Frankfurt: Kleine Schritte in Richtung Fahrradstadt
An der Schönen Aussicht sind 330 Meter Radweg rot markiert worden. Insgesamt will die Stadt 45 Kilometer Radwege bauen.
Die Stadt will bis 2023 rund 45 Kilometer Radwege bauen oder umgestalten. Das haben die Stadtverordneten im Sommer beschlossen. Vorausgegangen waren Verhandlungen mit der Initiative Radentscheid Frankfurt. Vier Monate nach dem Beschluss wurde der erste Radweg aus dem Programm umgesetzt.
An der Schönen Aussicht hat das Straßenbauamt 330 Meter mit roter Farbe markiert, auf beiden Seiten der Straße, zwischen Alter Brücke und Literaturhaus. Zuvor wurde die Asphaltschicht der Straße erneuert. Aus drei Fahrspuren für Autos wurden zwei. Der übrige Platz kommt nun den Radfahrern zugute.
„Man sieht, es geht, ohne dass es zu größeren Staus kommt“, sagte Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) am Donnerstag. Er verteidigte die probeweise Sperrung des Mainkais, welche die Stadtverordneten bis August 2020 genehmigt haben. „Von mir aus könnte sich der verkehrsberuhigte Bereich über den Mainkai hinaus in der Schönen Aussicht fortsetzen“, sagte er.
„Das Rot fällt deutlich auf“, sagte Wolfgang Siefert, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen und Vorsitzende des Verkehrsausschusses. Die Fachmeinung, dass rote Farbe für Radwege nur an sicherheitsrelevanten Straßen und Kreuzungen eingesetzt werden soll, habe sich mittlerweile geändert. Nun werde der Farbeinsatz allgemein begrüßt. Für die Radfahrer sei mit dem Radweg an der Schönen Aussicht eine durchgängige Ost-West-Verbindung geschaffen worden, die sich über die Hanauer Landstraße bis nach Fechenheim fortsetzen werde, sagte er. Dies sei ein Ersatz für den fehlenden Radweg auf der Berliner Straße, deren Umbau die Grünen in der Koalition nicht haben erwirken können.
Entlang der Hanauer Landstraße stehe der Umbau des bestehenden Bordsteinradwegs 2019/2020 an, führte Stefan Lüdecke aus dem Verkehrsdezernat aus. Lüdecke leitet mittlerweile die Stabstelle zum Ausbau der Radwege in Frankfurt. Zwischen Osthafenplatz und Ratswegkreisel sollen bei der geplanten Ertüchtigung stadtauswärts Parkplätze wegfallen und Poller aufgestellt werden. Stadteinwärts werde der Radweg „optimiert“, ohne Bäume zu fällen. Stadtrat Oesterling kündigte an, noch in diesem Jahr werde ein Radweg vom Börneplatz über die Konstablerwache zum Friedberger Tor errichtet. Dafür falle eine Fahrspur weg. In Gegenrichtung, vom Friedberger Tor zum Börneplatz, werde der Radweg 2020 gebaut. Ebenfalls 2020 werde ein Radweg in beide Richtungen vom Friedberger Tor zum Friedberger Markt, entlang der Friedberger Landstraße, umgesetzt. Weiter zum Matthias-Beltz-Platz nach Norden müssten Radfahrer wegen der beengten Situation auf der Friedberger Landstraße über Rotlint- und Egenolffstraße ausweichen.
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Damit Busse auf der Kurt-Schumacher-Straße schneller vorankommen, sollen sie künftig von der Alten Brücke kommend über eine „Schleuse“ an Fahrzeugen vorbei auf eine Busspur in die Straßenmitte gelotst werden.
Heiko Nickel, Sprecher des Radentscheids, warb dafür, weitere „tödliche Lücken“ im Radnetz zu schließen. 2018 seien sieben Radfahrer in Frankfurt ums Leben gekommen, Frank Nagel, Verkehrspolitiker der CDU und Vize-Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt, bemängelte, der Radweg sei „nur eine Einzelmaßnahme“, es fehle „das Gesamtverkehrskonzept“.