Der Jahresempfang im Frankfurter Waldstadion legt gekonnt vor

Passender könnte der Ort für einen IHK-Jahresempfang kaum gewählt sein. Die Kammer hat ins Waldstadion geladen. Die Eintracht ist angesagt, das Aushängeschild des Frankfurter Fußballs hat die Europa League gewonnen, tritt jetzt in der Champions Leage an. Schwer zu sagen, wer da wem nacheifert, die Eintracht der Frankfurter Wirtschaft oder anders herum.

Wobei IHK-Vizepräsident Frank Nagel verrät, dass es das Orga-Team natürlich gar nicht vorher gewusst habe, wie gut sich Eintracht und auch die DFB-Frauen schlagen würden. Anfang des Jahres habe die IHK schlicht einen Ort gesucht, der auch unter Coronabedingungen mit Abständen gut zu bespielen wäre. „Es war einfach die Sehnsucht da, endlich wieder gemeinsam feiern zu können.“ Bleibt noch zu klären: Erreicht man das Stadion besser mit der Straßen- oder der S-Bahn? Nagel ist ja auch der Verkehrsexperte seiner Partei, der CDU. Und weiß Rat: verlässlicher ist die Tram, aber der Fußweg ist mit der S-Bahn kürzer. Und die Fahrradwege sind deutlich besser ausgebaut als früher.

Wohl deshalb trudeln die ersten Gäste bereits um 17.30 Uhr ein. Dabei beginnt das Programm erst um 19 Uhr. „Aber dann kann man noch ein bisschen die Stimmung der Champions League aufsaugen“, sagt IHK-Pressereferentin Sarah Kleinz. „Erstaunlich viele sind zum ersten Mal im Stadion, schauen sich ganz neugierig um“, sagt Kleinz noch.

Auf Fee Qi trifft das zu. Und der Unternehmer in Sachen Lieferketten und Logistik sticht noch aus einem anderen Grund hervor. Er ist einer der wenigen, die keinen Anzug tragen. „Zu warm“, erklärt er knapp.

Im Poloshirt lässt er fasziniert den Blick schweifen. „Im Fernsehen sieht es anders aus“, sagt er. Seit einst der Chinese Chen Yang für die Eintracht gekickt hat, verfolgt Fee Qi die Geschicke des Clubs. Seit 2019 ist er IHK-Mitglied. „Der Empfang ist Pflicht.“ Letztes Mal war der noch im Winter. Fee Qi erinnert sich: „Da habe ich auch Anzug getragen.“

Auch Volker Marquart ist angetan von der Kulisse. Die Entscheidung, im Waldstadion zu feiern, sei genau richtig. Allerdings ist der Arbeitsrechtler nicht unparteiisch. Er hält auf der Gegengerade „vier Plätze in Erbpacht“, die er auch „nicht mehr hergeben“ werde. Im Gegenteil: „Wir wollen die Eintracht mehr integrieren in die Wirtschaftswelt.“ Denn die sei ein Bringer an Reputation und locke auch interessante Investoren an.

Ach ja, König Fußball. Die Raucher an der Ostseite der Tribüne verstecken sich hinter einer Torwand. Da liegen sogar Bälle. Aber niemand kickt. Wobei das doch im ZDF-Sportstudio so einfach aussieht, flachst einer, der aber schnell verschwindet, als er zum Duell gefordert wird.

Wenn man übrigens an der Raucherecke am Westflügel wieder ins Gebäude huscht, kommt man an einer anderen Torwand vorbei, eine Wand der süßen Köstlichkeiten, die Toren verführt. Oder weniger poetisch: An einer Wand, die über und über mit Donuts behangen ist. Servietten deuten darauf hin, dass es sich nicht um Deko handelt.

„Die sind essbar“, bestätigt eine Servicekraft. Aber noch nicht jetzt, mahnt er mit Zeigefinger. Essen gibt es erst nach den Ansprachen. Guter Service, die IHK hat ihn gefunden. An jeder Ecke helfen freundliche Gesichter weiter, begrüßen, bieten etwas an, und wenn es nur ein Hallo ist. Das Dach des Stadions ist geschlossen. Der Gärtnereibetrieb verlegt gerade den Rasen für die neue Saison. Um 18.30 Uhr sind etwa zwei Drittel geschafft. Es brummt und summt, der bloße Anblick erfreut die Herzen der IHK-Gemeinschaft. Zumal pünktlich zu den Reden Ruhe auf dem Pitch einkehrt. Die ein Flugzeug überm Stadiondach prompt wieder kassiert. Aber so ist das in Frankfurt. Man muss sich schon bemerkbar machen.

So nutzt etwa Andreas Eggenwirth den Jahresempfang zur Kontaktpflege. Der Preungesheimer hat just mit ein paar Gleichgesinnten Wino e.V. lanciert. Einen neuen Gewerbevberein. Wino steht für: Wirtschaft im Nordosten. Der alte Gewerbeverein war sanft entschlafen, jetzt soll er wieder pulsieren. Vor allem über Digitalisierung. Denn Gewerbe gäbe es im Nordosten viel, aber keine Übersicht, wer genau wo was anbietet. „Gute Gespräche“ wünscht er zum Abschied. Auch eine Lehre aus dem Fußball: Je mehr Anspielstationen es gibt, desto eher kommt was bei raus.

Zwei Überraschungen hält die IHK noch parat: Adler Atilla ist zu Gast, das Vereinsmaskottchen der Eintracht. Und der Pokal der Europa League, das andere Maskottchen. Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich gar mit Trophäe fotografieren lassen. Und natürlich: Das DFB-Pokalspiel der Eintracht läuft auf dem Videowürfel unter dem Stadiondach und auf Leinwand im Saal. „Wir sind ja die IHK Frankfurt“, sagt Frank Nagel stolz.

In der vierten Minute schießt Kamada das 1:0. Der Jubel ist da. Aber die Konkurrenz auch: Flugzeuge, gute Gespräche, Speisen, die Donutwand eröffnet, und: Die Gärtner arbeiten am Rasen weiter. Wichtig ist auf dem Platz.