Hohe Hürden für mehr Tram-Komfort
Einsatz von Straßenbahn-Oldies behindert Fahrgäste wohl noch für länger
Frankfurt – Mit diversen Treppen, defekten Fahrstühlen und Einstiegen von der Fahrbahn ist der Nahverkehr in Frankfurt an vielen Stellen ohnehin nicht barrierefrei. Seit dem Fahrplanwechsel aber ist es für Fahrgäste noch deutlich unkomfortabler geworden: Sie erfahren nun nicht mehr, ob die nächste Straßenbahn barrierefrei benutzbar ist.
Eigentlich wollte die Verkehrsgesellschaft (VGF) die alten P-Wagen aus den 1970ern längst nicht mehr einsetzen. Doch das Fiasko um die falsch konstruierten neuen Straßenbahnen der Baureihe T von Hersteller Alstom stoppte diese Pläne. Weil die VGF die ersten 14 Neuen im November ad hoc außer Dienst nehmen musste, müssen die Oldies wieder ran.
P-Wagen mit Stufen: „Ich hasse sie“
Problem: Fahrgäste müssen über drei hohe Stufen hineinklettern. „Eine echte Zumutung“, sagt Hannes Heiler von der Frankfurter Behinderten-Arbeitsgemeinschaft (FBAG) über die Wagen. „Ich hasse sie.“ Für Behinderte, Fahrgäste mit Kinderwagen oder Rollator sei Mitfahren unmöglich. „Die hohen Stufen sind für viele Menschen nicht zu bewältigen.“
In den früheren Fahrplänen konnten sich Fahrgäste immerhin darauf einstellen, wann möglicherweise ein nicht barrierefreier Wagen kommt: Die Fahrten waren als „HF“ für Hochflur-Fahrzeug gekennzeichnet, die Einsätze auf die Rush-hour von Montag bis Freitag beschränkt. Auch kamen nie zwei Oldies nacheinander.
Diese Hinweise aber fehlen seit Dezember. Darauf sei verzichtet worden, weil für das Fahrplanjahr „davon ausgegangen wurde, dass keine Hochflurfahrzeuge mehr zum Einsatz kommen“, erklärt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). Während die P-Wagen zuvor „auf festen Kursen eingesetzt“ worden seien, würden sie nun „dispositiv“ und „vereinzelt“ auf den Linien 15, 17 und 19 genutzt, erläutert Siefert, etwa während Großveranstaltungen im Stadion. „Eine Ankündigung in Aushangfahrplänen ist aufgrund der Kurzfristigkeit nicht möglich.“
Auch eine Kennzeichnung in den Fahrplänen lehnt der Dezernent ab: Das könne „für die Fahrgäste eher verwirrend“ sein wegen „des vergleichsweise seltenen Einsatzes“. Doch beobachten Fahrgäste: Die P-Wagen fahren häufig und regelmäßig auf der 15 und 17 und auch ohne zeitgleiche Stadion-Veranstaltungen. Sie rollen nicht nur wochentags, sondern auch am Wochenende.
CDU widerspricht dem Dezernenten
Mit der VGF sei eine „generelle Regelung vereinbart“, dass zumindest planmäßig keine zwei Fahrzeuge hintereinander eingesetzt werden, betont Siefert. „Sodass es jeweils mit dem nächsten Fahrzeug eine barrierefreie Alternative gibt.“ Fahrgäste besonders in Niederrad klagen dennoch über die Oldies. „Wenn wieder so eine alte Bahn kommt, muss man noch länger warten“, sagt eine Mutter mit Kinderwagen am Haardtwaldplatz. „Man kann die Straßenbahn einfach nicht mehr zuverlässig benutzen.“
„Das ist kein seltenes kurzfristiges Ausweichen, sondern routinemäßiger Einsatz“, widerspricht Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der Römer-CDU, der Behauptung des Dezernenten. Das Weglassen der Kennzeichnung sei „ein echter Rückschritt“ für mobilitätseingeschränkte Menschen. Wer auf einen Rolli, Rollator oder Kinderwagen angewiesen ist, plant seine Wege nach mit den Fahrplaninformationen – und steht nun ungeschützt im Regen.“
Hannes Heiler und auch Frank Nagel fordern, dass die Kennzeichnung der Stufen-Fahrzeuge umgehend wieder in die Aushangfahrpläne kommt. Auch Hinweise auf den Anzeigetafeln gibt es – anders als in anderen Städten – bisher nicht. In der Online-Auskunft ist die Information über den Einsatz einer „Hochflurstraßenbahn“ eher versteckt.
Die Stadt prüfe, „in welcher Form die Fahrgastinformation nochmals angepasst werden kann“, erklärt der Dezernent – zumindest falls die P-Wagen noch „über einen längeren Zeitraum“ fahren müssen. Bis Juli hat Alstom Frist, wenigstens ein erstes, fehlerfreies Neufahrzeug