Park+Ride-Anlage am Taunusblick doch in weiter Ferne: Umland soll für Parkplätze in Frankfurt bezahlen

Am Taunusblick soll eine Park+Ride-Anlage entstehen – jedenfalls war das der Plan im Sommer. Der Standort gerät nun allerdings aus dem Fokus.

Frankfurt – Kommen weniger Autos in die Stadt, entlastet das viele Anwohner von Straßenlärm und Abgasen. Für die, die weiter mit dem Auto in der City unterwegs sind, wird es gleichzeitig komfortabler – oder man kann Fußgängern, Radfahrern und anderen mehr Platz einräumen. Der Bau von Park+Ride-Anlagen außerhalb der Stadt wird in der Frankfurter Politik daher über Koalitionsgrenzen hinaus für wichtig gehalten.

Zuletzt wurde der Magistrat beauftragt, mit der zuständigen Autobahn GmbH und betroffenen Kommunen eine Planung für eine P+R-Anlage an der Autobahnraststätte Taunusblick auszuarbeiten. Eine schnelle Umsetzung hatte Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) bisher als Ziel genannt, nachdem die Autobahn GmbH ihr grundlegendes Nein gegen das Vorhaben aufgegeben hatte.

Park+Ride-Anlage am Taunusblick noch in ferner Zukunft

Doch wann das Realität wird, ist nicht absehbar. Die Stadt wolle das Projekt in einen größeren Zusammenhang einbetten, erklärt Heiko Nickel, Sieferts Referent für Strategische Verkehrsplanung. „Wir bauen diese Anlagen nicht für uns, wir bauen sie für das Umland.“ Die Parkplätze seien vor allem im Interesse der Umlandbewohner, die dort ihr Auto abstellen können. Deshalb müssten diese Umlandkommunen auch ihren Beitrag leisten, sagt der Referent.

Ob das finanzielle Beiträge sein sollen oder ob diese Kommunen selbst weitere Parkplätze bauen sollen oder ob es andere Varianten gibt, das lässt Nickel offen. Darüber müsse mit den Kommunen gesprochen werden. Auf mehr P+R-Angebote in den Wohnorten der Pendler drängte Frankfurt jahrzehntelang. Auch Experten empfehlen einen wohnortnahen Umstieg vom Auto auf Bahn und Bus. Allerdings kann Frankfurt keine P+R-Anlagen in anderen Orten bauen. Folge: Es tat sich über Jahre gar nichts. Um das aufzubrechen, hatte Dezernent Siefert angekündigt, nun doch das P+R-Angebot am Stadtrand auszubauen, um wenigstens eine temporäre Lösung zu haben, da der Bahn-Ausbau sehr lange dauert.

Neue P+R-Anlage im Frankfurter Nordwesten?

Im Blick hat Referent Nickel zunächst die Erweiterung der Anlage an der Borsigallee am A66-Autobahnende im Osten und eine neue Anlage Taunusblick an der A5 im Nordwesten der Stadt. Direkt an der Raststätte Taunusblick werde die P+R-Anlage aber nicht entstehen, da es dort keinen Bahnanschluss gebe, sagt Nickel. Auch werde es nicht genug Parkplätze geben, dass diese eine eigene Bahnstrecke rechtfertigten. Daher müsse die Anlage dorthin, wo es Schienenverkehr gebe.

Das ist nach Nickels Worten aber ebenfalls eine noch offene Frage. Angeschlossen werden könne sie an die Verkehrsanbindung des neuen Nordweststadtteils, den die Stadt in diesem Gebiet plant. Aber: „Dafür gibt es ja noch lange keine Bebauungspläne“, macht Nickel deutlich, dass das Vorhaben kein kurzfristiges Projekt sei. Erst wenn der neue Stadtteil planerisch Konturen annehme, könne dessen Verkehrsanbindung geplant und erst dann ein Standort für eine P+R-Anlage festgelegt werden.

Zwei P+R-Anlagen lösen Frankfurter Verkehrsprobleme nicht

So offen ist die Standortfrage aber gar nicht: Nur gut 300 Meter Luftlinie von der alten A5-Zufahrt der US-Armee entsteht in Kürze der benötigte Bahnanschluss. Kurz vor Weihnachten begann der Bau dieses Abschnitts der Regionaltangente West (RTW). Hier kommt die Umsteigehaltestelle zur U7 hin, weshalb auch der Bau der Verlängerung der U-Bahnstrecke von der Heerstraße dazu gehört. 2028 sollen die Bahnen rollen.

Prognosen zum zeitlichen Ablauf bei der P+R-Planung will der Referent dennoch nicht wagen. Nur: Irgendwann müsse das Thema ja angepackt werden, und das passiere jetzt. Deshalb ist Nickel in der Region unterwegs und spricht mit Kommunen und Institutionen über das Thema.

„Lieber wäre es uns ohnehin, die Leute würden schon vom Heimatort an mit der Bahn fahren“, sagt Nickel. 320 000 Autos rollten täglich auf die Stadt zu, da könnten zwei P+R-Anlagen die Frankfurter Verkehrsprobleme nicht lösen, selbst wenn sie eine vierstellige Zahl von Parkplätzen anbieten. Falls eine P+R-Anlage Taunusblick komme, dürfe kein Auto von dort ins städtische Straßennetz fahren. Nicht nur, damit Praunheim keinen zusätzlichen Verkehr abbekommt. Auch käme das einer neuen Autobahnabfahrt gleich, und das wäre rechtlich so kompliziert umsetzbar, dass ein Realisieren in noch weitere Ferne rücke. (Manfred Becht/dpg)