Sonnenallee oder Verkehrsachse

Das nördliche Mainufer in Frankfurt wird wieder geöffnet, nachdem Autos für drei Monate von der Straße verbannt waren. Das verlängerte die Fahrzeiten, die Politik plädiert dennoch für eine Fußgängerzone.

Am Montag endet die Sperrung des Mainkais in diesem Jahr. Seit Anfang Juni durfte das nördliche Mainufer zwischen Alter Brücke und Untermainbrücke nicht von Autos und Lastwagen befahren werden. Zunächst wurde die Fanzone für die Fußball-Europameisterschaft aufgebaut, dann folgten relativ dicht hintereinander City-Triathlon, Mainfest, Christopher Street Day, Ironman und Museumsuferfest, sodass sich aus Sicht der Stadt eine zwischenzeitliche Freigabe nicht lohnte.

Einen Grund für die Sperrung musste man in diesem Jahr also nicht suchen. Nach Worten von Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Die Grünen) ist sie nur für eine Veranstaltung oder eine Demons­tration zulässig. In den vergangenen Jahren organisierte die Stadt selbst einen „Sommer am Main“. Aus den Erfahrungen hat man gelernt, wie es im jetzt vom Magistrat vorgelegten Ergebnisbericht für 2023 heißt. Nach der 2022 kritisierten fehlenden Verschattung und unbefriedigenden Aufenthaltsqualität wurden voriges Jahr Sitzmöbel, gelbe Liegestühle, Sonnenschirme und Pflanzkübel aufgestellt. Baugerüste mit Sonnensegeln spendeten Schatten, und es gab ein gas­tronomisches Angebot. Die 500 Antworten auf eine Onlineumfrage seien überwiegend positiv ausgefallen, heißt es im Bericht. Nach wie vor würden mehr Sitzgelegenheiten und mehr Grün gewünscht.

Offenbar beteiligten sich auch Kritiker der Sperrung. Der Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern bestehe weiterhin, hält der Bericht fest. Es gebe Anzeichen dafür, dass ein längerfristiges Nutzungskonzept die negativen Einstellungen ändern könnte. Bei einer Umgestaltung sollten vor allem Bürger und Anwohner informiert und aktiv in die Planung einbezogen werden.

Verkehrsbelastung bleibt Streitpunkt

Zu Widerspruch führt vor allem die Verkehrsbelastung für die umliegenden Straßen. Wie im Jahr davor wurde 2023 ein Umfahrungskonzept angewandt. Auf den hierfür ausgewiesenen Strecken habe sich das Verkehrsaufkommen um fünf bis zehn Prozent erhöht, so der Bericht. Auch die benachbarten Straßen wurden untersucht. In der abendlichen Spitze erhöhte sich die Fahrtzeit auf der West-Ost-Achse über die Berliner Straße um fünf auf 24 Minuten. Mit den Sommerferien, die in die Zeit der Mainkai-Sperrung fielen, ging sie auf 20 Minuten zurück. In Richtung Westen kommt die Auswertung auf längere Fahrtzeiten zwischen zwei Minuten am Morgen und zweieinhalb Minuten am Abend.

In Sachsenhausen brauchten Autos auf der Schweizer Straße abends 6,5 Minuten statt 4,5 Minuten Richtung Süden, auf der Gartenstraße Richtung Kennedyallee waren es sieben statt fünf Minuten, bevor der Wert mit den Ferien auf sechs Minuten zurückging. Auf dem Schaumainkai stieg die Fahrtzeit in der abendlichen Spitze um zwei Minuten, erreichte gegen Ende aber Werte, die niedriger lagen als vor der Sperrung der gegenüberliegenden Uferstraße. In Richtung Westen waren Autos im morgendlichen Berufsverkehr vier Minuten länger unterwegs, abends etwa zwei Minuten.

Zwei Minuten klingen wenig, bedeuten aber in einigen Fällen eine um 40 Prozent längere Fahrtzeit. Der Bericht kommt dennoch zu dem Schluss, dass aus verkehrsbehördlicher Sicht „keine grundsätzlichen Bedenken gegen den perspektivischen Entfall des Netzbestandteils Mainkai“ bestehen. Eine Vorlage für den Magistrat für eine dauerhafte Entwidmung der Straße wird gerade zwischen den Ämtern abgestimmt.

„Autos auf der Zeil kann sich auch niemand mehr vorstellen“

Für die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Knacker ist dieser nächste Schritt konsequent. „Das Verfahren kann sich ein Jahr ziehen.“ Auch Martin Huber (Volt) würde den Beschluss gerne in diesem Jahr treffen, um den Mainkai dauerhaft attraktiv umgestalten zu können. Auch die SPD ist nach Worten der Fraktionsvorsitzender Ursula Busch grundsätzlich dafür. Aber man müsse in einen konstruktiven Dialog treten, um die Menschen mitzunehmen. „Autos auf der Zeil kann sich heute auch niemand mehr vorstellen.“