Weichen für Millionengeschäft gestellt
Finanzausschuss beschließt Konzept für Vergabe der Werberechte
Frankfurt. – Die gute alte Litfaßsäule wir in diesem Jahr 170 Jahre alt. Längst ist sie nicht das einzige Werbemittel im Stadtraum. Die Nutzung öffentlicher Flächen ist ein Millionengeschäft. Im städtischen Haushalt stehen in den acht Jahren der Vertragslaufzeit mit der Ströer Deutsche Städte Medien GmbH 4,83 Millionen Euro pro Jahr, also mehr als 38,6 Millionen Euro im Zeitraum von 2018 bis 2025. Auch die VGF bezieht Einnahmen, die aber nicht veröffentlicht werden.
In Zukunft will die Stadt noch stärker finanziell von den Werberechten profitieren. Gestern hat der Haupt- und Finanzausschuss ein Konzept für die Neuvergabe der Werberechte ab 2026 beschlossen. Der bisherige Rechte-Inhaber gehört zur im M-DAX notierten Holding „Ströer SE & Co. KGaA“. Regionalleiter Steffen Decker warb im Ausschuss für sein Unternehmen. Decker betonte, dass es beim Beschluss über die Magistratsvorlage um das Werbeangebot der Zukunft gehe. Oberirdische Werbung mit Plakaten habe sechs Wochen Vorlauf, digitale Werbung sei deutlich flexibler. Das Programm könne beispielsweise städtische Informationen über Straßensperrungen erhalten. Der Regionalleiter appellierte an die Stadt „im Falle einer neuen Werbevereinbarung flexible Angebote durch digitale Systeme zu ermöglichen“. Auch der CDU-Stadtverordnete Frank Nagel unterstrich „die Bedeutung digitaler Kommunikation in der Außenwerbung auch zur Bürgerinformation“. Das habe bei „der vergangenen Ausschreibung nicht geklappt“, kritisierte FDP-Fraktionschef Yanki Pürsün und stellte klar: „Wir wollen die Einnahmen für die Stadt erhöhen.“
Für SPD-Fraktionschefin Ursula Busch gilt es, „eine vernünftige Mitte zwischen wirtschaftlichen Interessen und der Gestaltung des öffentlichen Raumes zu finden“. Dabei sieht sie Grenzen, denn: „Je mehr Leistung wir verlangen, desto niedriger ist der Preis“.
Kämmerer Bastian Bergerhoff (Grüne) erklärte, dass es sich der Magistrat mit der Vorlage nicht leicht gemacht habe. Deswegen ist Bergerhoff überzeugt: „Es wird ein großer Wurf, wenn wir die neue Ausschreibung haben.“
Die Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt lehnte die Änderungsanträge von CDU und Linken nicht rundweg ab, sondern stimmte für „prüfen und berichten.“
Auch die Frankfurter IHK hatte sich in die Debatte eingeschaltet und gefordert, die Werbung im öffentlichen Raum nicht noch weiter zu reglementieren und Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen und öffentliches WLAN in die Ausschreibung einbinden“.
Thomas Remlein