Abgedreht
Busch: Wünscht man heute Abend auf dem Neujahrsempfang der Stadt dann noch ein gutes neues Jahr?
Leppert: Ja. Klar. Dafür ist er da.
Busch: Aber der Knigge empfiehlt, die Neujahrswünsche auf die ersten beiden Januarwochen zu beschränken. Die sind um.
Leppert: Bei einem Empfang zum neuen Jahr wird man sich doch ein frohes neues Jahr wünschen dürfen.
Nun gut, liebe Freundinnen und Freunde der Kommunalpolitik, dann auch an dieser Stelle erst einmal: frohes neues Jahr! Viele unserer Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker werden wir heute Abend beim Neujahrsempfang das erste Mal im Jahr 2025 sehen, aber sie sind natürlich schon lange wieder am Arbeiten. Wissen wir, gibt ja Pressemitteilungen. Und soziale Medien. Eileen O’Sullivan (Volt), Dezernentin für Digitales und Internationales, zum Beispiel, die filmt sich bei vielen ihrer Tätigkeiten und stellt kurze Videos davon ins Netz. Dieser Tage: Dienstbesprechung. Und: der Besuch bei einer europäischen Behörde. Der EIOPA, der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung.
Die muss ihren Sitz am Main haben, denn O’Sullivan postet das Filmchen eines schönen Sonnenuntergangs über dem Fluss. Oder ist es ein Sonnenaufgang? Jedenfalls hat es ihr da gefallen, denn sie schreibt – neben einem Emoji, bei dem Hände ein Herz formen –, dass es schön gewesen sei. Mit dem Aufzug ist sie jedenfalls mindestens in den 23. Stock gefahren (da bricht zumindest die Aufnahme im Lift ab), hatte dann weit oben mit dem Executive Director dieser Aufsichtsbehörde einen tollen Ausblick auf Frankfurt, und dem Design der Fenster nach war das alles im Westhafen Tower.
Unsere anderen Kommunalpolitiker:innnen sollten das auch tun. Uns mal in ihren Dienstalltag mitnehmen und schöne kleine Filmchen machen. Wir haben eine gewisse Vorstellung, wie das aussehen könnte:
Bau- und Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD): „Ja, hallo. Ich bin hier im Raum 123 des Amtsgerichts. Da sage ich als Zeugin im Verfahren gegen die Stadt aus. Geht um diese Hedderichstraße. Oder bin ich doch als Beklagte da? Da kommt man ja ganz schön durcheinander. Und zwischendurch will mich auch noch ein Oberstaatsanwalt sprechen. Oder ist es ein Richter? Nils Kößter oder Kößler oder so.“
Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne): „Ich melde mich aus der Linie U4. Also noch stehe ich an der Konstablerwache und will einsteigen. Ganz schön voll ist es. Aber das mit dem verlängerten Takt war trotzdem eine gute Idee. Jetzt rücken Sie doch mal durch da vorne. In dem hinteren Wagen ist auch noch Platz. So, jetzt bin ich drin. So halbwegs zumindest. Der Fahrer soll jetzt aber mal los … Entschuldigung, ich habe gerade einen Ellenbogen vom Nebenmann ins Gesicht bekommen. Boah, ey, bestimmt fährt der Frank Nagel von der CDU diese Bahn und macht jetzt extra langsam.“
Uwe Schulz, ehemaliger mobilitätspolitischer Sprecher der FDP: „Ich bin mit meinem Fahrrad auf der Bockenheimer Landstraße unterwegs, und ich sage euch etwas: Die Radwege hier müssen dringend erneuert werden. Und die könnten auch ruhig etwas breiter werden. Aber jetzt schalte ich aus. Sonst kommt der Thorsten Lieb vorbei und nimmt mir mein Handy weg.“
Stadträtin O’Sullivan filmt sich bei vielen Tätigkeiten und stellt Videos davon ins Netz. Die anderen sollten das auch tun.
Sandra Busch und Georg Leppert gehören zum Römer-Team der FR, das aus dem Frankfurter Rathaus berichtet. Frühere Römerbriefe gibt es unter: www.fr.de/roemerbriefe