Der geplante Ausbau droht zu stocken / Kritik der CDU
In der Regel funktioniert Park+Ride nur mit dem Bau von Parkhäusern, hier in der Borsigallee. hamerski
Verstärkt Park+Ride auszubauen, hat das städtische Mobilitätsdezernat angekündigt. Geld dafür will die Regierung jedoch nicht bereitstellen, wie ein Blick in den aktuellen Haushaltsentwurf zeigt. Dabei beklagt sich selbst die Wirtschaft längst über viel zu volle Straßen und fehlende Alternativen.
„Wir nehmen wahr, dass die Bedingungen für den Kfz-Verkehr in Frankfurt immer schlechter werden“, sagt Ulrich Caspar, der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Umgestaltung von Hauptstraßen verschlechtere die Erreichbarkeit der Unternehmen und verlangsame den Verkehrsfluss, was Firmen und deren Mitarbeiter treffe.
Einige Alternativen fehlen bisher, weil der Ausbau von Bahn und Bus oft viele Jahre oder sogar Jahrzehnte dauert. Deshalb dürften viele Pendler erleichtert aufgehorcht haben, als die Stadt vor wenigen Wochen einen Paradigmenwechsel ankündigte: Man wolle nun doch Park+Ride-Angebote am Stadtrand ausbauen, hatte Wolfgang Siefert, Referent von Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne), erklärt.
Das solle die Zeit bis etwa Ende des Jahrzehnts überbrücken, bis der Nahverkehr besser ausgebaut sei, betonte Siefert. Zuvor hatte die Stadt viele Jahre darauf gedrängt, dass P+R möglichst in den Wohnorten der Pendler erfolgt und diese dann per Bahn nach Frankfurt fahren sollten.
Allein: Für den Bau dort sind die jeweiligen Orte zuständig, nicht die Stadt Frankfurt. So rollen weiterhin eine Viertelmillion Pendler täglich über die Straßen in die Metropole. Dass die Stadt nun doch Park+Ride an den Stadtgrenzen ausbauen will, lobt sogar die Opposition. Als Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Römer, allerdings im Haushaltsentwurf nachschaute, war er überrascht: „Dort ist kein Geld bereitgestellt für Planungen“ – und erst recht nicht für die Umsetzung.
Das wundert Nagel auch deshalb, weil die CDU bereits vor vier Jahren ein Konzept entwickelt hatte. Dabei sei wichtig, dass die Parkplätze groß genug seien. „Standorte sind nur wirkungsvoll ab 2000 und mehr Parkplätzen“, so Nagel. Ebenso dürfe keine Fläche verschwendet werden, es müssten also stets mehrstöckige Anlagen – Parkhäuser – sein.
„Kreative Lösungen“
Am wichtigsten sei es, Standorte zu wählen, die an Schnittpunkten zwischen Schiene und Autobahn liegen. Auch müssten die dort verkehrenden Bahnstrecken noch genug Kapazität für mehr Fahrgäste haben.
Einige Standorte schlagen die Christdemokraten daher vor, die alle schnell umsetzbar seien:
Stadion (A3, A5): Hier müsste idealerweise die Straßenbahnhaltestelle mit einem Parkhaus überbaut werden. Denkbar sei auch, das für eine Multifunktionsarena vorgesehene Parkhaus tagsüber als Pendler-Parkhaus zu nutzen. Die Straßenbahn 21 fährt von hier aus zum Hauptbahnhof.
Rebstock (A5, A66/Westen): Ein temporäres Parkhaus wäre auf dem bereits versiegelten Messeparkplatz möglich, der direkt hinter der Autobahntankstelle und vor dem Rebstockbad liegt. Direkt daneben fährt die Straßenbahn 17 zum Hauptbahnhof ab.
Taunusblick (A5): Die vollständige A5-Anschlussstelle gibt es hier schon, nur wenige Hundert Meter entfernt liegt die Endhaltestelle Heerstraße der U7. Feldwege temporär auszubauen als Zufahrt für ein temporäres Parkhaus, schlägt Frank Nagel vor. Auch eine Überbauung des großen Praunheimer Mercedes-Parkplatzes wäre denkbar mit 2000 Parkplätzen.
Hanauer Landstraße (A66/Osten): Zwischen Hugo-Junkers- und Ernst-Heinkel-Straße könnte ein temporäres Parkhaus auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Grundstück um die frühere Tankstelle entstehen. Ein fünfstöckiges Parkhaus „in schneller Fertigbauweise“ könnte Platz für 1500 Autos bieten, schätzt der CDU-Politiker. Von hier fahren die Straßenbahnen 11 und 12 in die Stadt sowie nach Bornheim.
Borsigallee (A66/Osten): Ob weitere Park-Etagen über dem großen Parkplatz neben und hinter Matratzen-Concord entstehen könnten, solle die Stadt prüfen. Das bestehende Park+Ride-Parkhaus gegenüber ist nämlich voll, eine Erweiterung zwar geplant, die Flächen werden aber bis 2032 für die Baustelle des A66-Lückenschlusses genutzt. Ebenso sei denkbar, den ebenerdigen Überlaufparkplatz des Hessencenters zu überbauen. Er liegt direkt neben der A66-Zufahrt. Von hier fahren U4 und U7 in die Stadt.
Das Beispiel Taunusblick zeige, „dass es in der Region Frankfurt Rhein-Main große Potenziale für Park+Ride-Anlagen“ gebe, erklärt IHK-Präsident Caspar. Mit einer Verlängerung der U7 hierher könnten zugleich „mehrere Tausend Fachkräfte, Touristen und Kunden des Einzelhandels direkt vor den Toren der Stadt abgepasst werden“.
Sollte es die neue Stadtregierung mit einer Entlastung des Stadtverkehrs ernst meinen, seien schnelle Lösungen nötig, fordert zudem CDU-Politiker Nagel. „Es müssen jetzt kreative Lösungen realisiert werden und nicht immer nur Ausreden, warum etwas nicht möglich ist.“