„Meilenstein“ für U-Bahn-Netz
Stadtparlament beschließt Verlängerung der U4 mit Anbindung der Uni
Vor 64 Jahren hat sich die Stadtpolitik für den Bau einer U-Bahn in Frankfurt entschieden.
Bis dahin gab es die nur in Berlin und Hamburg. Die Verkehrsprobleme auf den Straßen in der Innenstadt waren, nachdem Frankfurt in den Fünfzigerjahren um 150.000 Einwohner gewachsen war, nach Einschätzung der Kommunalpolitiker nicht anders zu lösen. Die erste Strecke führte von der Hauptwache auf der Eschersheimer Landstraße in Richtung Norden.
Bis heute ist dies die zentrale Nord-Süd-Achse im FrankfurterU-Bahn-Netz. Vier Linien sind dort inzwischen unterwegs, sie befördern täglich rund 200.000 Fahrgäste.
Im Zweieinhalb-Minuten-Takt fahren die Bahnen.
Für diese Strecke gibt es bisher keine Ausweichlösung. Bei jeder Störung, sei es ein Unfall, ein technisches Problem oder eine der Sanierungen, die mitunter Wochen beanspruchen, werden Busse als Ersatz eingesetzt.
Jetzt hat das Frankfurter Stadtparlament beschlossen, eine Entlastung für die U-Bahn-Linien auf der Eschersheimer Landstraße zu schaffen. Dazu soll die Lücke zwischen den Stationen Bockenheimer Warte und der bisherigen Endhaltestelle in Ginnheim geschlossen werden.
Der Frankfurter Norden mit dem Neubaugebiet Riedberg wird dann künftig über zwei Strecken zu erreichen sein: Die neue Trasse verbindet den Norden und Nordwesten Frankfurts direkt mit dem Hauptbahnhof.
Mit überwältigender Mehrheit hat sich die Römerkoalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt gemeinsam mit CDU, Linken, AfD sowie den Fraktionen von BFF-Big und Die Fraktion dafür ausgesprochen, die U4 von der Bockenheimer Warte über eine unterirdische Station am Campus Westend der Goethe-Uni und mit den weiteren Stationen an Bundesbank und Platensiedlung bis zur Ginnheimer Haltestelle zu führen. Für diesen Trassenverlauf muss ein rund zwei Kilometer langer Tunnel unter Palmengarten und Grüneburgpark gebaut werden. Mit dem Beschluss stellen die Stadtverordneten zwölf Millionen Euro für die weitere Planung zu Verfügung. Für das Gesamtvorhaben stehen derzeit Kosten von 400 Millionen Euro in Rede, bei denen es aber sicher nicht bleiben wird. Das Geld kommt laut Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz in einer Höhe bis zu 90 Prozent von Bund und Land. Frühestens 2040 fährt die erste Bahn.
„Es geht bei dieser U-Bahn-Verlängerung nicht um Bockenheim oder Ginnheim“, hat die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Knacker in der Debatte im Stadtparlament gesagt.
Es gehe um Bonames, den Riedberg und Niederursel und möglicherweise auch um den neuen Stadtteil an der A 5. „Wir brauchen vor allem eine Resilienz für das Frankfurter U-Bahn-Netz.“ Dass die Stadtverordneten am Ende für eine Trasse votierten, die auch den Campus Westend mit rund 30.000 Mitarbeitern und Studenten anbindet, ist nach Knackers Worten „die Kirsche auf der Torte“.
Für Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU, ist das Herausragendste an dem Vorhaben, das 2015 von einer Bürger-Interessengemeinschaft noch einmal neu angestoßen worden war, die Analyse der Trassenvarianten. „Es gab noch nie eine so umfassende Prüfung für eine U-Bahn-Strecke“, sagt Nagel. Das Mobilitätsdezernat hatte Baum- und Grundwassergutachten sowie eine CO2-Bilanz für die verbliebenen drei Varianten erarbeiten lassen. Damit sind nach Ansicht von Nagel alle Bedenken, auch die gegen die Tunnelvariante unter den Parks, widerlegt worden. Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Die Grünen) spricht von einem „Meilenstein für die Mobilitätswende“. Denn: „Frankfurt wächst weiter, der Verkehr nimmt zu, der Straßenraum bleibt aber gleich.“