste Lösung.
Nicht nur in der Politik wird diese Lösung umfangreich unterstützt, auch Wirtschaft, Universität und viele Gruppen und Verbände favorisieren sie, darunter der Umweltverband BUND. Neben einigen Anwohnern aus dem Westend gibt es nur noch wenige Kritiker. Zwei von ihnen meldeten sich am Montagabend im Mobilitätsausschuss im Römer.
Einen „Baumverlust“ befürchtet Gisela Becker von der Bürgerinitiative Grüneburgpark. „Jeder Baum ist wertvoll.“ Die BI wolle „genau wissen, welche Bäume betroffen sind und wo diese Bäume zeitnah ersetzt werden“. Auch behauptet Becker, die „Schwammfunktion“ der alten Parkanlagen bei Starkregen sei in den Gutachten nicht berücksichtigt worden.
Becker: „Wir müssen die Kritik fortsetzen.“
„Existenzielles ÖPNV-Projekt“
Katharina Bornscheuer von der Bürgerinitiative „Grüne Lunge“ kritisiert das „Prestigeprojekt“, das „unbedingt durchgepeitscht werden“ solle. In Zeiten der Klimakrise sei das
„keine zeitgemäße Planung“. Sie fordert ein Moratorium „aufgrund des umfangreichen Materials“ der Stadt. „Das muss genau studiert werden.“
Deutlich widerspricht Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne): Welche Bäume gefällt werden müssten, sei in den öffentlich bereitstehenden Gutachten nachlesbar.
Die Straßenbahn im Reuterweg erfülle das Ziel nicht, das U-Bahn-Netz zwischen Bockenheim und Ginnheim zu schließen. Und übers Knie gebrochen sei die Entscheidung erst recht nicht: Es werde schon seit Jahrzehnten diskutiert und sei so umfangreich untersucht worden „wie nichts zuvor in dieser Republik“.
Auch Grünen-Umweltpolitiker Thomas Schlimme widerspricht den BIs. Der U4-Lückenschluss sei „ein existenzielles ÖPNV-Projekt für Frankfurt“. Der Verkehr sei „einer der größten Bausteine, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen“. Die Gutachten zeigten, dass es keine Schäden an Bäumen und Grundwasser im Grüneburgpark gebe. „Bei den anderen Varianten müssten tausende Bäume gefällt werden.“
„Folgende Generationen würden nicht verstehen, wenn wir einen Lückenschluss nach Norden ohne Anschluss der Universität realisieren“, sagt CDU-Verkehrspolitiker Frank Nagel.
„Wir würden uns für 300Jahre lächerlich machen.“