Linie 15 soll durchs Lyoner Quartier rollen

Von Julia Lorenz

Immer rasanter entwickelt sich die einstige Bürostadt – inzwischen Lyoner Quartier tituliert – zu einem Mischgebiet, in dem nun auch verstärkt gewohnt wird. Vor dem Hintergrund dieses Strukturwandels wird eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 15 in das Lyoner Quartier gefordert. Neu ist die Idee nicht.

Langsam wandelt sich die einstige Bürostadt zum neuen Wohn- und Büroviertel Lyoner Quartier. Neubauten mit Miet- und Eigentumswohnungen entstehen an nahezu jeder Ecke. Perspektivisch sollen einmal bis zu 10 000 Menschen in dem neuen Quartier in Niederrad leben. Wegen dieses Strukturwandels bringt Frank Nagel, der Vorsitzende des Fachausschusses Verkehr der CDU Frankfurt, nun erneut die Verlängerung der Straßenbahnlinie 15 in das neue Viertel ins Spiel.

„Das Lyoner Quartier ist verkehrlich nicht richtig erschlossen“, sagt Nagel. Zwar gebe es in der Nähe die S-Bahn-Station „Niederrad“ und die Straßenbahnlinie 12 in Richtung Schwanheim sowie den 51er und 78er Bus. Zusätzlich gibt es morgens für die Pendler die Buslinie 79, die das Quartier ringförmig von der S-Bahn aus erschließt. „Aber solch ein Angebot fehlt tagsüber“, so Nagel. „Durch die Strukturänderung des Viertels darf man sich nicht mehr nur auf die Pendler konzentrieren, jetzt muss an die Bewohner gedacht werden.“

Die Verlängerung der Straßenbahn könne die Wege im Viertel verkürzen und das alte Niederrad mit dem neuen besser verbinden. „Für ältere Menschen wäre es einfacher, zum Einkaufen ins neue Quartier zu fahren“, sagt Nagel. Vor allem aber ändere sich das Bewusstsein der Menschen; immer mehr würden gerne den öffentlichen Nahverkehr nutzen und das Auto stehen lassen. „Und wir sprechen immer öfter auch über emissionsarme Verkehrsmittel“, sagt Nagel. „Da gehört es auch dazu, den Bus durch die Straßenbahn zu ersetzen.“

Schülerlinie 19 einstellen

Nagel schwebt vor, die Straßenbahnlinie 15 über die Endhaltestelle am Haardtwaldplatz entlang der Kalmitstraße durch die Bahnunterführung hindurch in das Lyoner Quartier zu verlängern. Dort könnten die Schienen entlang der Goldsteinstraße und von dort auf die Lyoner Straße führen, um dann an die Gleise der Straßenbahnlinie 12 anzuschließen. „So könnte man vom Haardtwaldplatz in 13 Minuten fahren“, sagt Nagel. Aus seiner Sicht habe das zudem den Vorteil, dass man die Schülerlinie, die 19, die morgens und mittags von Schwanheim nach Sachsenhausen und wieder zurück rollt, einstellen könnte. „Die Schüler könnten ganz einfach mit der 15 fahren.“

Alter Einfall

Die Idee, die Straßenbahnlinie 15 zu verlängern, ist nicht neu. Angeregt durch den Ortsbeirat 5 (Oberrad, Sachsenhausen, Niederrad) forderte die Stadtverordnetenversammlung bereits im Oktober 1996 den Magistrat dazu auf, die „geplante und versprochene Verlängerung der Linie 15 über die Goldsteinstraße in die Bürostadt Niederrad hinein in die Planung aufzunehmen“. Doch bisher konnte diese Forderung nicht umgesetzt werden. Denn es gibt einen Knackpunkt, respektive einen Engpass in der Geschichte: Die Eisenbahnunterführung an der Goldsteinstraße ist zu schmal, als dass dort auch noch eine Tram hindurchfahren könnte. Dort gibt es noch nicht einmal einen Fahrradweg. Und selbst der Fußgängerweg ist so schmal, dass dort nicht mal zwei Menschen nebeneinander laufen können.

Das weiß auch Frank Nagel. Aber die Deutsche Bahn will die beiden Eisenbahnbrücken im Zuge ihrer geplanten Gleiserweiterung zwischen Niederrad und dem Hauptbahnhof abreißen und neu bauen. Die Unterführung soll danach breiter sein als bisher. „Spätestens dann sollte die Stadt Frankfurt über eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 15 nachdenken“, sagt Nagel. „Am besten macht das Verkehrsdezernat schon mal jetzt eine grobe Planung, wie das in Zukunft aussehen könnte.“

Vorschlag Quartiersbusse

Und tatsächlich hat auch das Verkehrsdezernat einen möglichen Ausbau der Tramlinie in Niederrad im Blick. „Das ist aber nichts, womit wir heute oder morgen anfangen können“, sagt der zuständige Stadtrat Klaus Oesterling (SPD). Dies sei lediglich eine langfristige Idee, die man sich genauer anschauen könne. Immerhin würde die Gleiserweiterung der Bahn eine Bauzeit von mindestens sieben bis zehn Jahren in Anspruch nehmen, zudem habe der Bau noch nicht einmal begonnen. Allerdings will Oesterling eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 15 im Rahmen des neuen Gesamtverkehrsplans, der alle Infrastrukturprojekte im Nahverkehr bis 2030 enthalten soll, untersuchen lassen. Zudem will der Verkehrsdezernent im zuvor erarbeiteten Nahverkehrsplan, der alle Projekte bis 2023 erfasst, der Frage der Quartiersbusse nachgehen. Dabei soll sich nochmals mit einem möglichen Quartiersbus für Niederrad, wie er immer wieder vom zuständigen Ortsbeirat 5 gefordert wird, beschäftigt werden. Dieser könne das alte Niederrad auch mit dem Lyoner Quartier verbinden.

Die SPD Niederrad würde einen Quartiersbus sehr begrüßen. „Dieser ist günstiger zu realisieren als eine Verlängerung der Straßenbahn“, sagt Petra Korn, stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Niederrad und Ortsbeiratsmitglied. „Niederrad ist von der Fläche her gar nicht so klein, wie man immer annimmt. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle Siedlungen des Stadtteils miteinander verbinden.“