„Was für ein Elend“: Frankfurter Tram-Haltestelle in katastrophalem Zustand

Die Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof/Münchener Straße in Frankfurt ist stark frequentiert und in schlechtem Zustand. Fahrgast- und Behindertenvertreter fordern einen barrierefreien Ausbau.

Frankfurt – Fahrgast- und Behindertenvertreter fordern einen schnellen barrierefreien Ausbau der Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof in der Münchener Straße in Frankfurt. Nebenan bereitet die Stadt ohnehin den Ausbau der Gleisstrecken und der Haupt-Haltestelle am Hauptbahnhof bis 2029 vor.

Stadt Frankfurt hat einige Haltestellen noch nicht barrierefrei umgebaut

„Es wäre für die Fahrgäste nicht zu verstehen, wenn direkt nebenan die Haltestelle in der Münchener Straße danach weiter in so schlechtem Zustand ist“, sagt Philipp Loth vom Fahrgastverband Pro Bahn.

Tatsächlich ist der Halt Hauptbahnhof/Münchener Straße stark genutzt. Drei Tram-Linien halten dort. Während 11 und 14 nochmal am barrierefreien Stopp auf dem Bahnhofsvorplatz halten, ist die Münchener Straße für die 12 der einzige Hauptbahnhof-Halt.

Er gehört zu einer ganzen Reihe stark frequentierter Stopps, die die Stadt noch nicht barrierefrei umgebaut hat – wie Südbahnhof, Galluswarte, Bornheim Mitte, Schwalbacher und Rebstöcker Straße.

Pro Bahn kritisiert die Frankfurter Haltestelle: „Sie ist katastrophal.“

Dabei sticht der in der Münchener Straße heraus: „Die Haltestelle ist katastrophal“, sagt Pro-Bahn-Landesvize Loth. Die Haltestelle sei kaum als solche erkennbar, „das ist völlig verwirrend“. Bahnsteige fehlen, Fahrgäste müssen auf die Fahrbahn aus- und zusteigen. Auf dem Gehweg stehen zwar Schilder und Anzeigetafeln, es gibt je Seite eine Sitzbank und einige Poller. Allerdings halten die Bahnen ein ganzes Stück von der Abfahrttafel entfernt.

Ständig ist die Haltestelle mit Unrat verdreckt, große Gewerbemülltonnen sind abgestellt, Geschäfte lagern Verpackungsmüll auf dem Trottoir, viele Leih-E-Scooter parken wild am Straßenrand oder liegen umgeworfen herum. In diesem Chaos stehen noch Fahrzeuge von Lieferanten und anderen Falschparkern. „Was für ein Elend“, kommentiert Hannes Heiler von der Frankfurter Behinderten-Arbeitsgemeinschaft (FBAG) die Situation.

„Dies ist eines Großstadt-Hauptbahnhofs nicht würdig“, findet Frank Nagel, mobilitätspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Römer. Neben dem schlechten Zustand für die Fahrgäste und der fehlenden Barrierefreiheit erinnert er daran, dass auch der Auto- und Lieferverkehr in der Sackgasse sehr stark negativ auf den Betrieb der drei Tram-Linien wirke, etwa wenn Fahrzeuge wenden. „Das führt permanent zu Verspätungen.“

VGF-Chef stellt klar, dass die Haltestelle kein Problemfall sei

Allerdings: In den bisherigen Plänen endet der Umbau, der vom Platz der Republik über den Hauptbahnhof-Vorplatz bis zum Baseler Platz reicht, direkt vor der Haltestelle in der Münchener Straße. Loth schüttelt den Kopf: „Der Umbau der Haltestelle in der Münchener Straße müsste gleich mit umgesetzt werden.“ Das sei „selbstverständlich“, findet Behindertenlobbyist Heiler. Pläne habe es schon vor Jahren gegeben, sie seien in die Schublade verschwunden.

Loth fordert, Einschränkungen für Fahrgäste beim Umbau möglichst gering zu halten und zeitgleich statt nacheinander umzubauen. „Eine Situation wie am Niddapark muss unbedingt vermieden werden.“ Dort baut die Verkehrsgesellschaft (VGF) die U-Bahn-Station derzeit über Monate hinweg barrierefrei um – direkt nachdem die Bahn im Dezember nebenan die neue S-Bahn-Station Ginnheim in Betrieb genommen hat. Auf den zeitgleichen Umbau drängt auch Nagel.

Die Haltestelle sei „kein Problemfall“, betont hingegen VGF-Sprecher Bernd Conrads, räumt aber ein, dass der Straßenraum dort „sehr belebt“ sei.

Das Dezernat von Mobilitätsstadtrat Wolfgang Siefert (Grüne) lehnt zeitgleiches Bauen ab. Der viergleisige Ausbau der Haltestelle Hauptbahnhof solle 2029 „mit höchster Priorität fertiggestellt werden“, betont Sieferts Sprecherin Wiebke Lang. Während der Bauarbeiten müsse ein „effizienter Verkehr“ um den Hauptbahnhof sichergestellt werden. Deshalb könne der Ausbau der Haltestellen Hauptbahnhof/Münchener und Münchener/Weserstraße erst „in Abschnitten danach erfolgen“.

Von: Dennis Pfeiffer-Goldmann