„Krankenstand zu hoch“
 
Aktuelle Stunde zum ausgedünnten Fahrplan

Vor ihrem Streik am Freitag haben die Frankfurter Fahrer von Straßen- und U-Bahnen von unerwarteter Seite Unterstützung bekommen. Den Satz „Wer Geld auf den Tisch legt, hat auch Fachkräfte“ sollte sich die Gewerkschaft für die nächste Verhandlungsrunde merken. Er stammt von Uwe Schulz (FDP), der im Stadtparlament am Donnerstag eine aktuelle Stunde zu den Fahrtausfällen im Nahverkehr und dem deswegen ausgedünnten Fahrplan beantragt hatte. Die Klage über fehlendes Personal habe vielleicht auch mit einem Mangel an Arbeitgebern zu tun, die angemessene Löhne zahlten, sagte Schulz.

Der FDP-Stadtverordnete hatte sich in der Fragestunde nach den Strategien des Magistrats für eine adäquate Versorgung mit einem Nahverkehrsangebot erkundigt. Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Die Grünen) antwortete, die vorübergehende Reduzierung des Fahrplans sei eine Reaktion auf erhebliche Ausfälle, vor allem in den Außenbezirken. Deshalb fährt zum Beispiel seit dem 27. Januar die U-Bahnlinie 5 von Preungesheim nur noch bis zur Konstablerwache und nicht mehr bis zum Hauptbahnhof. Die Einschränkungen sollen den Fahrplan im Gegenzug verlässlicher machen. „Das hat in den vergangenen Tagen ganz gut funktioniert“, sagte Siefert zu den ersten Erfahrungen.

Grund für die Ausfälle sei vor allem ein hoher Krankenstand beim Fahrpersonal und in den Werkstätten gewesen. Um dem gegenzusteuern, entwickle die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) ein betriebliches Gesundheitsmanagement. Hinzu komme der Fachkräftemangel in der gesamten Branche. Um nachhaltig Stellen zu besetzen, werde die Verkehrsgesellschaft mit einer neuen Rekrutierungskampagne weiter aktiv und offensiv Fahrerinnen und Fahrer suchen. Flexible Arbeitsbedingungen wie Teilzeitregelungen sollten neue Personengruppen erschließen. Dadurch könnten auch geteilte Dienste bei der In-der-City-Bus GmbH reduziert werden, sagte Siefert auf Nachfrage von Katharine Knacker (Die Grünen).

Autonomes Fahren, nach dem sich Schulz erkundigt hatte, wird vorerst keine Lösung für den Fahrermangel sein. „Wir digitalisieren die Zugsicherung im Tunnel und haben halbautomatische Systeme“, sagte der Dezernent. „Aber an den oberirdischen Haltestellen und Kreuzungen gibt es wegen der Komplexität Grenzen für autonomes Fahren.“ Bei der von Schulz angesprochenen Bezahlung habe die Stadt keinen Spielraum. „An der Tarifautonomie zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern wird der Magistrat nicht rütteln“, sagte Siefert. Man könne nur die Arbeitsbedingungen verbessern und denke zum Beispiel über Betriebswohnungen nach.

Schulz hatte auch nach Einhaltung der vertraglichen Pflichten gefragt. Es würden nur Leistungen vergütet, die auch erbracht würden, sagte der Dezernent. Außerdem gebe es eine Qualitätssteuerung über Vertragsstrafen und ein Bonus-Malus-System. Die Nahverkehrsgesellschaft Traffiq versuche jedoch, durch Gespräche mit den Verkehrsunternehmen Tendenzen zu erkennen und Ausfällen vorzubeugen.

Für den verkehrspolitischen Sprecher der FDP kann der reduzierte Fahrplan nur eine „Not-OP“ sein. Einen Krankenstand von 16 Prozent müsse man hinterfragen. Frank Nagel (CDU) lobte das Gesundheitsmanagement. „Aber das größere Problem ist die Fluktuation.“ In Frankfurt gebe es Konkurrenz durch die Bahn und den Flughafen, sagte Kristina Luxen (SPD). Zudem seien die Anforderungen hoch. „Bei der VGF muss man neun Führerscheine machen, um auf allen Strecken fahren zu können.“