Unterschriften gegen die Poller-Kreuzung
Über 750 Nachbarn legen Protest gegen Umbau in Alt-Praunheim ein
Praunheim – Er sei überrascht, räumt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) ein. In der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses der Stadtverordneten im Römer nutzen Unternehmer Tom Wilroth und seine Mitstreiter die Bürgerfragestunde, um eine Unterschriftenliste an Siefert zu übergeben. Die 766 Unterzeichner wenden sich gegen die Umgestaltung der Kreuzung Alt-Praunheim/In der Römerstadt in Praunheim.
Mitte März umgestaltet
„Wir fordern den Rückbau“, erklärt Wilroth. Mitte März hatte die Stadt die Kreuzung umgestaltet. Lange hatte es dort mittig eine große schraffierte Fläche gegeben und eine separate Rechtsabbiegerspur. Sperrfläche und Rechtsabbiegespur tauschte die Stadt nun aus, stellte Poller auf. Anlieger, vor allem Ladeninhaber, protestieren seit dem ersten Tag gegen die Umgestaltung.
Die Idee sei sehr alt und im Ortsbeirat 7 mit Mehrheit beschlossen worden, erinnert der Ortsbeiratsvorsitzende und Grünen-Stadtverordneter Johannes Lauterwald. Die Lage sei für die Radfahrer durch den Wegfall des „freilaufenden Rechtsabbiegers“ sicherer geworden. Es seien nur „zwei legale Parkplätze“ weggefallen. Linienbusse, Laster und Rettungswagen kämen weiter um die Kurve. Vor allem aber: Die Umgestaltung sei zunächst temporär. „Falls es Probleme gibt, kann nachgesteuert werden“, erinnert Lauterwald.
Das Temporäre gefällt FDP-Verkehrspolitiker Sebastian Papke. Die Situation sei „seit der Möblierung etwas besser“, auch wenn er die Vorteile für Radfahrer bezweifelt. „Es ist so gefährlich wie vorher“ für Radfahrer, kritisiert Tom Wilroth. Außerdem sei die Kreuzung kein Unfallschwerpunkt. Das hatte die Stadt selbst auch schon vor Jahren erklärt.
Schönere Ortsmitte
Wilroth, der 150 Meter weiter in der Heerstraße eine Reinigung betreibt, fragt deshalb: „Wieso wird dort etwas verändert, nur weil jemand grüne Pflanzen haben möchte?“ Womit er Grünen-Umweltpolitiker Thomas Schlimme auf den Plan ruft: Er sei dort „beinahe über den Haufen gefahren worden“ als Radfahrer. Die Lage sei nun „wesentlich besser“. Außerdem brauche die Stadt dringend Pflanzen und Versickerungsflächen, sagt Grünen-Fraktionschefin Katharina Knacker. Praunheim solle eine schönere Ortsmitte bekommen. „Aber die Verkehrssicherheit ist das wichtigste.“
Vor Ort sieht man das anders: „Es geht darum, dass Kurzzeitparkplätze weggefallen sind für Kunden und Lieferanten“, sagt Tom Wilroth. „Den Wegfall hätte man ernster nehmen können“, findet Uwe Schulz (BFF-BIG). Mehr Aufenthaltsqualität durch neue Blumenkübel mag er nicht erkennen.
Die Wirkung des Umbaus schnell zu ermitteln, fordert CDU-Verkehrspolitiker Frank Nagel. „Wir sollten nicht ein Jahr warten, bis wir uns das wieder anschauen.“ Johannes Lauterwald kündigt an, prüfen zu wollen, ob dort noch Lieferparkplätze eingerichtet werden könnten. Tom Wilroth sagt: „Wir wünschen uns, dass Herr Siefert nach Praunheim kommt und sich die Situation anschaut.“ Die „Mehrheit der Praunheimer ist dagegen“.
Das zweifelt Falko Görres (Die Fraktion) an. Er räumt aber ein: „Menschen brauchen Zeit, um sich an Veränderungen zu gewöhnen, auch Geschäfte.“
Dezernent Siefert kündigt an: „Wir schauen uns die Situation noch einmal vor Ort an.“ Es sei allerdings nach erst zwei Monaten „zu früh, um ein abschließendes Urteil zu fällen“.