Einig wie selten zu Tunnel unter Grüneburgpark
Über die Verkehrspolitik zankt sich die Koalition im Römer besonders gerne. Hinter der Planung, einen historischen Park für die Verlängerung der U 4 zu untertunneln, stehen sie aber geschlossen.
Es gibt sie noch in Frankfurt, die unumstrittenen Verkehrsprojekte. Das gilt für den geplanten Lückenschluss der U-Bahn-Linie 4 zwischen der Bockenheimer Warte und der U-Bahn-Endhaltestelle in Ginnheim. Für das Projekt zeichnet sich im Frankfurter Rathaus eine breite Mehrheit ab. Die Römerkoalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt befürwortet sie unisono, unterstützt von der oppositionellen CDU. Dabei handelt es sich um ein anspruchsvolles Vorhaben. Schließlich sieht die favorisierte Trasse einen mehr als zwei Kilometer langen Tunnel unter dem nördlichen Palmengarten und dem gesamten, denkmalgeschützten Grüneburgpark vor (Variante 3i auf der Karte auf dieser Seite).
Im weiteren Verlauf ist eine unterirdische Station am Theodor-Adorno-Platz auf dem Campus Westend der Goethe-Universität sowie die Untertunnelung der Miquelallee vorgesehen. Ein Betrag von mindestens 400 Millionen Euro wird für das Projekt insgesamt notwendig sein, von dem allerdings bis zu 90 Prozent von Bund und Land bereitgestellt werden. Läuft alles nach Plan, könnten die ersten Züge von 2038 an fahren und damit den Frankfurter Norden und die Universität direkt mit dem Hauptbahnhof verbinden.
Offiziell hat es noch keine Diskussion im Römer zu der im September von Grünen-Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert vorgestellten Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der U 4 gegeben. Als Ergebnis dieser Studie war – unter Vorlage von umfassenden Baum- und Grundwassergutachten sowie einer weitreichenden Nachhaltigkeitsbetrachtung – die Variante mit der Anbindung der Goethe-Universität mit ihren rund 30.000 Studenten und Mitarbeitern als sogenannte Vorzugsvariante empfohlen worden; trotz der dafür notwendigen Tunnelstrecke unter Palmengarten und Grüneburgpark.
Planung kann voraussichtlich Anfang 2025 beginnen
Siefert hat angekündigt, dass er noch in diesem Jahr einen Beschlussvorschlag für die Park- und Uni-Tunnelvariante in der Stadtverordnetenversammlung vorlegen werde. Erst wenn die, voraussichtlich Anfang 2025, zugestimmt hat, ist die Grundsatzentscheidung für dieses bedeutende Verkehrsinfrastrukturprojekt getroffen, kann die eigentliche Planung beginnen. Mit dem Vorhaben wird das U-Bahn-Netz, 60 Jahre nach Baubeginn der ersten Trasse, maßgeblich erweitert. Denn die U 4 stellt dann eine Alternativroute zu der am meisten in Frankfurt befahrenen Strecke entlang der Eschersheimer Landstraße in Richtung Frankfurter Norden dar. Unfälle oder Reparaturen führten nicht mehr zum Stillstand der U-Bahn-Verbindung.
Vermutlich der Ausblick, ein so weitreichendes Vorhaben bald gemeinsam auf den Weg zu bringen, hat die Stadtverordneten stimuliert, schon jetzt über die Vorzüge des Projekts im Stadtparlament zu sprechen. Jedenfalls hat sich die Römerkoalition als intaktes Bündnis präsentiert. Etwas, was ihr ansonsten in puncto Verkehrspolitik nicht gelingt, wie die am Freitag vorgebrachte Forderung der FDP-Basis nach einem Moratorium für den Ausbau der Radwege in Frankfurt zeigt.
Vielleicht hat die SPD auch einfach die Linke provozieren wollen. Denn in dem für das Tunnelvorhaben zuständigen Ortsbeirat hatte die Linke Anfang September noch einen Antrag durchsetzen können, in dem eine „voreilige Festlegung auf eine Vorzugsvariante“ abgelehnt wird. Nach vier Jahren Vorlaufzeit könne die Entscheidung nun nicht „durchgepeitscht“ werden, heißt es dort. Allerdings hatte es zum Zeitpunkt, als der Antrag formuliert und beschlossen wurde, noch gar keine Präsentation der Machbarkeitsstudie mit umfassender Bürgerbeteiligung gegeben.
Daniela Mehler-Würzbach, Linken-Stadtverordnete im Römer, sieht denn auch den Ortsbeirat vorgeführt, spricht von „Vertrauensverlust“. Zumal die Linke dem Tunnelprojekt bis zur Vorlage deer Machbarkeitsstudie kritisch gegenüberstand, es nun aber offenbar anders bewertet. „Es ist eine gute Studie“, sagte sie, niemand wolle „Tausende Bäume vernichtet sehen“. Ende November will die Linke auf einem Parteitag final entscheiden.
„Ich bin froh über jeden U-Bahn-Tunnel, den wir haben.“
Für die SPD-Stadtverordnete Kristina Luxen ist der Lückenschluss der U 4 als Baustein des öffentlichen Nahverkehrs „so wichtig“. Frankfurt sei in den vergangenen Jahren um 150.000 Einwohner gewachsen, Busse und Bahnen seien voll, stießen an ihre Kapazitätsgrenzen. Es sei „fahrlässig“, würde man nicht die Chance nutzen, mit der geplanten Trasse auch den Universitätscampus anzubinden.
„Ich rede gerne über das Projekt, weil es in der Koalition glatt durchgehen wird“, gestand Uwe Schulz (FDP) offen ein. Sämtliche Gutachten hätten gezeigt, dass die Tunnelvariante unter dem Park die beste ökologische Bilanz aufweise. Bei der Alternativstrecke mit einer Haltestelle „Botanischer Garten“ an der Miquelallee wolle er sich nicht ausmalen, was vom Garten übrige bleibe, wenn täglich Hunderte Studenten dort entlang-„trampeln“. Er forderte: „Volle Kraft voraus für dieses hochattraktive ÖPNV-Angebot.“