Mehr Unterstützung für hessische E-Sport-Vereine
Auf der Fachkonferenz „Pixels‘n‘Profit“ in Frankfurt geht es um den lokalen E-Sport. Die hessische Politik stellt die Gemeinnützigkeit und eine breitere finanzielle Gamesförderung in Aussicht.
Hessen und E-Sport, das geht noch nicht so richtig zusammen. Zwar gibt es einzelne Organisationen, wie zum Beispiel Eintracht Frankfurt, die bei professionellen digitalen Wettbewerben dabei sind. Doch die führenden Bundesländer sind andere. „Das sind Nordrhein-Westfalen, Berlin, Schleswig-Holstein und Bayern“, sagte Chris Flato, Präsident des E-Sport-Bunds Deutschland, am Freitag auf der Fachkonferenz „Pixels’n‘Profit“ in Frankfurt.
Die Unterschiede lägen sicherlich an den Rahmenbedingungen, so Flato. Die genannten Bundesländer förderten den E-Sport finanziell, haben alteingesessene E-Sport-Organisationen oder große Gaming-Events. Bei Hessen fehle dies.
Gemeinnützigkeit „in die Umsetzung kriegen“
Das weiß auch Tanja Jost von der CDU. Sie ist Fachsprecherin für Kreativwirtschaft bei der CDU-Fraktion im Landtag und wies auf die angespannte Haushaltslage des Landes hin. Trotzdem gebe es Aspekte, bei denen die Landespolitik aktiv werden könne. „Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit von E-Sport-Vereinen ist wichtig. Das haben wir in den Koalitionsvertrag geschrieben und das möchte ich jetzt in die Umsetzung kriegen“, sagte sie.
Diese Aussage ließ Flato strahlen. Auch die Bundesregierung hat sich das in den Koalitionsvertrag geschrieben. Allerdings hätten das auch zurückliegende Regierungen getan, passiert sei nichts. Dabei sei die Anerkennung wichtig, um Rechtssicherheit zu geben. Der Präsident erklärt, dass eingetragene Vereine keinen E-Sport anbieten dürfen.
Vereine vermitteln Werte und Normen
Dabei sei die lokale Ebene so wichtig für den E-Sport. Zum einen für die Emotionalität. Es sei wie mit Fußballvereinen, der lokale Verein reiße mit, man sei Fan, habe vielleicht selber gespielt. Zum anderen sei die lokale Vereinslandschaft wichtig für die Vermittlung von Werten und Normen. Es gehe um Teamgeist und das Lernen, wie man sich in Sieg oder Niederlage verhalte.
Doch E-Sport ist nicht nur Zeitvertreib. Das betonten alle Beteiligten am Freitag. Es ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Jost brachte hessische Zahlen für die Games-Branche mit: sechs Milliarden Euro Umsatz jährlich, 3800 Unternehmen, die fast 40 000 Menschen einen Arbeitsplatz bieten.
Gamesbranche beeinflusst andere Branchen
Frank Nagel ist CDU-Stadtverordneter in Frankfurt und in Wirtschaftsthemen bewandert. Er sagte, dass das Thema E-Sport erst in den vergangenen ein bis zwei Jahren in der Stadtpolitik angekommen ist. Er wies darauf hin, dass die Gaming-Branche eben auch Technologiebranche sei und für sich selbst ein Standortfaktor. Schon heute würden Softwares von der Europäischen Weltraumorganisation, von Immobilienunternehmen oder im Bereich Cybersicherheit und Verteidigung genutzt.
Was Frankfurt in der Vergangenheit verschlafen habe, werde nun nachgeholt. Nagel kündigte an, dass im nächsten Monat ein Games-Hub in Frankfurt gegründet werde (kurz darauf auch einer in Darmstadt). Jan Wagner von der Regionalvertretung Hessen des Verbands der deutschen Games-Branche erklärte, dass dies ein Ort sei für Start-ups, Studienabsolvent:innen und Menschen, die sich im Games-Bereich selbstständig machen wollen. Es werde Coachings vor Ort geben, Netzwerkmöglichkeiten und förderliche Strukturen geschaffen.
Förderung für Unterhaltungsspiele möglich
Bleibt die Frage nach der Förderung – trotz klammer Haushaltslage. Bisher gibt es nur eine Serious-Games-Förderung, die Unterhaltungsspiele ausschließt. In anderen Bundesländern gibt es eine allgemeine Förderung von Entwicklungen. Da sagte Tanja Jost: „Ich werde alles daran setzen, dass das Ganze auf Unterhaltungsspiele erweitert wird.“ Man müsse in dem Punkt mit der Zeit gehen und sich an anderen Bundesländern orientieren.
Argumente, warum das eine sinnvolle Idee wäre, gab es bei der Fachtagung genug. Damit müsse man nun die politische Verantwortlichen überzeugen. Damit Hessen nicht den Anschluss verliere. Oder, wie Jan Wagner es formulierte: „Bisher hat sich alles, was sich in Hessen gegründet hat, trotz und nicht wegen Hessen gegründet.“ Da müsse man besser werden. In der jüngsten Branchenumfrage nach dem attraktivsten Standort, landete der Games-Standort Hessen auf dem letzten Platz.
Die Fachkonferenz war Teil des Gaming-Events „Hessen Crash“, das mittlerweile seit 15 Jahren besteht. Dort treten mehr als 360 Teilnehmende aus 24 Nationen in 13 Turnieren an. Gespielt werden Kampfspiele wie Street Fighter oder Tekken. Da auch mehrere internationale Qualifikationsturniere Teil des Programms sind, gehöre Hessen Crash zu den bedeutendsten Events der deutschsprachigen Fighting-Game-Community.
Von: Steven Micksch