Knut statt Nachtbus: Kritik an Plänen von Siefert
Mobilitätsdezernent will reguläre durch Rufbus-Fahrten in Frankfurts Norden ersetzen – CDU: „Übereilt“
Frankfurt – Das Mobilitätsdezernat hat vorgeschlagen, zur künftigen Finanzierung des Rufbusses Knut im Frankfurter Norden in der Zeit von etwa 0 bis 5 Uhr auf die nächtlichen Fahrten der Buslinien 28, 29, 39 und 63 zu verzichten. Das sehen die Römer-Opposition wie auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisch.
Die Kürzung des Bus-Angebots bedeute besonders für Pendler im Schichtdienst eine Verschlechterung, kritisiert Frank Nagel, der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion. „Wenn sie statt des Busses den On-demand-Verkehr benutzen und dann regelmäßig dessen Zuschläge zahlen müssen, wird es teuer.“ Sollte Knut reguläre Busfahrten ersetzen, müsse Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) die Preisgestaltung von Knut anpassen und wenigstens in der Zeit etwa auf den Kilometerzuschlag verzichten.
Wer bei Knut mitfahren möchte, muss den Kleinbus per App oder Telefon buchen. Er fährt dann bis fast zur Haustür. Die Mitfahrt kostet einen Euro Komfortzuschlag plus 30 Cent je Kilometer – sowie zwei Euro Grundtarif oder ein gültiges RMV-Ticket.
Der VCD Rhein-Main findet Knut zwar prinzipiell gut. „On-Demand-Verkehre sind ein tolles ergänzendes Mittel, weniger frequentierte Ziele ohne eigenes Auto oder in den Randstunden erreichbar zu machen“, sagt Sprecher Mathias Biemann. Sie dürften aber keine Grundversorgung ersetzen. „Es wäre ein Nachteil für die Stammkunden und alle Menschen, die erst nach der täglichen Arbeit einkaufen können oder beispielsweise im Einzelhandel arbeiten, wenn die Buslinien zu früh eingeschränkt würden.“ Schließlich müsse der Rufbus bestellt und extra bezahlt werden.
„Was Dezernent Siefert als Rettung für den Rufbus Knut verkauft, ist eine faktische Kürzung des Fahrplans und Angebots“, sagt Daniela Mehler-Würzbach, verkehrspolitische Sprecherin der Linken. Von den drei Elektro-Kleinbussen mit fünf Sitzplätzen sei nur ein Fahrzeug barrierefrei. Elektro-Rollstühle oder größere Rollstühle könnten in der Regel nicht mitgenommen werden, Kinderwagen und größeres Gepäck müssten vor der Fahrt angemeldet werden, so Mehler-Würzbach.
Erst autonom wird Knut günstiger
Bisher verkehren die elektrischen Kleinbusse täglich von 5 bis 1 Uhr. Geht es nach Dezernent Siefert, wird das Angebot auf die Zeit von 18 bis 6 Uhr verschoben. Dabei solle Knut „die ergänzenden Nachtverkehre“ der Buslinien ersetzen. Nötig sei das, da die Bundesförderung auslaufe.
Dem widerspricht CDU-Politiker Nagel: „SPD, Grüne und FDP im Bund haben die Förderung nicht gestrichen, nur reduziert.“ Auch hätten CDU und SPD in Hessen in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, diese Lücke schließen zu wollen. „Der Dezernent streicht ohne Not völlig übereilt einen Teil des ÖPNV-Grundangebots“, kritisiert Nagel.
Auch fehle die strategische Ausrichtung für den On-Demand-Verkehr in der Stadt. Das Rufbus-Angebot sei erst dann wirtschaftlich sinnvoll, wenn es mit autonomen Fahrzeugen gefahren werden könne, sagt Nagel. „Bis dahin ist es egal, ob ein kleiner oder großer Bus fährt, der größte Kostenfaktor ist nämlich der Fahrer.“
So gut On-Demand-Verkehre seien, sie seien kosten- und personalintensiv, erinnert VCD-Sprecher Biemann. Die zeitlich begrenzte Anschubfinanzierung von Bund und Land dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass Städte und Gemeinden in Zukunft für sie wesentlich tiefer in die Kasse greifen müssen. Deshalb warnt der Verkehrsclub davor, übereilt ÖPNV-Angebote durch On-Demand-Verkehr zu ersetzen. Linienverkehr lasse sich, wenn er einmal abgewickelt sei, nicht schnell wieder starten. „Das kann eine riesige Finanzierungslücke oder den Zusammenbruch des Nahverkehrsangebots bedeuten.“ Dennis Pfeiffer-Goldmann/fle