Mittwoch, 01. April 2020, Frankfurter Neue Presse/ lokales

 

Kritik an ausgedünntem Fahrplan

 

 
   

NAHVERKEHR Stadt bessert nach Protesten von Fachleuten nach

Volle Bahnen in Corona-Zeiten: Für den seit Montag ausgedünnten Fahrplan hagelte es Kritik.Foto: Dennis Pfeiffer-Goldmann

 

Frankfurt – Nachbesserungen im Corona-Notfahrplan in Frankfurt fordern mehrere Römer-Parteien – und auch Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne). Der neue “erweiterte Sonntagsfahrplan” hatte am Montag zu teils deutlicher Enge in den U- und Straßenbahnen geführt.

“Es ist unabdingbar, dass wir in Frankfurt in allen Bereichen die Abstandsregeln von mindestens 1,5 Meter einhalten, um Neuinfektionen mit dem Coronavirus so gering wie möglich zu halten”, betont der Gesundheitsdezernent. “Dies gilt selbstverständ­lich auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln.” Mit dem Verkehrsdezernat sei er “eng in Kontakt”, um, “falls notwendig”, schnell nachzusteuern und Fahrpläne und Zuglängen anzupassen.

Deutlicher wird die CDU: Am Montagmorgen habe sich gezeigt, dass der aktuelle Fahrplan “unbefriedigend” sei “weil die vorhandenen Fahrzeuge häufig so gut gefüllt sind, dass der Vorsichtsabstand von den Fahrgästen nicht eingehalten werden kann.” Das erklärt der Vorsitzende des Fachausschusses Verkehr der CDU, Frank Nagel.

Er fordert stattdessen, auf den Samstags- statt einen erweiterten Sonntagsfahrplan umzustellen, solange ausreichend Fahrer zur Verfügung stünden. “Dieser hat morgens einen dichteren Takt und wird dem Fahrgastaufkommen im Berufsverkehr besser gerecht”, sagt Nagel. Sollte später wegen Personalmangels eine weitere Ausdünnung des Angebots notwendig sein, müsse in jedem Fall der dichte Takt morgens bei­ behalten werden.

Ein eklatanter Nachteil des aktuellen Fahrplans sei, dass Anschlüsse “leider eher Glückssache” seien. Und einige Bewohner Frankfurts seien von den Zentren abgehängt: Das sei etwa im Norden der Fall, wo die Buslinie 25 erst ab sieben statt ab fünf Uhr fahre, und in der Nordweststadt, wo die fürs Einkaufen im NWZ wichtige Linie 71 gar nicht fahre. “Bei diesem Notfahrplan muss nachgebessert werden”, fordert Nagel.

 

Ebenso sieht das die Vorsitzende der FDP-Römerfraktion, Annette Rinn. Sie habe zwar Verständnis fürs Ausdünnen des Ange bots. “Man muss ja keine heiße Luft durch die Gegend fahren.” Genau das geschehe aber weiterhin, wenn vier U- und zwei Straßenbahnlinien teils bis in den späten Abend im 10-Minuten-Takt unterwegs seien. “Das ist völliger Unsinn.” Diese Kapazitäten müssten “relativ flott” getauscht werden: Zu einem 10-Minuten-Takt morgens im Berufsverkehr und einem 15-Minuten-Takt am Abend.

Prinzipiell dürfte das auch im Sinn von Wolfgang Siefert (Grüne) sein. Der Vorsitzende des Verkehrausschusses fordert: “Das Angebot muss so sein, dass so viel fährt, dass der Sicherheitsabstand zwischen den Fahrgästen gewährleistet wird.” Deshalb müsse nachgesteuert werden, findet Siefert. “Kostenüberlegungen dürfen hier keine Rolle spielen, es geht um die Gesundheit der Leute.”

Die Stadt hat auf die Kritik zwischenzeitlich reagiert und bei einigen Linien nachgesteuert. So wurden bereits gestern U-Bahn-Linien mit zusätzlichen Wagen bestückt. Am 15-Minuten-Takt in den Morgenstunden allerdings hält sie fest: Von der Linie U9 abgesehen fahren alle U-Bahn-Linien montags bis freitags morgens weiterhin im 15- Minuten-Takt. Außerdem wird die Linie 21 (Nied Kirche – Stadion Straßenbahn) verstärkt und verkehrt nun wie andere Linien bereits morgens im 15-Minuten-Takt. Die Buslinie 37 (Hauptbahnhof – Gutleutviertel Briefzentrum) verdoppelt ihr Angebot vom morgigem Mittwoch an zwischen 6 und 9 Uhr sowie zwischen 13.30 und 18 Uhr auf einen 15-Minuten-Takt. Dennis pfeiffer-Goldmann

Infos zum Fahrplan

 

Der Corona-Notfahrplan ist unter www.rmv.de abrufbar. Auskünfte gibt’s unter Tele­ fon (0 69) 24 24 80 24.

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