Verständnis für Unmut über verwahrlosten Platz
Fraktionen im Frankfurter Römer zur Umbenennung des Mitscherlichplatzes im Westend. Der Ortsbeirat 2 fordert, dass er künftig „Platz der Unwirtlichkeit unserer Städte“ heißt.
Dass die Situation am Mitscherlichplatz im Frankfurter Westend alles andere als rosig ist, sehen auch Fraktionen im Römer so. Es gibt Verständnis für den Ortsbeirat 2, der sich als Protest dafür ausgesprochen hat, die kleine Fläche am Grüneburgweg neben der Baustelle eines Luxuswohnhauses mit Hotel nach einem Werk Alexander Mitscherlichs in „Platz der Unwirtlichkeit unserer Städte“ umzubenennen.
Seit Jahren verwahrlost die Fläche durch die Arbeiten. Die Gestaltung des Areals und den Betrieb des dortigen Kiosks habe die Stadt an den Investor abgetreten, so die Kritik. Ein würdiges Gedenken an die Psychoanalytiker Alexander und Margarete Mitscherlich sei nicht möglich.
Sie habe Verständnis für den Unmut des Ortsbeirats, sagt die Fraktionschefin der SPD im Römer, Ursula Busch. Sie wertet die Umbenennung als „symbolischen Akt“, nachdrücklich auf das Defizit am Platz zu lenken. Ein neuer Name indes löse das Problem nicht, auch beschere er mit der damit einhergehenden Umbenennung der Bushaltestelle hohe Kosten. Busch weist darauf hin, dass die Stadt im Umgang mit Investoren nur begrenzte Möglichkeiten habe.
„Wie der Ortsbeirat setzen auch wir uns für lebenswerte öffentliche Räume ein“, sagt Grünen-Fraktionschef Dimitrios Bakakis. „Darum wünschen wir uns auch in diesem Fall eine bessere Lösung als bisher bekannt ist und hoffen, dass sich Stadt und Investor auf eine deutliche Verbesserung einigen können.“ Die Umbenennung wolle er nicht bewerten, da sie ein originäres Recht der Ortsbeiräte sei. Die Richtlinien der Stadt müssten jedoch beachtet werden. Sie geben etwa vor, dass Straßennamen nur 25 Zeichen haben dürfen.
Er könne die Frustration des Ortsbeirats verstehen, sagt auch der CDU-Stadtverordnete Frank Nagel. Die Situation des Mitscherlich-Platzes sei für die Namensgeber „absolut unwürdig“. Statt einer Umbenennung sei es aber sinnvoller, den Planungsdezernenten einzuschalten. Dieser müsse entsprechend auf den Investor einwirken.
„Die Umbenennung wäre sicherlich ganz im Sinne“ der Mitscherlichs, sagt der Vorsitzender der Linke im Römer, Michael Müller. Investoren könnten in Frankfurt machen was sie wollten, „das sieht man exemplarisch am wirklich traurigen Zustand des Platzes“. Die Stadtregierung sollte dringend überlegen, „wie das Kommunikationsdesaster mit dem Ortsbeirat zustande kam“.
Die FDP-Römerfraktion lehne die Umbenennung entschieden ab, sagt deren Vorsitzender Yanki Pürsün. Es sei inakzeptabel, die Menschen im Westend und ganz Frankfurt für die mangelhafte Kommunikation des Investors zu bestrafen. Grünen, Linke und Ökolinx im Ortsbeirat, die für die Umbenennung stimmten, machten sich mit ihrer Haltung lächerlich. „Wir sehen keinen Grund, den Platz als „unwirtlich“ zu bezeichnen, auch wenn sich dort eine Baustelle befindet.“ Es sei zudem respektlos gegenüber dem RMV, der nun die Haltestelle umbenennen müsse.