SACHSENHAUSEN – Stadt sieht Transportkapazität als ausreichend an – Trotz Ausbau der Deutsche-Bank-Arena

Besucher von Fußballspielen und Konzerten im Waldstadion und die Anwohner in Sachsenhausen und Niederrad müssen sich auf noch vollere Bahnen und Busse einstellen. Denn obwohl die Deutsche-Bank-Arena um 8500 Stehplätze erweitert wird, sollen es weder mehr Bahnfahrten noch mehr Parkplätze für Autos geben,

Auf die voraussichtlich kuscheligeren Zustände bei An- und Abreise von und zum Waldstadion deuten Erklärungen hin, die Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne) jüngst auf eine Frage von Frank Nagel, dem verkehrspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion antwortete. Der hatte in der Fragestunde der Stadtverordneten daran erinnert, dass lediglich 680 neue Fahrradabstellplätze geschaffen würden, wenn im Sommer die Erweiterung der Deutsche-Bank-Arena um 8500 Plätze in Betrieb genommen werde.

 

Tram-Linien bleiben ausgedünnt

Allerdings würden wohl nicht alle anderen zusätzlichen Stadiongäste zu Fuß kommen, es würden jedoch auch keine zusätzlichen Auto-Parkplätze geschaffen, sagt Nagel. Daher seien die zusätzlichen Besucher auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. „Doch schon heute reichen die Fahrzeugkapazitäten nicht aus, um gleichzeitig den planmäßigen Linienverkehr aufrecht zu erhalten“, warnt Nagel. Deshalb interessiert ihn: Welche Linien in der Stadt sollen vom Sommer an bei Großveranstaltungen im Stadion temporär eingestellt oder reduziert werden? Anders sei es ja nicht möglich, mehr Kapazitäten für die Sonderlinien zum Stadion zu bekommen, nämlich die Straßenbahn 20 ab Hauptbahnhof und den Bus 80 ab Südbahnhof.

Gegenüber dem bisherigen Procedere soll sich nichts ändern, erklärt Dezernent Majer in seiner Antwort. „Weitere Einschränkungen sind nicht geplant.“ Die gibt es allerdings bisher im normalen Linienverkehr, sobald zusätzlich die Stadionbesucher zum Fußball oder zu Konzerten gefahren werden müssen. So müsse weiterhin „vorrangig das Angebot auf der Linie 17 zurückgenommen werden“, damit genügend Fahrzeuge auf der Sonderlinie 20 eingesetzt werden könnten. Sie fährt dann nicht mehr im 7,5-Minuten-Takt, sondern nur nach Ferienfahrplan alle zehn Minuten.

Zusätzlich werde je nach Besucheranzahl nachmittags die Linie 15 (Niederrad-Oberrad) nur zwischen Niederrad und Südbahnhof fahren können statt bis zur Stadtgrenze Offenbach. „Bei sehr hohem Besucheraufkommen sind auch Einschränkungen auf den Linien 11 und 21 nicht vermeidbar“, erläutert Majer. Dies werde auch im Jahr 2023 der Fall sein, damit genügend Fahrzeuge für die in der Regel als Doppeltraktion verkehrende Linie 20 zur Verfügung stehen. Allerdings könnten „aus Streckenkapazitätsgründen“ nicht mehr Züge der Linie 20 eingesetzt werden.

Einschränkungen im Busverkehr gebe es durch den Einsatz der Buslinie 80 nicht. Für sie „stehen abends und am Wochenende genügend Fahrzeuge zur Verfügung“, erläutert Stefan Majer, gegebenenfalls würden Gelenkbusse anderer Linien genutzt, für die dann stattdessen Standardlinienbusse verkehren. Allerdings könne das Angebot des 80ers „nur bedingt“ ausgeweitet werden, da die Abstellmöglichkeiten am Stadion begrenzt seien.

Zumindest den Nutzern des Nahverkehrs in der Stadt macht der Mobilitätsdezernent einen Hauch von Hoffnung, dass künftig Tage mit Stadionverkehr zu weniger Einschränkungen beim Standardangebot führen könnten. „Um für die Straßenbahnlinie 20 zuverlässig für alle Stadionveranstaltungen an allen (Wochen-) Tagen ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung zu haben, wird im Zuge der Auslieferung der neuen Straßenbahnen (T-Wagen) eine gewisse Anzahl von heutigen älteren Fahrzeugen (R-Wagen) zurückbehalten.“ So sei zukünftig bei Stadionveranstaltungen keine Ausdünnung im Regelbetrieb des Straßenbahnnetzes mehr notwendig. Das gelte aber erst ab dem Zeitpunkt, wenn genug T-Wagen verfügbar seien.

 

Neuer Wagen mit Verspätung

Der erste neue T-Wagen ist seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember im Einsatz in der Stadt. Vor allem aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei Zulieferern durch die Corona-Pandemie hatte sich die Auslieferung der neuen Straßenbahn-Baureihe mehrfach und insgesamt um mehr als ein Jahr verzögert. Nun will Hersteller Alstom von Januar an bis Mai zunächst ein weiteres Fahrzeug ausliefern, wie Bernd Conrads erklärt, Sprecher der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF).

Ab Juni solle die Lieferung auf zwei Fahrzeuge je Monat erhöht werden. „Unter Berücksichtigung der Inbetriebnahmeprüfungen heißt das, dass bis zum Jahresende 2023 zirka 18 Fahrzeuge in Betrieb sein könnten“, sagt Conrads. Das gelte natürlich nur, sofern unterbrochene Lieferketten oder technische Probleme nicht für Verschiebungen sorgten.

Das Zurückhalten von Fahrzeugen für den Stadionverkehr ist dabei neu. Bisher hatte die VGF die alten, nicht klimatisierten R-Wagen aus den Neunzigerjahren nach Bukarest verkaufen wollen, sobald sie durch T-Wagen ersetzt wurden. Lediglich drei R-Wagen wollte die VGF fürs Museum behalten. Dennis Pfeiffer-Goldmann