Parkhäuser im Grüngürtel

Die Stadtverordneten diskutieren über den Bau der Multifunktionsarena nahe dem Waldstadion

Mitglieder aus Ortsbeiräten kommen recht selten in den Ausschuss für Mobilität und Smart City. Eigentlich immer nur, wenn sie sonst nicht rechtzeitig gehört würden. So wie Reinhard Klapproth (Grüne) aus dem Ortsbeirat 5 zum Thema Multifunktionsarena.

Der Ortsbeirat 5 tagt am Freitag. Am Donnerstag werden die Stadtverordneten im Ausschuss für Kultur, Wissenschaft und Sport ihre Voten für eine „Grundsatzentscheidung“ zur Multifunktionsarena abgeben. Zu spät für den Ortsbeirat 5. So trägt Reinhard Klapproth seine Kritik eben im Mobilitätsausschuss vor. Für die Multifunktionsarena mit 15 000 Plätzen, die die Stadt 260 Millionen Euro kosten soll, würden drei Parkhäuser gebaut, sagt er. Auf den Waldparkplatz an der Mörfelder Landstraße. In den Grüngürtel – das Stadion liegt bekanntlich im Grüngürtel, und im Landschaftsschutzgebiet.

Als „Trostpflaster“ werde eine Absenkung des Modal Splits in Aussicht gestellt, sagt Klapproth. 37 Prozent der Gäste sollen künftig mit dem Auto kommen, derzeit wird ihr Anteil auf 47 Prozent prognostiziert.

„Wenn man Parkhäuser in das Landschaftsschutzgebiet reinstellt, verletzt man die Idee des Grüngürtels“, sagt er. Die Isenburger Schneise hätte schon seit 2005 aufgeforstet werden sollen. Dort ist immer noch ein Parkplatz.

Manfred Zieran (Ökolinx) sieht das ähnlich. „Eine Multifunktionsarena in dieser Lage zu planen ist ein Angriff auf jede Klimapolitik dieser Stadt“. Alle klimafreundlichen Grundsatzpapiere der Stadt, etwa dass Frankfurt bis 2035 klimaneutral werden soll, würden mit dem Bau von Parkhäusern obsolet. Er warb für den Kaiserlei als Standort einer Halle, in der die Löwen Frankfurt Eishockey und die Skyliners Basketball spielen können. Darüber hinaus soll die Halle für Konzerte und Veranstaltungen dienen, insgesamt etwa hundert im Jahr.

„Wir lehnen die Multifunktionsarena an diesem Standort ab. Sie passt nicht zusammen mit Zielen der Stadt“, sagte auch Daniela Mehler-Würzbach (Linke).

Die Römer-Koalition aus Grünen, SPD; FDP und Volt steht indes fest hinter dem Vorhaben, das ein Lieblingsprojekt von Sportdezernent und Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) ist.

ICE am Kaiserlei

Thomas Schlimme (Grüne) sagte, wegen des Fernbahntunnels der Deutschen Bahn stehe der Kaiserlei als Standort nicht mehr zur Verfügung. Ohne eine Multifunktionsarena sei die Zukunft des Basketball- und des Eishockeyvereins nicht gesichert. Der Autoverkehr nehme ab, damit sei ein Ziel erreicht.

„Thomas Schlimme pro Auto“, das habe er auch noch nicht erlebt“, sagte Sebastian Papke (FDP), der sich ebenfalls für den Hallenbau nahe dem Stadion aussprach.

Martin Huber (Volt) sagte, die Multifunktionsarena sei „eines meiner liebsten Großprojekte in Frankfurt“. Sie werde auf großes Interesse stoßen, dem Sport helfen und für mehr Veranstaltungen sorgen. Die Frage Landschaftsschutz oder Parkplätze sei „ein klassischer Zielkonflikt, das haben wir alle erkannt.“

„Der Bau der Halle ist hervorragend“, sagte Kristina Luxen (SPD). Damit verbunden müsse die Verkehrssituation gelöst werden, die auch bei Eintracht-Spielen und Konzerten im Waldstadion schon heute nicht funktioniere. Stadtteile wie Niederrad würden vom Autoverkehr überrollt und zugeparkt. „Was jetzt schon nicht funktioniert, muss bis dahin funktionieren. Die Halle ist nicht der Problemlöser“, sagte sie. Leipzig kontrolliere die Anwohnerzone wie eine Art Bannmeile. In Frankfurt gebe es nur „Zufahrtsregelungen light“. Der Betreiber der Multifunktionsarena, voraussichtlich Eintracht Frankfurt, müsse „in einen Topf“ einzahlen, damit das Geld in die Bewältigung des Verkehrs fließe, sagte Luxen: Eine Haltestelle an der Mörfelder Landstraße. Mehr Linien zum Stadion. Mehr Fahrradabstellplätze.

„Wir brauchen eine Straßenbahnlinie über die Mörfelder Landstraße als Ergänzung““, sagte auch Frank Nagel (CDU). Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) zeigte sich bei der neuen Tramverbindung offen, „auch wenn es mit der NKU schwierig wird.“ (Bei Nutzen-Kosten-Untersuchung muss der Nutzen die Kosten überwiegen, sonst ist das Projekt nicht förderfähig, und Frankfurt muss es allein finanzieren.) Er stehe „hinter der Grundsatzentscheidung“ zur Halle, sagte er.