Zur letzten Kampfabstimmung war es im Jahr 2009 gekommen, als sich der Immobilienunternehmer Mathias Müller gegen den Einzelhändler Frank Albrecht durchsetzte.

Der IHK-Präsident vertritt die Kammer, zu dessen Bezirk außer Frankfurt der Hochtaunuskreis und der Main-Taunus-Kreis gehören, gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer. Er leitet die Sitzungen des Präsidiums und der Vollversammlung. Es handelt sich um ein reines Ehrenamt, die Tätigkeit wird nicht vergütet.

Caspar hat sich in den vergangenen fünf Jahren viel stärker als sein Vorgänger kommunalpolitisch geäußert. Der frühere CDU-Landtagsabgeordnete kritisiert immer wieder die Verkehrspolitik der Römer-Koalition, die er für autofeindlich hält. Klar positioniert hat er sich etwa gegen Sperrungen des Mainkais für den Autoverkehr und die Einfahrtssperren in den Oeder Weg. Der IHK-Präsident dringt zudem stark auf die Ausweisung neuer Flächen für Gewerbe und Wohnraum und wendet sich gegen Beschränkungen für die Ansiedlung von Rechenzentren. Dazu nutzt die IHK in Caspars Amtszeit auch das Instrument des „Politikbriefs“, Schreiben, in denen sich die Kammer und Mitgliedsunternehmen zu anstehenden Entscheidungen der Stadtverordneten äußern. Die IHK gebe „der Politik verlässliche Beratung in wichtigen Wirtschaftsfragen“, heißt es in einer Mitteilung der Kammer zur Wahl der neuen Vollversammlung.

IHK-Präsident polarisiert

Wie sich Caspar kommunalpolitisch äußert, ist allerdings auch in der IHK nicht unumstritten. Gerade dessen verkehrspolitischer Kurs polarisiert, gilt manchem als zu autofreundlich. Gleichzeitig erhielt der Frankfurter in seiner Wahlgruppe, Bau- und Immobilienwirtschaft, mehr Stimmen als alle anderen neu gewählten 88 Mitglieder der Vollversammlung.

134 Männer und 46 Frauen hatten sich in zwölf Wahlgruppen für das Ehrenamt beworben. Der neuen Vollversammlung werden 34 Frauen und 55 Männer angehören. Aus dem bisherigen Präsidium der IHK wurden außer Caspar auch Andrea Eckert, Michael Groß, Stefanie Kaulich, Melanie Nolte, Klaus-Stefan Ruoff, Volker Steck und Joachim Stoll wieder in die Vollversammlung gewählt, könnten sich also erneut für das Gremium bewerben.

Nicht in das IHK-Parlament einziehen wird dagegen überraschenderweise Vizepräsident Frank Nagel, der für die CDU im Frankfurter Stadtparlament sitzt. Hanns Christoph Siebold war nicht mehr angetreten.

Rund 100 000 Unternehmen waren aufgerufen gewesen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahlbeteiligung lag mit 8,5 Prozent etwas über der vor fünf Jahren.

Die Vollversammlung verabschiedet den Haushalt der IHK und trifft Richtungsentscheidungen. Sie bestellt zudem den Hauptgeschäftsführer oder die Hauptgeschäftsführerin. Letzteres wird bald konkret: Die Amtszeit des langjährigen Hauptgeschäftsführers Matthias Gräßle endet im März 2025.

Ulrich Caspar ist seit 2019 Präsident der IHK Frankfurt und würde es auch gern bleiben.

Peter Jülich