U4 könnte unter dem Campus Westend halten – doch nicht alle sind begeistert
Via Uni-Campus, oder nicht? Der Frankfurter Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert will Varianten-Gutachten nach der Sommerpause vorstellen.
Frankfurt – Bis Ende des Jahres soll es Klarheit geben, wie die Lücke der U4 zwischen Bockenheimer Warte und Ginnheim geschlossen wird. Die Gutachten dazu wolle er nach der Sommerpause vorstellen, kündigt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) im Interview mit dieser Zeitung an. Sie seien nahezu fertig.
Die Verlängerung soll bis 2032 gebaut werden. Die U4 könnte im Tunnel eine Kurve fahren und direkt unter dem Campus Westend der Goethe-Universität halten. Diese Lösung wird von den Parteien im Römer breit unterstützt – von Grünen und Linke über SPD und FDP bis CDU. Nicht einheitlich sehen es die Verbände: Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) bevorzugt den Uni-Anschluss, der Umweltverband BUND hingegen lehnt ihn ab.
Auch zwei Bürgerinitiativen aus dem Westend sind dagegen. Sie befürchten, dass der U-Bahn-Tunnel dem Grüneburgpark, den Bäumen dort sowie dem Grundwasser schade. Beides lässt die Stadt in Gutachten seit 2020 überprüfen. Zuletzt hatten die Ergebnisse 2022 vorliegen sollen.
Lückenschluss in Frankfurt soll bis 2032 gebaut werden
Anhand der Ergebnisse sollen nun nach der Sommerpause die drei Varianten bewertet werden, die noch im Rennen sind: Zum einen die Strecke via Uni-Campus mit einem langen Tunnel, dazu zwei Strecken mit kurzem Tunnel bis zum Botanischen Garten und danach oberirdischer Strecke. Die kurzen Tunnelvarianten sind zum einen eine Strecke entlang von Zeppelin- und Miquelallee – was Kritiker der Uni-Lösung bevorzugen – mit einer riesigen, offenen Baugrube, sowie zum anderen ein kurzer Tunnel unterm Palmengarten durch.
Vor dem Tunnel entlang von Alleen-, Palmen- und Botanischem Garten hatte bereits Sieferts Vor-Vorgänger Klaus Oesterling (SPD) gewarnt, da für die offener Baugrube an die 100 Bäume gefällt werden müssten. Der Tunnel via Uni-Campus kommt nach Einschätzung der Fachleute ohne größere Baumfällungen aus.
Auskünfte zu den Ergebnissen der Gutachten lehnt Siefert ab und verweist auf die Vorstellung. Schon voriges Jahr hatte er die Gegner der Uni-Variante kritisiert: „Sie haben erst diese Untersuchungen gefordert und sich jetzt aber schon auf eine Variante festgelegt, ohne auf die Ergebnisse dieser neutralen Gutachten zu warten. Das finde ich enttäuschend.“
Drei U4-Varianten in Frankfurt im Rennen
Nach Vorlage der Gutachten will Siefert den Stadtverordneten die Vorzüge und Nachteile der drei Varianten gegenüberstellen, damit diese entscheiden können. Die Entscheidung will der Dezernent bis Jahresende hinbekommen. Wenn das gelinge „nach 30 Jahren Streit“, sagt Siefert, sei das „ein guter Erfolg“.
Nach der Eröffnung zur Bockenheimer Warte 2001 sollte die U4 ursprünglich via Franz-Rücker-Allee verlängert werden. CDU und Grüne stoppten das, da Anwohner die Straßenbahn behalten wollten. 2010 brachte die Bürgerinitiative „Rettet die U5“ das Vorhaben zurück in die Debatte und schlug eine „Ginnheimer Kurve“ via Bundesbank vor. Die wurde aus technischen Gründen verworfen. Als kürzere Kurve über die Uni, was CDU-Verkehrsexperte Frank Nagel vorschlug, ist sie heute aber favorisierte Lösung der Politik. Auch Uni-Leitung, Studenten und Wirtschaft fordern die U4 zum Campus.
Rund 260 Millionen Euro würde dieser Lückenschluss laut Schätzung von 2019 kosten. Die U4 soll dann von Ginnheim via Nordwestzentrum und Riedberg nach Nieder-Eschbach fahren.