Frankfurter Waldstadion: Heute droht wieder Chaos
Die An- und Abreise zum oder vom Waldstadion in Frankfurt ist jetzt schon beschwerlich – und es bahnen sich noch mehr Hindernisse an.
Frankfurt – Besucher des Waldstadions müssen sich künftig auf wohl noch massivere Probleme bei der An- und Abreise einstellen. Schon aktuell klemmt es bei der Anfahrt per S-Bahn zum Deutsche-Bank-Park besonders – das könnte auch heute beim Beyoncé-Konzert so sein.
Vor knapp zwei Wochen hatten die Besucher des World Club Dome im Waldstadion sowie diverserer weiterer Veranstaltungen in Frankfurt darunter gelitten, dass der S-Bahn-Verkehr zeitweise großteils zusammenbrach. Ursache war eine große Zahl von kurzfristigen und langfristigen Baustellen, gepaart mit Personalknappheit, weshalb bei der S-Bahn in und rund um Frankfurt während des verlängerten Fronleichnamswochenendes sehr viele Fahrten ausfielen. Nur sehr vereinzelt rollten Bahnen etwa durch Frankfurts Citytunnel.
Bald noch mehr Besucher im Waldstadion in Frankfurt
Man wolle die Situation aufarbeiten, hatte eine Bahn-Sprecherin nach dem Chaos-Wochenende angekündigt. Zum Beyoncé-Konzert mit mehreren Zehntausend Besuchern heute Abend sollen alle S8 und S9 mit Langzügen rollen, kündigt eine Bahn-Sprecherin an. Auch seien drei Sonderzüge zwischen Hauptbahnhof und Stadion vorgesehen. Doch fahren S8 und S9 erneut nur ab und bis Hauptbahnhof, die Strecke ist bis Offenbach-Ost unterbrochen. Eine Umleitung führt die Bahnen via Frankfurt-Süd und Offenbach Hauptbahnhof. Auch fallen weiterhin die Fahrten der S7 zwischen Stadion und Frankfurts Hauptbahnhof aus.
Schon recht bald droht die An- und Abreise noch schwieriger zu werden, fürchtet Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU im Römer. Aktuell baut die Stadt das Stadion um Tausende neue Stehplätze auf der Nordwesttribüne aus. Zum Beginn der neuen Bundesliga-Saison nach dem Sommer sollen 60 000 statt bisher 51 500 Zuschauer in den Deutsche-Bank-Park passen.
Ein größeres Angebot per Bahn und Bus hat die Stadt dennoch nicht geplant. Mehrfach haben Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne) und der Sportdezernent und heutige Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) darauf verwiesen, dass 680 neue Fahrrad-Stellplätze eingerichtet worden seien. „Das funktioniert nur, wenn sich 17 Stadionbesucher je ein Fahrrad teilen“, sagt Politiker Nagel.
Parkplätze am Frankfurter Waldstadion fallen weg
Der Umstieg aufs Auto wird auch keine Alternative sein: Die Genehmigung für den Waldparkplatz an der Isenburger Schneise hat das Regierungspräsidium Darmstadt nur noch bis zur Fußball-Europameisterschaft 2024 genehmigt. Von Mitte Juli nächsten Jahres an sind die 1700 Stellplätze im Wald mit Direktzufahrt von der A3 daher aus Umweltschutzgründen endgültig Geschichte.
Bei der Anbindung des Stadions gebe es seitens der Stadt „seit fünf Jahren keinen Fortschritt“, kritisiert Nagel. Dezernent Majer verweist darauf, dass ja ein Verkehrskonzept beauftragt sei für den Bau der Multifunktionsarena. Diese soll für 13 500 Zuschauer direkt neben dem Stadion gebaut werden – auf dem Gelände des einstigen Radstadions. Allerdings: Zwar gibt es schon Bebauungsrecht für die Fläche, doch sie wird bisher als Parkplatz P9 genutzt. Somit fallen gleich noch mehr Parkplätze weg. Mit der Haltestelle der neuen Bahnlinie der Regionaltangente West (RTW) werde zusätzliche Kapazität geschaffen, betont Majer. Er kritisierte in der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses der Stadtverordneten, dass die CDU neue Parkplätze fordere. „Niemand fordert mehr Parkplatz, nur den Ausbau von Bahn und Bus“, widerspricht ihm CDU-Politiker Nagel. Diese seien im Wald gar nicht möglich.
„In den vergangenen fünf Jahren keinen Fortschritt.“
Allerdings werde die West-Tangente die Situation nicht auflösen, schließlich sollen die Stadtbahnen ab etwa 2028 nur alle 30 Minuten am Stadion auf der Fahrt nach Neu-Isenburg und Buchschlag in die eine sowie Flughafen, Höchst und Bad Homburg in die andere Richtung halten. Auch hat den RTW-Planungen zufolge jede Bahn nur eine Kapazität von schätzungsweise bis zu rund 700 Fahrgästen.
Er sei „konsterniert“, dass die Stadt bis heute kein Mehr-Angebot geschaffen habe, obwohl der Stadionausbau seit langem geplant gewesen sei, sagt Frank Nagel. „Da gab es in den vergangenen fünf Jahren keinen Fortschritt.“ Die letzte große Verbesserung der Stadion-Anbindung gehe sogar auf den Confederations Cup 2005 zurück, erinnert der CDU-Verkehrsexperte. Seinerzeit seien die Straßenbahnhaltestellen so umgebaut worden, dass dort auch zwei aneinander gekoppelte Straßenbahnen halten können.
Auf die Tram können sich die Stadionbesucher immerhin verlassen. Sowohl zum Konzert von Beyoncé als auch von Depeche Mode am 29. Juni werde die VGF wieder den dichten Stadionverkehr der Straßenbahnlinien 20 und 21 anbieten, bestätigt VGF-Sprecher Bernd Conrads. Alle drei Minuten fährt dann eine Tram am Hauptbahnhof ab und dorthin zurück. Ein Geheimtipp sind auch die Busse der Sonderlinie 80 vom Südbahnhof zum Waldstadion.
Dennis Pfeiffer-Goldmann