Wegen Personalengpässen fahren Busse und Bahnen in Frankfurt von Samstag an seltener. Das reduzierte Angebot gilt zunächst für sieben Monate. Doch es gibt noch ganz andere Probleme…
Frankfurt -Für U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse in Frankfurt gelten von Samstag an reduzierte Fahrpläne, einige Linien werden sogar verkürzt. So will die Stadt die vielen spontanen Ausfälle aufgrund von Personalknappheit beenden.
Weil seit 13 Monaten so viele Fahrten kurzfristig ausfielen, zog Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) im Dezember die Reißleine. „Wir sind an einen Punkt gekommen, wo wir handeln müssen.“ Hohe Krankenquoten machen den Verkehrsunternehmen zu schaffen. Kein reines Frankfurter Problem: Bus- und Bahnfirmen leiden in halb Europa darunter. So lag die Krankenquote zuletzt bei der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) bei 15 Prozent, erklärt Technikgeschäftsführer Michael Rüffer. Bis zu 11 Prozent der Fahrten von Bahnen und Bussen fielen laut städtischer Nahverkehrsorganisation Traffiq im vorigen Jahr wegen fehlenden Personals kurzfristig aus.
In anderen Städten wie München, Köln und Berlin gelten schon länger reduzierte Fahrpläne. Nun will auch Frankfurt damit zum einen das Angebot bei Bahnen und Bussen stabilisieren, erklärt Traffiq. Zum anderen sollen die Unternehmen die Zeit nutzen, um die Personalprobleme in den Griff zu bekommen. Fahrgäste müssen sich daher vom 27. Januar an bis Ende der Sommerferien – mit Ausnahme der Zeit der Fußball-EM von Mitte Juni bis Mitte Juli – auf dieses reduzierte Angebot einstellen.
U5 fährt nur noch zwischen Konstablerwache und Preungesheim, zum Hauptbahnhof müssen Fahrgäste die U4 und die S-Bahnen benutzen. Außerdem fährt die U5 zeitweise in einem weniger dichten Takt, dafür aber mit längeren Zügen.
U6 und U7 fahren in der Rush-hour alle 10 statt alle 7,5 Minuten, die Züge der U7 sind aber länger. Außerdem verkehrt die U6 sonntags nur alle 20 statt alle 10 Minuten.
U9 fährt samstags nur alle 30 statt alle 15 Minuten.
Tram 12 wird zwischen Eissporthalle und Hugo-Junkers-Straße montags bis samstags vom 10- auf einen 20-Minuten-Takt reduziert.
Tram 14 entfällt zwischen Gustavsburgplatz und Mönchhofstraße. Takt wird von 10 auf 15 Minuten reduziert, abends von 15 auf 30 Minuten.
Tram 15: Werkstags entfallen Fahrten zwischen Südbahnhof und Oberrad zwischen 12 und 14 Uhr. Samstags nur 15- statt 10-Minuten-Takt.
Außerdem fahren weitere Linien in der Hauptverkehrszeit seltener: Die Straßenbahnen 17 und 18 sowie die Buslinie M34 rollen nur alle 10 statt alle 7,5 Minuten, die Buslinie M43 morgens nur alle fünf bis 7,5 Minuten. Bergen trifft die Kürzung doppelt: Auch die Buslinie 40 nach Enkheim fährt nur alle 20 statt alle 15 Minuten. Reduziert wird zudem der Takt der 33 (20 statt 10 Minuten) und samstags auf der 39 (20 statt 15 Minuten). Die seit September geltenden Reduzierungen der Linien 30, 37, M46 und 75 sowie der Entfall der Linie 79 gelten weiterhin.
„Ziel ist ein Fahrplan, der mit dem verfügbaren Personal zuverlässig bewältigt werden kann und Reserven bietet, um kurzfristige krankheitsbedingte Fahrtausfälle möglichst vermeiden zu können“, erklärt Traffiq. An den Haltestellen sollen die neuen Fahrpläne bis Samstag ausgetauscht sein, sagt Traffiq-Sprecher Klaus Linek. Die Fahrplanauskunft, etwa in der RMV-App, sei aktualisiert. Die Linienfahrpläne im Taschenformat würden „zurzeit mit Hochdruck produziert“ und seien in Kürze in den Verkaufsstellen zu haben.
Problem verschärft sich wegen neuer Regeln
Eine aktuelle Einschätzung zum Erfolg des Sparfahrplans mag Dezernent Siefert auf Nachfrage nicht geben. Doch beschäftigt die VGF, die die U- und Straßenbahnen betreibt, aktuell ein neues Problem. Neue gesetzliche Regelungen verschärfen die Personalsituation. Die VGF muss seit Jahresbeginn die Vor- und Nachbereitungszeit der Fahrer in die Kernarbeitszeit einrechnen und darf diese nicht mehr zusätzlich ergänzen. Das führt in Summe dazu, dass Mitarbeiter pro Monat rund einen Tag weniger arbeiten, auch der Lohn fällt geringer aus. Das reißt, neben den Krankheitsausfällen, eine Lücke von weiteren zehn Diensten pro Tag, wie aus dem Unternehmen zu hören ist, was rechnerisch einen Zusatzbedarf von etwa 40 Fahrern bedeutet.
Auch hinter vorgehaltener Hand wagt aktuell kein Beteiligter eine Prognose, wie sich das auf die Einsparziele der reduzierten Fahrpläne auswirkt. Diese senken den Personalbedarf der VGF laut Sprecher Bernd Conrads um 31 Dienste von Montag bis Donnerstag, freitags 28, samstags 24 und sonntags 8 Dienste. Besonders viel Personal spart dem Vernehmen nach die Verkürzung der U5.
2024 wolle die VGF erstmals mehr als 150 Fahrer ausbilden, kündigt Conrads an: „Wir haben die Kapazitäten ausgeschöpft“ in der Fahrschule. Im zweiten Halbjahr solle eine neue Arbeitgeber-Kampagne lanciert werden. „Das ist kein Sprint, eher ein Marathon“, sagt der VGF-Sprecher. Die Suche und das Anwerben von Fachkräften gingen kontinuierlich weiter. Dennis Pfeiffer-Goldmann