Medizintourismus in Frankfurt und Umgebung fördern

Patienten aus dem Ausland nutzen die medizinische Expertise in Deutschland und bringen dadurch auch viel Geld. Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet wollen noch aktiver ihr Angebot bewerben.

Frank Nagel, Vizepräsident der IHK Frankfurt, ist sich sicher: „Der Medizintourismus hat ein hervorragendes Potenzial. Er ist ein Wachstumsmotor für die Wirtschaft.“ Und der Vize der Industrie- und Handelskammer steht mit der Meinung nicht alleine da. Am Rande einer Fachtagung zum Thema Medizintourismus sprachen sich mehrere Akteure dafür aus, einen stärkeren Fokus auf diesen Sektor zu legen.

Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff Medizintourismus? Er bedeutet, dass Menschen aus anderen Ländern, gezielt nach Deutschland kommen, um sich hier medizinisch behandeln zu lassen. Das ist nur in den seltensten Fällen ein Scheich oder Oligarch, wie Plamen Staikov, Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Krankenhaus Sachsenhausen und Vereinsvorsitzender von Medical Network Frankfurt-Rhein-Main, berichtet. „Im Durchschnitt ist es eher die Mittelschicht, die ausreichend verdient, um sich oder Familienangehörige im Ausland behandeln zu lassen“, sagt Staikov.

Bereits vor gut 20 Jahren wurde der Verein Medical Network Frankfurt-Rhein-Main gegründet. Mitglieder sind beispielsweise Krankenhäuser, Arztpraxen und Kureinrichtungen. Der Verein möchte die Region in Kooperation mit der IHK und der Frankfurter Tourismus- und Congressgesellschaft noch bekannter machen. Dazu hat man die Internetseite neu aufgesetzt und eine fünfsprachige Informationsbroschüre geschaffen, die auf Messen im Ausland zum Einsatz kommen soll.

Die größten Regionen, aus denen Patienten kommen, sind der arabischsprachige Raum, der russischsprachige Raum und China. Die häufigsten Behandlungen erfolgen im Bereich Onkologie (Tumor- und Krebserkrankungen) und im sogenannten „Check-up“, im Grunde also der Vorsorge und Früherkennung. Jeder Markt habe aber andere Schwerpunkte, so dass auch Spezialisierungen etwa auf Adipositas (Fettleibigkeit), Orthopädie oder Psychosomatik auf Interesse stießen.

Frankfurt und die Region zählten in Deutschland nicht zu den größten Nutznießern von Medizintourismus. München, Berlin und Hamburg sind noch weiter vorn – auch weil das Thema früher erkannt wurde und mehr investiert wird. Aber Strategieberater und Experte Andreas Keck sieht nicht den nationalen, sondern den internationalen Wettbewerb als wichtig an. Frankfurt habe eine Spitzenmedizin und durch den Flughafen eine schnelle Anreisemöglichkeit. In den kommenden Jahren werde der Wettbewerb um China entscheidend. 20 000 Patienten generierten gut 100 Millionen Euro an Bruttowertschöpfung. Staikov ergänzt, dass die Mehreinnahmen letztendlich mehr Geld für die Klinik und die Versorgung der Bürger bedeuteten. Es könnten neue Geräte und mehr Personal angeschafft werden.